Kundgebung am Kornmarkt

850 Teilnehmer und wenig Abstand: So lief die Querdenker-Demo

21.2.2021, 09:39 Uhr
Nach Schätzungen der Polizei kamen 850 Teilnehmer zur Querdenken-Veranstaltung am Kornmarkt.

© Stefan Hippel, NNZ Nach Schätzungen der Polizei kamen 850 Teilnehmer zur Querdenken-Veranstaltung am Kornmarkt.

Trommler gaben zu Beginn den Rhythmus vor, Rockmusik erklang aus den Lautsprechern: Es schien, als wollten die Veranstalter ein bisschen Party-Gefühl und gute Laune erzeugen, auf das die Menschen seit vielen Monaten verzichten müssen.

Probleme mit dem Abstand

Anfangs gab es größere Probleme mit den Abständen der Teilnehmer untereinander: Mehrfach musste die Polizei einschreiten und eine größere Auflockerung der Masse auf dem Kornmarkt anmahnen. Auch mit der Maskenpflicht nahmen es viele nicht so genau. Die Polizei erklärte jedoch, dass sie an den Eingangsgittern zum Kornmarkt geprüft habe, ob jene Passanten ärztliche Atteste hatten, die keine Maske trugen.

Ursprünglich war die Kundgebung nur für 500 Personen freigegeben - die Polizei erweiterte dies aber "sukzessive", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Zu Beginn der Versammlung wurde "zur Unterschreitung der Mindestabstände animiert", teilen die Beamten zudem mit. Gegen sieben Personen wurden Verfahren wegen des Verdachts des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse eingeleitet, bei drei Personen wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesatz. 15 Personen wurden laut Polizei des Platzes verwiesen. Gegen den Hauptredner Samuel Eckert wird wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen die Einreise-Quarantäneverordnung ermittelt.

In Eckerts Rede war viel von Friede, Freude und Fröhlichkeit die Rede, welche die Querdenken-Bewegung verbreiten solle. Zwischendrin formulierte Eckert aber auch mehrfach üble Behauptungen: "2020 gab es nur ein Problem, nämlich die Maßnahmen, die korrupte Politiker über dieses Volk gebracht haben." Die Wissenschaft sei gekauft worden, und im vergangenen Jahr seien nicht mehr Menschen gestorben als sonst.

"Bewegung der Vernunft"

Der rhetorisch versierte Eckert nahm im freundlichen Plauderton die Menge für sich ein. Die Querdenken-Bewegung definierte er als "Bewegung der Mitte und der Vernunft", sie sei weder rechts noch links, noch eine Partei.

Allianz gegen Rechtsextremismus kritisiert

Die Allianz gegen Rechtsextremismus bewertet dies allerdings anders: Bei den früheren "Hygienedemos" hätten sich "Corona-Rebellen" mit Verschwörungserzählern und extremen Rechten gemischt. "Eine wirksame Abgrenzung gegen die Feinde der Demokratie fand bis heute nicht statt", meint Stephan Doll von der Allianz gegen Rechtsextremismus, "in den sogenannten sozialen Netzwerken dieser Gruppen werden extrem rechte Positionierungen bis hin zum Aufruf zu Umsturz und Gewalt regelmäßig akzeptiert."

Davon war bei der Querdenken-Veranstaltung am Kornmarkt aber nichts zu hören. Die Menge skandierte lediglich mehrfach" Söder muss weg" und "Merkel muss weg".

Eckert wird von Kritikern unter anderem als "Missionar der Desinformation" und "Verbreiter von Mythen und Unwahrheiten über das Corona-Virus" bezeichnet. Er bezeichnete es in Nürnberg als große Aufgabe, dass die Querdenken-Bewegung "Menschen retten muss, die in Angst und Verzweiflung leben, weil sie nicht wissen, dass es keine Gefahr gibt." Gemeint war: keine Virus-Gefahr.

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