Falsche Zertifikate vorgelegt

Millionenbetrug mit minderwertigen Masken: Razzia in Neumarkter Firma

15.7.2021, 18:13 Uhr
Bei einer genaueren Überprüfung stellte sich heraus, dass es sich um sogenannte Alltags-Masken oder auch Community-Masken handelte und nicht um ein medizinisches Produkt.

© Michael Gstettenbauer via www.imago-images.de Bei einer genaueren Überprüfung stellte sich heraus, dass es sich um sogenannte Alltags-Masken oder auch Community-Masken handelte und nicht um ein medizinisches Produkt.

Die zwei Männer, einer von ihnen ist Kommunalpolitiker der Freien Wähler im Landkreis Neumarkt, sollen rund zehn Millionen gefälschte Mund-Nasen-Schutzmasken aus China importiert und in Deutschland verkauft haben - und zwar ausgerechnet an das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

Die Lieferungen sind nach Angaben der ermittelnden Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth im April vergangenen Jahres erfolgt. Zunächst sah alles einwandfrei aus: Eine Bestätigung, dass es sich hier um Schutzmasken nach dem europäischen Schutzstandard lag ebenso vor wie eine entsprechende Zertifizierung.

Schwer zu unterscheiden

Bei einer genaueren Überprüfung zu einem späteren Zeitpunkt stellte sich jedoch heraus, dass es sich um sogenannte Alltags-Masken oder auch Community-Masken handelte. Diese sehen den medizinischen Masken zwar sehr ähnlich, bieten aber bei weitem nicht den Schutz von Medizinprodukten.

"Diese Alltagsmasken dürfen nicht mit entsprechenden Leistungen oder Schutzwirkungen beworben werden", teilt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte mit, denn sie durchlaufen keinerlei Kontrollen oder Prüfverfahren.

Partikel werden kaum gefiltert

Ursache für die geringere Wirksamkeit sei in der Regel der Stoff dieser Masken, der Partikel nur sehr schwach filtern kann. Offenbar waren die beiliegenden Zertifikate gefälscht und die Produkte damit weitaus billiger als das aufwändigere medizinische Modell.

Nun wurden mehrere Wohn- und Geschäftsräume im Raum Neumarkt durchsucht. Dabei waren fünf Staatsanwältinnen und mehr als 30 Polizeibeamte des Bayerischen Landeskriminalamtes und des Polizeipräsidiums Oberpfalz im Einsatz. Sie fanden umfangreiche Beweismittel und stellten sie sicher. Momentan wird dieses Material ausgewertet. Die beiden Beschuldigten, 31 und 33 Jahre alt, wurden festgenommen und befinden sich jetzt in Untersuchungshaft.

Nachfrage nach Masken plötzlich hoch

Insgesamt zehn Millionen Exemplare dieser minderwertigeren Masken sollen von den mutmaßlichen Betrügern verkauft worden sein. Die Staatsanwaltschaft spricht von Betrug in Millionenhöhe.

Die gelieferten Masken waren für den medizinischen Gebrauch vorgesehen. Zum Tatzeitpunkt, im April 2020, war die Nachfrage nach Masken plötzlich hoch. Anfangs waren Schals und Tücher erlaubt, ab 27. April 2020 galt in Bayern die Maskenpflicht: Jeder über sechs Jahre musste nun beim Einkaufen und im ÖPNV den Schutz tragen.

Der Artikel wurde aktualisiert am 15. 7. um 18.13 Uhr.

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