Droht ein Notstand?

Nach Speiseöl: Jetzt wird ein weiteres Lebensmittel knapp

Tobi Lang

Redakteur

E-Mail zur Autorenseite

20.3.2022, 16:26 Uhr
Nach Speiseöl: Jetzt wird ein weiteres Lebensmittel knapp

© twitter.com/Kizito5

Die Ukraine ist so etwas wie die Kornkammer Europas. Die Böden in dem Land sind fruchtbar, die sogenannte Schwarzerde gehört zu den besten der Welt. Und auch Russland ist eine echte Getreide-Supermacht. Beide Länder sind verantwortlich für fast 30 Prozent der weltweiten Weizen-Exporte. Doch seit im Osten des Kontinents wieder ein Krieg tobt, sind die Märkte in Aufruhr. Weil die größten Lieferanten überhaupt ausfallen, steigen die Preise unaufhörlich.

Auch Verbraucher dürften das zu spüren bekommen. In einigen Supermärkten wird Weizenmehl, das in deutschen Haushalten zum Backen verwendet wird, knapp - zumindest vereinzelt. Nach den Engpässen beim Speiseöl könnte es zum Klopapier des Ukraine-Krieges werden.

Müllerbund sagt: "Das reicht"

Behörden geben Entwarnung - erst einmal. "Die Lebensmittelversorgung in Deutschland ist sicher", sagte Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) am Freitag. Denn etwa beim Weizen ist Deutschland am Bedarf gemessen sogar Selbstversorger. Heißt: Die Produktion kann den Verbrauch decken.

Konkrete Engpässe fürchtet auch Experten nicht. 3,6 Millionen Tonnen Weizen wurden im vergangenen Jahr in Bayern produziert, davon wandern 1,6 Millionen in die Mühlen des Freistaates. "Das reicht", sagt Rudolf Sagberger, Vorstandsvorsitzender des Bayerischen Müllerbundes dem Bayerischen Rundfunk. "Damit ist die Versorgung sicher." Tatsächlich können die Produzenten im Süden sogar Getreide in den Norden der Republik exportieren.

"Ähnliche Dramatik in den vergangenen Jahrzehnten nicht gesehen"

Verbraucher dürften die Auswirkungen der Krise dennoch zu spüren bekommen. Während der Preis für die Tonne Weizen an den Börsen vor einem Jahr noch bei etwa 200 Euro lag, hat er sich mittlerweile fast verdoppelt. "In den vergangenen Tagen sind die Getreidepreise explosionsartig nach oben geschossen", sagt Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerbunds. "Eine ähnliche Dramatik haben wir in den vergangenen Jahrzehnten nicht gesehen."

Die heimischen Müller seien gezwungen, die Preissteigerung weiterzureichen - auch, weil Energie teurer wird. Dass Deutschland das Weizenmehl ausgeht, sagt auch der Experte, sei eher unwahrscheinlich. Für das Kilo Mehl dürfte aber schon bald mehr fällig werden an der Supermarktkasse.