Tiere essen nicht alles

Krank durch Erdnuss: Fränkischer Wildpark kämpft gegen "falsches" Futter

Minh Anh Nguyen

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26.11.2022, 05:55 Uhr
Der Blaustirnamazone Willi ist vergangenen Herbst schwer erkrankt. Der Grund dafür: schädliche "Futtermittel".

© Nicole Metzger Der Blaustirnamazone Willi ist vergangenen Herbst schwer erkrankt. Der Grund dafür: schädliche "Futtermittel".

Ein großes Schild am Haupteingang sowie zahlreiche kleine Schilder über die Anlage verteilt - überall wird die Botschaft im Wildpark Schweinfurt deutlich, dass die Tiere nicht mit mitgebrachten Lebensmitteln gefüttert werden sollen. Der Tierpark versucht auf vielen Wegen zu verhindern, dass falsches Futtermittel zu den Tieren gelangt. Dennoch entdecken Pflegerinnen und Pfleger immer wieder falsches Futter bei den Tieren.

Von Elchen, Gänsegeiern, Luxe, bis hin zu Eseln, Ziegen und Frankengänse - rund 460 Tiere und knapp über 40 Tierarten leben im Schweinfurter Wildpark. Der Park verzeichnet jedes Jahr etwa 60.000 Besucher aus ganz Deutschland. Einige Besucher gehen dabei überfürsorglich an die Tiere heran und füttern sie auf eigene Faust. Diese gute Absicht kann aber auch schädlich sein.

"Tote Tiere Kiste"

Vor etwa zehn Jahren führte der Schweinfurter Wildpark auf Initiative des Parkleiters Thomas Leier die "Tote Tiere Kiste" ein. "Jedes Jahr könnten wir den Inhalt dieser Kiste mit unseren toten Tieren, die im Verlauf von zwölf Monaten durch unsachgemäße Fütterung gestorben sind, füllen", ist darauf zu lesen.

Die "Tote-Tiere-Kiste" im Wildpark Schweinfurt.

Die "Tote-Tiere-Kiste" im Wildpark Schweinfurt. © Thomas Leier

"Wir wollen, dass Menschen aufgeklärt werden", erklärt der Parkleiter im Gespräch mit unserer Redaktion. Zu oft verfüttern Besucherinnen und Besucher schädliche "Futtermittel" an die Tiere im Park. Einige Tiere sind daran gestorben oder mussten Schmerzen erleiden. "Aber seit Einführung der 'Tote Tiere Kiste' hat sich, denke ich, etwas getan" so Leier.

Die "Tote Tiere Kiste" soll als deutlicher Appell, aber auch als Sortierstelle funktionieren. Besucherinnen und Besucher können dort ihr mitgebrachtes Futter von den Mitarbeitenden prüfen lassen. Grundsätzlich sollen die Tiere aber nur mit den auf dem Gelände erhältlichen Futterpäckchen gefüttert werden, erklärt der Leiter.

"Jedes Jahr könnten wir den Inhalt dieser Kiste mit unseren toten Tieren, die im Verlauf von 12 Monaten durch unsachgemäße Fütterung gestorben sind, füllen", heißt es auf der Kiste.

"Jedes Jahr könnten wir den Inhalt dieser Kiste mit unseren toten Tieren, die im Verlauf von 12 Monaten durch unsachgemäße Fütterung gestorben sind, füllen", heißt es auf der Kiste. © Thomas Leier

"Ich selber habe mal ein Herr angesprochen, der stand bei unseren Hochlandrindern und wollte ihnen Pizza verfüttern – die war sogar verschimmelt", erzählt der Parkleiter im Gespräch. Der Großteil der Parkbesucher zeige schnell Einsicht, manche Menschen sehen es jedoch anders, erklärt Leier. Die Besucherinnen und Besucher bekräftigen dann, dass sie es "nur gut mit den Tieren meinen" oder ihnen "etwas Gutes tun wollen".

Blaustirnamazone Willi - Aspergillose durch Erdnuss

Ein Beispiel für die Gefahr, die von falschem Futter für Tiere ausgeht, ist der Fall des Blaustirnamazonen Willi aus dem Herbst 2021. Tierpflegerin Nicole Metzger sowie eine ehrenamtliche Tierärztin stellten fest, dass sich der Gesundheitszustand des Vogelherrn deutlich verschlechtert hatte. "Die Tierärztin hat ihn dann auch mitgenommen und festgestellt, dass es Aspergillose ist", erzählt der Leiter. Schuld war wohl eine Erdnuss, die fälschlicherweise in der Voliere gelandet ist.

"Wir haben das öfters, dass Besucher Erdnüsse mit Schale an die Tiere verfüttern", so Leier. Die Erdnussschalen enthalten oftmals Pilzsporen des Schimmelpilz Aspergillus. Beim Aufknacken der Nuss wird der Sporenstaub dann aufgewirbelt und vom Tier beim Essen inhaliert. Die Folge kann ein lebensgefährlicher Pilzbefall sein, erklärt der Parkleiter. Ob im konkreten Fall tatsächlich ein Parkbesucher die Schuld trägt, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. "Es liegt eben nahe, weil in den Erdnussschalten die Pilzspuren von dem Aspergillus enthalten sind", erklärt Parkleiter Leier.

Der Blaustirnamazone verbrachte nach der Diagnose etwa vier Monate bei der ehrenamtlichen Tierärztin. Willi geht heute wieder besser und er konnte wieder nach der Genesung zurück in seine Gruppe. Besonders über sein Kumpel, den Graupapagei Kongo, freute sich Willi wohl. "Die verstehen sich super", erzählt der Tierparkleiter.

"Das hilft unseren Tieren"

Seit vielen Jahren schon sprechen die Pflegerinnen und Pfleger die Leute aktiv an, sobald sie schädliche Futtermittel vermuten. Die Mitarbeiter wurden dazu eingewiesen, sind jedoch auch selbst sehr interessiert daran. Es sind ja auch "ihre" Tiere, erklärt der Leiter. "Die verschiedenen Maßnahmen, die Schilder an den Anlagen, Tote Tiere Kiste, das proaktive Ansprechen – das alles zusammen, das hilft unseren Tieren."

Oftmals geschehen diese Dinge aus Unwissenheit heraus. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine gewisse Aufmerksamkeit zu generieren, erklärt Leier und weiter: "Wir haben ja das hohe Ziel, unsere Tiere zu schützen und gesund zu halten."