Medizinischer Durchbruch?

Heilerfolge bei Long-Covid: Testpersonen für Erlanger Studie gesucht

7.10.2021, 12:28 Uhr
Das Team der Augenklinik will noch in diesem Jahr die Studie mit Long-Covid-Patienten starten (v.l.): Jakob Hoffmanns, Franzi Reith, Patient Oliver G. und die Ärzte Bettina Hohberger und Christian Mardin. 

© Franziska Männel/Uni-Klinikum Erlangen, NN Das Team der Augenklinik will noch in diesem Jahr die Studie mit Long-Covid-Patienten starten (v.l.): Jakob Hoffmanns, Franzi Reith, Patient Oliver G. und die Ärzte Bettina Hohberger und Christian Mardin. 

Vier Menschen mit heftigen Spätfolgen einer Corona-Infektion haben die Ärztinnen und Ärzte der Augenklinik des Uniklinikums Erlangen bereits geheilt. Das Herzmedikament BC 007, in seiner verblüffenden Wirkung von den Ärzten eher zufällig entdeckt, brachte sie alle auf den Weg der Besserung. Dauerhaft.

"Der erste Patient, den wir damit behandelt haben, ist nach fünf Monaten noch immer beschwerdefrei", sagt der leitende Oberarzt Christian Mardin. Ein Erfolg, der auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung auf den Plan ruft: Es unterstützt die weitere Forschung. Die geplante Studie der Augenklinik Erlangen ist eines von zehn Projekten, die das Ministerium mit insgesamt 6,5 Millionen Euro fördert.

1,2 Millionen Euro beantragt

Noch weiß Professor Mardin nicht, wie hoch die Fördersumme genau ausfällt. Der schriftliche Bescheid vom Ministerium steht noch aus. Von der Höhe der bewilligten Gelder - beantragt wurden 1,2 Millionen Euro - hängt ab, wie viele Testpersonen in die Untersuchung aufgenommen werden können.

"Zunächst einmal werden wir maximal 100 Probanden in die Studie einschließen", sagt der Forscher. Weil die bisherigen Erfahrungen mit dem Medikament zeigen, dass es so gut wie keine Nebenwirkungen verursacht, werden die jeweils 75-minütigen Infusionen ambulant verabreicht. "Auch die Kontrolle kann ambulant erfolgen", so der Arzt.

Schnell bessere Blutwerte

Und weil sich dessen Wirkung bereits sehr schnell zeige, reiche ein Untersuchungszeitraum von einem Jahr vollkommen aus, so der Experte. "Anhand der Blutwerte sieht man schon nach einer Woche, ob es anschlägt."

So wie bei Axel N. aus Oberfranken. Er war Patient Nummer eins. Nach einer Corona-Infektion litt der 59-Jährige aus dem Landkreis Coburg unter anderem an Konzentrationsschwierigkeiten, Geschmacksstörungen und extremer Erschöpfung. Bereits kurz nach der einmaligen Infusion von BC 007 waren seine Long-Covid-Symptome komplett verschwunden. Ähnlich war die Wirkung bei den drei weiteren in der Augenklinik behandelten Long-Covid-Patienten.

Sehr viele Anfragen

Seit über die Therapieerfolge berichtet wurde, können sich Mardin und seine Mitarbeiter vor Anfragen kaum retten: "Wir haben mehr als 4000 Mails von Long-Covid-Patienten bekommen", sagt er. Die Nachrichten werden alle durchgesehen und kategorisiert, um zu sehen, wer für die Studie geeignet ist.

Derzeit besteht das Forscherteam aus Mardin, seiner Kollegin Bettina Hohberger und drei Doktoranden. "Wir werden aber noch fünf bis zehn Studenten dazu anheuern", sagt der Oberarzt über die logistische Herausforderung des Projektes. Auf jeden Fall noch in diesem Jahr, frühestens im November, soll die Studie starten. Wer sich für eine Teilnahme interessiert, kann sich per E-Mail melden.