Keine Priorisierung geplant

Booster für alle: Was man über die dritte Corona-Impfung wissen sollte

12.11.2021, 10:05 Uhr
Zum dritten Mal zum Impfen? Das ist sechs Monate nach der Zweitimpfung möglich.

© Sven Hoppe, NN Zum dritten Mal zum Impfen? Das ist sechs Monate nach der Zweitimpfung möglich.

Wer erhält die Booster-Impfung?

Alle vollständig Geimpften können sechs Monate nach der Zweitimpfung eine Auffrischungsimpfung erhalten. Eine Priorisierung soll es dabei nicht geben. "Es gibt keine Reihenfolgen. Wer kommt, wird geimpft", sagt Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Lediglich Personen, die mit Johnson & Johnson geimpft wurden, empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) nach vier Wochen eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff wegen des geringeren Schutzes, den der Impfstoff vor der Delta-Variante des Virus bietet.

Welcher Impfstoff wird verwendet?

Die Booster-Impfung wird mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Pfizer oder Moderna) durchgeführt.

Warum werden nur mRNA-Impfstoffe für die Auffrischungsimpfungen verwendet?

Die Entscheidung wurde auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirksamkeit getroffen. Daten haben gezeigt, dass ein "heterologes" Impfschema, also eine Kreuzimpfung (erst Vektor-, dann mRNA-Impfstoff), zu einer höheren Antikörperbildung führt als ein "homologes" Impfschema mit Vektor-Impfstoff.

Muss ich für die Booster-Impfung zahlen?

Die Drittimpfung ist kostenlos.

Bin ich mit vollständigem Impfschutz auch nach sechs Monaten geschützt?

Impfungen schützen vor schweren Verläufen, auch wenn die Impfung mehr als sechs Monate zurückliegt. Sowohl für die Alpha- als auch für die Delta-Variante ergibt sich laut RKI eine durchschnittliche Wirksamkeit von 95 Prozent.

Zähle ich ohne Booster auch nach sechs Monaten noch als vollständig geimpft?

Ja. Wer einen vollständigen Impfschutz nach nationalen Regelungen erreicht hat, gilt auch ohne Booster weiterhin als vollständig geimpft.

Kann ich die Auffrischung schon vor Ablauf der sechs Monate erhalten?

Auffrischungen vor Ablauf der sechs Monate bekommen nur Personen, die mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden.

Wo bekommt man die Booster-Impfung?

Am besten sollte der Hausarzt kontaktiert werden. Wer keinen Hausarzt hat, kann sich auch an ein Impfzentrum wenden oder bei der kostenlosen Hotline 116 117 anrufen.

Wie hoch ist die Nachfrage?

Die Nachfrage sei hoch, sagt Rolf Leykauf, Hausarzt in Cadolzburg im Landkreis Fürth. "Wir habe bislang nur über 70-Jährige geboostert. Für Dezember planen wir die dritte Impfung für alle."

Wem empfiehlt die Stiko einen Booster?

Die Stiko empfiehlt die Drittimpfung aktuell für Personen ab 70 Jahren sowie für Bewohner in Pflegeeinrichtungen, für Beschäftigte mit Kontakt zu vulnerablen Gruppen sowie medizinischem Personal. Noch ist nicht klar, ob die Stiko die Drittimpfung für alle Altersgruppen empfehlen wird. Experten rechnen allerdings damit.

Welche Nebenwirkungen treten auf?

Die Stiko kommt zu dem Schluss: "Frequenz und Ausprägung der Lokalreaktionen und der systemischen Reaktionen nach der Auffrischimpfung sind mit denen nach Verabreichung der zweiten Dosis von Biontech vergleichbar".

Kann es erneut zu Engpässen kommen?

Nach wie vor beteiligen sich mehrere tausend Arztpraxen in Bayern an den Impfungen. Die Zahl war in den letzten Monaten zurückgegangen, da es immer weniger Impfwillige gab. "Durch die Booster-Impfungen steigt die Nachfrage in den Praxen wieder an, so dass sich die Impfstoffbestellung wieder lohnt. Wir gehen davon aus, dass die in Kürze wieder mögliche Ein-Wochen-Frist bei der Impfstoffbestellung den bürokratischen Aufwand der Terminplanung für die Praxen verringert", sagt Martin Eulitz, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB).

Wie ist der aktuelle "Booster-Stand" in Bayern?

Bei den von den Praxen in Bayern täglich gemeldeten Impfzahlen zeigt sich, dass die Zahl der Booster-Impfungen inzwischen die Zahl der Erst- und Zweitimpfungen deutlich übersteigt. Allein am Montag und Dienstag dieser Woche wurden bayernweit knapp 27.400 Booster-Impfungen von den Arztpraxen dokumentiert, aber nur rund 6700 Erst- und 11 400 Zweitimpfungen.

Was empfehlen Experten?

Zur Frage, ob die Drittimpfung für unter 70-Jährige auch sinnvoll ist, sagt der Münchner Infektiologe Christoph Spinner: "Es verdichten sich die Hinweise, dass die Impfungen altersunabhängig bei Erwachsenen zusätzlichen effektiven Schutz bietet." Auch Hausärzte wie Rolf Leykauf werben für den Booster: "Laut den neuesten Studien ist es sinnvoll, zu boostern." Er ist verwundert, dass überhaupt so viel darüber debattiert wird, statt der Einschätzung der Experten zu vertrauen: "Wenn vor Corona jemand in den Urlaub geflogen ist, hat er sich alle Spritzen bedenkenlos reinjubeln lassen – und jetzt plötzlich wird eine Impf-Empfehlung von Experten von jedem hinterfragt?"