Bayreuther Straße: So sollen Engstellen entschärft werden

3.5.2021, 16:19 Uhr
So könnte die Bayreuther Straße nach einem Umbau aussehen. Die Pläne müssen aber noch durch den Stadtrat.

© Stadt Nürnberg, NNZ So könnte die Bayreuther Straße nach einem Umbau aussehen. Die Pläne müssen aber noch durch den Stadtrat.

Auf der Straße schiebt sich ein endloser Strom von Autos und Lkw auf vier Spuren entlang, auf dem Gehweg kurven Radfahrer verbotenerweise um Passanten herum: Die Verkehrssituation in der Bayreuther Straße auf Höhe der Einmündung zur Pirckheimerstraße ist alles andere als ideal. Nur etwa zwanzig Meter beträgt hier der Abstand zwischen Blumen-Stier und Uhren-Hoffmann, hat CSU-Stadtrat Max Müller nachgemessen.

Sie setzen sich für eine Lösung für das Nadelöhr in der Bayreuther Straße / Pirckheimerstraße ein: Die Stadträte Nasser Ahmed (SPD) und Max Müller (CSU).

Sie setzen sich für eine Lösung für das Nadelöhr in der Bayreuther Straße / Pirckheimerstraße ein: Die Stadträte Nasser Ahmed (SPD) und Max Müller (CSU). © Eduard Weigert, NNZ

Auf dieser Breite zwei Autospuren in jede Richtung, ausreichend breite Rad- und Gehwege sowie zwei Gleise für die Straßenbahn unterzubringen, ist schon rein rechnerisch unmöglich. Es geht nur mit einem Kompromiss, um dieses Nadelöhr zu entschärfen.

CSU- und SPD-Stadträte wälzten mit der Verwaltung unzählige Pläne, diskutierten und verwarfen viele wieder. Nun gibt es einen Verkehrsplan, über den am Donnerstag im Verkehrsausschuss des Stadtrats abgestimmt werden soll.

Das Papier sieht folgendes Szenario vor: Stadteinwärts wird es eine Spur für den motorisierten Verkehr, Fuß- und Radwege geben. Stadtauswärts bleiben den Autofahrern zwei Spuren – eine für den Geradeausverkehr, eine zum Abbiegen in die Pirckheimerstraße. Auch hier gibt es Platz für Fußgänger und Radler. In der Mitte der Straße sind noch zwei Gleise für die Straßenbahn vorgesehen.


Mobilitätspakt statt Radentscheid


Der motorisierte Verkehr muss hier freilich Platz zugunsten anderer Verkehrsteilnehmer abgeben. Darum wurde lange gerungen – wie Max Müller berichtet: "Das war sicherlich kein Lieblingsprojekt unserer Fraktion. Aber wir wollen eine pragmatische Lösung für alle Verkehrsteilnehmer. Da müssen alle zurückstecken", sagt der verkehrspolitische Sprecher der CSU-Fraktion im Stadtrat. Nicht nur Autofahrer müssten Kröten schlucken, auch Fahrradverbände hatten sich deutlich breitere Radwege vorgestellt.

SPD-Stadtrat Nasser Ahmed lobt den Plan: "Das ist ein Meilenstein für die Verkehrswende in der Stadt. Nicht einmal 100 Tage nach dem Mobilitätsbeschluss im Stadtrat geht es jetzt nicht mehr um Grundsatzbeschlüsse, sondern um die konkrete Umsetzung. Das ist richtig und wichtig", so der verkehrspolitische Sprecher der Genossen.

Gefährliche Lücke im Fahrradnetz

Er sieht dringenden Handlungsbedarf auf diesem Abschnitt der Bayreuther Straße: "Das ist eine der gefährlichsten Lücken im Nürnberger Fahrradnetz."

Rad- und Umweltverbände forderten an dieser Stelle deshalb einen Pop-Up-Radweg auf einem der Fahrbahnstreifen. "Ohne eine geänderte Ampelschaltung hätte das zum totalen Chaos geführt", ist Max Müller überzeugt. Und auch beim jetzigen Plan geht es nach Ansicht von Müller und Ahmed nicht ohne moderne Ampeltechnik: Bereits ab dem Bierweg soll der Verkehr dosiert in Richtung Innenstadt fließen. Die Einfallstraße wird stark von Pendlern, etwa aus dem Raum Heroldsberg und Gräfenberg, genutzt. Zu Stoßzeiten, das ist aus dem Bau- und Planungsreferat zu hören, müssen Autofahrer mit etwa 100 Sekunden mehr Zeit rechnen.

Ab der Kreuzung Nordring geht es dann einspurig in Richtung Rathenauplatz weiter. "Trotzdem bleibt die Achse für den Autoverkehr leistungsfähig", ist Nasser Ahmed überzeugt.

Wiederbelebung der Straßenbahn

Wichtig ist den beiden Stadträten, dass bei den Plänen auch die Wiederbelebung der Straßenbahn im Norden berücksichtigt wurde. So bald als möglich soll die Linie 7 von der Südstadt über den Bahnhof und den Rathenauplatz zum Stadtpark weitergeführt werden und die U-Bahn-Linien 2 und 3 auf diesem Abschnitt entlasten.

In fernerer Zukunft soll auch die Straßenbahnlinie 9 wieder durch die Pirckheimer Straße fahren, das wünschen sich die CSU- und SPD-Stadträte unisono. Sie wurde 2011 eingestellt und seither von Gewerbetreibenden und Bürgerinnen und Bürgern im Norden schmerzlich vermisst. Derzeit scheitert eine Reaktivierung daran, dass Fördergelder, die für den Bau der U3 geflossen sind, zurückgezahlt werden müssten.


Podcast mit Nasser Ahmed zur Verkehrspolitik in Nürnberg


Nasser Ahmed freut sich, dass der Kompromiss am Donnerstag im Verkehrsausschuss diskutiert wird: "Dieser neue Straßenplan ist ein absoluter Durchbruch. Wir als SPD fordern den Radweg und die Stadtparkschleife seit Langem. Dass es so lange gedauert hat, lag an Abstimmungen in der Rathauskooperation. Ich bin sehr froh, dass sich jetzt diejenigen durchsetzen konnten, die die Verkehrswende auch echt umsetzen wollen. Mit diesem Beschluss verteilen wir den Platz in der Stadt neu – weg vom Auto, hin zu Straßenbahn und Rad. Dazu haben wir uns im Mobilitätsbeschluss verpflichtet. Und es wird auch bei weiteren Hauptverkehrsstraßen weitergehen – die Bayreuther Straße ist nicht der letzte Lückenschluss", ist sich der Verkehrspolitiker sicher.

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