Ansturm auf Schnelltests: Aldi von Interesse überrascht

7.3.2021, 11:00 Uhr
Ansturm auf Schnelltests: Aldi von Interesse überrascht

© Fleig/Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

Es ist 7.45 Uhr und vor dem Aldi in der Regensburger Straße in Nürnberg bleibt die erwartete Schlange an Kunden aus. Vor einigen Tagen hatte Aldi verkündet, dass ab dem heutigen Samstag Schnelltests zu kaufen wären.

Das Angebot war von Anfang an gedrosselt: Eine Packung pro Kunde für 24,99 Euro. Viele Menschen hatten sehnsüchtig darauf gewartet, denn der Test versprach ein schnelles Ergebnis daheim zu liefern. Freunde und Familie schienen wieder in greifbarer Nähe zu sein.

Der Discounter in der Regensburger Straße hat bereits um 7 Uhr seine Türen geöffnet, um dem möglichen Andrang Herr zu werden. Im Vorfeld war dies nicht kommuniziert worden. Normalerweise geht der Betrieb um 8 Uhr los. Doch jene, die früh aufgestanden waren, um einen Schnelltest zu erwerben, werden enttäuscht. An der Kasse erhalten sie gegen Bezahlung nur einen Code. Den müssen sie dann auf der Homepage des Discounters einlösen. Der Test wird dann nach Hause geschickt.


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Fünf bis sieben Werktage soll dies dauern, erzählt eine Nürnbergerin, die ohne den Test in der Hand den Discounter verlässt. Dass man den Test zugeschickt bekommt und in der Filiale nur einen Code erhält, hatte sie im Vorfeld nicht gewusst. Kommende Woche hat ihre Mutter Geburtstag, sie wird 59 Jahre alt. Mit dem Test wollte sie auf Nummer sicher gehen, ihre Mutter wieder besuchen zu können. Die beiden haben sich seit Januar nicht gesehen. Nun hofft sie, dass der Test rechtzeitig kommt.

Ein Mann hat ebenfalls nicht gewusst, dass er den Test nicht sofort mitnehmen kann. Er wollte eigentlich zu seinen Eltern nach Paderborn. Sie haben sich seit acht Monaten nicht getroffen. Sauer ist er auf den Discounter aber nicht.

Auf seiner Homepage wirbt der Discounter am Samstag gegen 9 Uhr nach wie vor für seinen Schnelltest zur "Eigenanwendung durch Laien". Unter dem in roter Schrift hervorgehobenen Preis von 24,99 Euro heißt es: "An der Kasse erhältlich." Und weiter unten ist zu lesen: "Wir bitten um Beachtung, dass dieser Aktionsartikel nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung steht." Er könne daher am Vormittag des ersten Aktionstages schon ausverkauft sein.

Wie hoch das Kontingent an Schnelltests in den Städten Nürnberg, Erlangen oder Fürth ist, wollte Aldi am Freitag auf Anfrage nicht mitteilen.

In der Filiale in der Regensburger Straße ist ebenfalls nicht zu erfahren, wie groß die dortige Menge ist. Die Filialleiterin erklärt zwar, dass einige Schnelltests bereits vor Ort seien, an der Kasse bekommen die Kunden aber zunächst nur den Code für die Online-Bestellung. Am Nachmittag, sagt sie, sollen weitere Tests geliefert werden.

Telefonisch nicht zu erreichen

Ist die Filiale in der Regensburger Straße nur eine Ausnahme? In jener an der Katzwanger Straße ist frühmorgens an der Kasse ebenfalls nur der Code zu erwerben. Fragen will man dort nicht beantworten und verweist auf den Sitz von Aldi in Adelsorf (Kreis Erlangen-Höchstadt). Dort ist telefonisch jedoch niemand zu erreichen, per Mail ebenso nicht.

Die Aldi-Filiale in der Magazinstraße in Fürth hatte 14 Tests vor Ort, die Kunden direkt mitnehmen konnten. Nachdem die Tests vergriffen waren, mussten sich Kunden mit einem Guthaben-Bon für die Selbsttests zufrieden geben. Auf der Website von "Aldi-liefert" sind die 12-stelligen Codes gegen eine Packung der Antigen-Tests einlösbar. Auf der Homepage findet sich am Seitenende ein Link zur Aktivierung von Guthaben-Pins. Nach einem Klick leitet die Website die User zur Adresseingabe weiter und mit einem letzten Klick ist die Bestellung abgeschlossen. Der PIN auf den Kassenbons ist jedoch nur elf Tage gültig.

Ansturm auf Schnelltests: Aldi von Interesse überrascht

© Screenshot Robin Walter

Ein User teilt der Redaktion gegen 11.22 Uhr mit, dass es in der Filiale in der Zeltnerstraße in Nürnberg vor einer Stunde noch Tests gegeben habe - zum Mitnehmen. Um 12.22 Uhr heißt es auf Nachfrage an der Kasse aber: Tests seien keine mehr vorhanden. Auch wenige Gehminuten entfernt, in der Peter-Henlein-Straße, können Kunden nur den Code erwerben. Früh am Morgen habe es Tests gegeben, die Menschen hätten Schlange gestanden, erzählt die Kassiererin.

Es ist 13 Uhr. In der Regensburger Straße antwortet die Filialleiterin, ob mittlerweile neue Tests ankamen, nicht mehr. Sie bittet, sich mit seinen Fragen nach Adelsdorf zu wenden. An der Kasse verweisen die Mitarbeiterinnen auf die Option, einen Gutschein zu kaufen.

Aldi bittet Kunden um Verständnis

Die Unternehmensgruppe Aldi Süd mit Sitz in Mülheim an der Ruhr teilt am frühen Nachmittag mit, dass das Interesse in dieser Intensität "überrascht" habe. "Auch wenn wir im Vorfeld immer betont haben, dass der Artikel schnell ausverkauft sein kann, bitten wir alle Kunden um Verständnis, die am heutigen Samstag leer ausgegangen sein sollten. Die Artikel, die wir stationär in den Filialen vorrätig hatten, waren am Vormittag in den meisten unserer Filialen erwartungsgemäß ausverkauft. Hierfür bitten wir unsere Kunden um Verständnis. Die gute Nachricht ist aber, dass bereits weitere Ware unterwegs ist und schon in der kommenden Woche Nachschub kommen wird." Das sogenannte Pin-Printing bietet Aldi seit Mittag nicht mehr an, da der Artikel "insgesamt ausverkauft" sei, hieß es weiter.

Warum waren Filialen heute morgen offenbar so wenig mit Tests ausgestattet worden? Gab es Lieferschwierigkeiten? Waren andere Filialen in Bayern oder in ganz Deutschland besser ausgestattet? Auf die Fragen unserer Redaktion antwortet Aldi nicht.


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Beim Konkurrenten Lidl, der die Schnelltests zunächst nur online anbot, brach zeitweise die Internetseite zusammen. "Bitte versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut", war über Stunden auf der Website zu lesen. Der Konzern aus Neckarsulm teilte auf Anfrage mit: "Aufgrund des aktuell hohen Besucheraufkommens in unserem Onlineshop sind die Zugriffe teilweise kurzzeitig eingeschränkt." Lidl bat seine Kunden um Entschuldigung.

Lidl kündigte an, "in Kürze" Corona-Schnelltests nicht mehr nur online, sondern auch in allen Filialen verkaufen zu wollen. Auch die Supermärkte von Rewe und Edeka wollen bald mit dem Verkauf beginnen. Die Drogeriemarkt-Ketten Rossmann und dm planen den Start für Dienstag. Apotheken wollen die Produkte ebenfalls anbieten.

Neben den Selbsttests der Supermärkte bleibt das kostenlose Angebot für Corona-Schnelltests in bayerischen Testzentren bestehen.

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