Ab jetzt auch in Nürnberg: So funktioniert "Click and Collect"

17.1.2021, 06:00 Uhr
Seit Montag können Kunden vorbestellte Ware an der Ladentüre abholen. Auch Nürnberger Einzelhändler, hier etwa Inge Klier vom Modeatelier "bambiboom" in Gostenhof, bieten "Click&Collect" an. Vorgeschrieben sind FFP2-Maske und Abholfenster.

© NNZ Seit Montag können Kunden vorbestellte Ware an der Ladentüre abholen. Auch Nürnberger Einzelhändler, hier etwa Inge Klier vom Modeatelier "bambiboom" in Gostenhof, bieten "Click&Collect" an. Vorgeschrieben sind FFP2-Maske und Abholfenster.

Der Lockdown, so kurz vor dem Höhepunkt des Weihnachtsgeschäfts, hat Inge Klier, die das Modeatelier „bambiboom“ in Gostenhof führt, hart getroffen. „Das war ein drastischer Einbruch. Aber ich bin dankbar, dass jetzt zumindest die Vor-Ort-Abholung möglich ist“, sagt die Designerin. Sie hat ihre Schaufenster an der Ecke Glockendon- und Adam-Klein-Straße üppig dekoriert: knallbunte Hoodies mit Drucken, schicke Kleider, handgestrickte Mützen, Taschen und Bilder. „So kann man sich einen Überblick verschaffen, was es gibt, und sich eine Vorstellung über die Preise machen“, so Inge Klier.

Regeln für „Click&Collect“

„Click&Collect“, also telefonisches oder digitales Bestellen und Abholen an der Ladentüre, ist seit Montag in Bayern möglich. Die Regeln sind in der elften Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vom 15. Dezember festgelegt: Unter anderem müssen Händler, Mitarbeiter und Kunden allesamt FFP2-Masken tragen – übrigens auch auf Flächen vor dem Geschäft – und fixe Zeitfenster vereinbaren. Damit sollen Menschenansammlungen vermieden werden.

Die gab es bei „bambiboom“ bisher noch nicht: Erst wenige Leute hätten das Angebot genutzt, so die Erfahrung der Designerin. Vorher habe sie vereinzelt Produkte verschickt oder im Viertel mit dem Fahrrad ausgeliefert. Insgesamt schätzen ihre Kundinnen und Kunden die persönliche Beratung oder wollen auch selbst kreativ werden. „Oft sind es Geschenke für gute Freunde, die möchten die Leute selbst zusammenstellen“, so die Erfahrung von Klier. „Da hilft auch ,Click&Collect´ kaum weiter, sondern nur ein geöffneter Laden.“

Ihren kleinen Web-Shop, in dem sie nur eine eingeschränkte Auswahl anbietet, will sie in den kommenden Wochen ausbauen. Auch an neuen Textildesigns will die Gostenhoferin arbeiten. Das derzeitige Lieblingsmotiv passt auf jeden Fall zum Lockdown: ein Fuchs, der sich zum Schlafen eingerollt hat.

Lesestoff für den Lockdown

Sich auf dem Sofa mit einem schönen Buch und einer Wolldecke einzukuscheln ist für viele Nürnberger und Nürnbergerinnen ein Zeitvertreib im Lockdown. An Lesestoff kommt man aber derzeit nur gezielt: Durch die Buchhandlung schlendern, sich inspirieren und beraten lassen, ist seit Mitte Dezember untersagt. Benedikt Rüssel, Inhaber der Altenfurter Buchhandlung Hans Rüssel, hat die Erfahrung gemacht, dass Kunden oftmals Bücher nachfragen, die zum Beispiel in Zeitungen besprochen wurden oder Thema in Fernsehsendungen waren.

Bis zum vergangenen Wochenende lieferten er und seine Mitarbeiterinnen bestellte Bücher im Nürnberger Südosten mit dem Fahrrad oder dem Auto aus. Das sei aber sehr aufwendig gewesen, so der Buchhändler: „Wir mussten für jedes Buch eine Rechnung schreiben, alles verpacken und eine Route für die Lieferfahrten festlegen“, so Rüssel.

Die Abholmöglichkeit an der Ladentüre erleichtert ihm die Arbeit. Seine Leser, zum größten Teil Stammkunden, melden sich telefonisch, verabreden ein Zeitfester und bringen das Geld entweder passend im Kuvert mit oder zahlen mit Karte. Insgesamt seien die Umsätze zurückgegangen, so seine Erfahrung.

Eine stetige Nachfrage, aber deutlich weniger Umsatz verzeichnet auch Bastian Wurm-Trageiser vom Outdoor-Laden „Travel&Trek“ in der Krebsgasse. Und für viele Produkte, die derzeit kaum nachgefragt werden, etwa Winterjacken, sei er in Vorleistung gegangen. „Klar, wir haben auch zu kämpfen, wir sind aber noch vergleichsweise gut weggekommen“, sagt er mit Blick auf reine Modehändler.

Wanderschuhe und Rucksäcke wurden und werden gekauft, weil Bewegung in der Natur gerade eine der wenigen Freizeitbeschäftigungen auch in Corona-Zeiten ist. Und auch Kinder-Schneeanzüge, die es im benachbarten Kinder-Geschäft von Travel&Trek gibt, seien fast schon ausverkauft.

Bastian Wurm-Trageiser und sein Geschäftspartner Udo Biller sind immer von 11 bis 14 Uhr in den Läden in Nürnberg und Fürth vor Ort und für ihre Kunden da – über WhatsApp, Instagram, E-Mail oder ganz klassisch übers Telefon. Anrufe sind den Outdoor-Spezialisten am liebsten: „Da kann man am schnellsten rausfinden, was der Kunde braucht und will“, so Wurm-Trageiser.

Bunte Sträuße gefragt

„Wenn jemand Lust auf Blumen hat, bitte anrufen“, fordert Melanie Leßmann von Melanie´s Blumen Boutique die Passanten in der Mögeldorfer Hauptstraße mit einem Banner im Schaufenster auf. Und etliche Nürnbergerinnen und Nürnberger verspüren nach wochenlanger Ladenschließung tatsächlich ein Bedürfnis nach schönem Blumenschmuck, berichtet die Inhaberin.

Meist wünschen sich die Kunden bunte Frühlingssträuße – und verlassen sich bei der Zusammenstellung auf die Kompetenz der Expertin. Vereinzelt gäbe es auch Kunden, die zum Beispiel zehn Rosen oder einen Strauß Tulpen in einer bestimmten Farbe bestellen. Die Abholung an der Hintertüre zu einem bestimmten Zeitpunkt klappe gut, so Leßmann. In den letzten Wochen belieferte sie nur Stammkunden mit regelmäßigen Bestellungen.


Auch bei Lille Smuk im Stadtteil St.Jobst ist das Telefon derzeit die Verbindung zur Kundschaft. „Wir haben keinen Onlineshop. Aber unsere Stammkundschaft weiß, was wir im Sortiment haben“, sagt Inhaberin Verena Gollasch. Ihr Laden lebe normalerweise davon, dass sich die Käufer im Geschäft zum Beispiel von Dekoration, schönen Kleidern oder Geschirr inspirieren lassen. Das kleine Schaufenster zur Äußeren Sulzbacher Straße könne keinen ganzheitlichen Überblick über ihr Sortiment bieten, sagt Gollasch.

Übergabe am Fenster

Viele Kunden hätten sich zwar schon lange vor Weihnachten mit Winterdekoration und Geschenken eingedeckt und sie habe zudem weniger Ware bestellt. Aber auch bei ihr schlägt sich der Lockdown in den Bilanzen nieder: „Die letzten entscheidenden Tage im Weihnachtsgeschäft haben einfach gefehlt. Das war schon ein Schlag.“ Mit einigen Käufern hat sie schon Übergabe-Termine ausgemacht und die Ware über ein Fenster herausgereicht. Bezahlt wird kontaktlos per EC-Karte. „Das Kabel ist zum Glück lang genug“, sagt Verena Gollasch mit Blick auf ihr Kartenlesegerät.

Abholangebote auf einen Blick

Die Händlervereinigung Erlebnis Nürnberg stellt auf ihrer Internetseite gemeinsam mit den Gewerbevereinigungen aus den Stadtteilen Online-, Liefer- oder Abholangebote im Nürnberger Einzelhandel und der Gastronomie vor.

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