"Denkmal wird zerstört": Kritik an geplantem Kirchenumbau in St. Johannis

19.8.2020, 09:48 Uhr

© Foto: Johannes Hirschlach

Hintergrund des Unmuts sind die Umbaupläne für die denkmalgeschützte Kirche St. Michael in der Wilhelm-Marx-Straße. Die stammt im Kern aus dem frühen 20. Jahrhundert. Hinzu kamen später ein Pfarrsaal und ein weiteres Haus mit Gruppenräumen. Doch die externen Gebäude sind marode.

Ein Ersatz muss her, da sind sich alle einig. Den zu finden, ist nicht leicht – es geht um viel Geld. Das Konzept der Kirchenverwaltung ist nun der Abriss der kaputten Häuser. Stattdessen soll der Chorraum von St. Michael durch einen "liturgischen Behang" – eine Art gewaltiges, halb transparentes Fenster – vom Rest der Kirche abgetrennt werden. Dahinter entstünde ein neuer Versammlungsraum, darüber ein etwas kleinerer.

"Das Baudenkmal im Ganzen wird dadurch zerstört", fürchtet ein Gemeindemitglied. Eine langjährige Kirchgängerin wird noch deutlicher: "Die verhunzen unsere Kirche total!" Nicht zuletzt wäre womöglich auch die Kunst des Nürnberger Bildhauers Heinz Heiber betroffen. Mehrere seiner Werke im Innenraum sind aufeinander abgestimmt und bilden ein Gesamtarrangement. "Das zu zerstören? Da dreht sich mir der Magen um", sagt St. Michaels früherer Pfarrer Werner Herold.

Eine Kompromisslösung

Zudem befürchten manche Auswirkungen auf das Gemeindeleben. Der neue Raum wäre nur halb so groß wie der alte Pfarrsaal. "Wir hören aus der Gemeinde, dass die bisherigen Räume sehr wichtig für das soziale Miteinander sind", sagt Sven Heublein vom Bürgerverein St. Johannis.

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Die Kirchenverwaltung führt derweil gewichtige Gründe für ihre Pläne an. Die Zahl der Kirchgänger geht seit Jahren zurück. "Wir müssen der Zeit Rechnung tragen", sagt der zuständige Pfarrer Martin Battert. Der Unterhalt der vielen Räume verschlinge Unsummen. Hinzu kämen die hohen Heiz- und Reparaturkosten für den eigentlich ungenutzten Chorraum. Ein Neubau-Pfarrsaal koste ähnlich viel wie die jetzt geplante Variante – und der Chor wäre immer noch unsaniert und unbelebt. Auch seien die Kirchenmitglieder einbezogen worden: Eine Bedarfsumfrage unter den Beteiligten bescheinige, dass das Gemeindeleben auch mit den neuen Räumen möglich sei.

Dazu kommen die Vorgaben des übergeordneten Erzbistums Bamberg. Wer seine Räume an die geringere Zahl an Gläubigen anpasse, erhalte mehr Zuschüsse, so Battert. Mit den aktuellen Plänen übernehme die Diözese 65 Prozent der Kosten von rund vier Millionen Euro – das ist der höchste Fördersatz.

Die Hoffnungen der Kritiker ruhen auf der Unteren Denkmalschutzbehörde. Die hatte im Frühjahr die Pläne vorläufig zurückgewiesen, wie Leiter Nikolaus Bencker erklärt: "Bestimmte Vorgaben wurden nicht eingehalten." Den liturgischen Behang akzeptiere man als Kompromiss. Doch wenn dahinter Räume eingebaut würden,, dann müsse das eine separate Konstruktion und nicht mit den Kirchenmauern verbunden sein. So sei später wieder ein Rückbau möglich. Vergleichbares habe das Amt für die Christuskirche in Steinbühl genehmigt – ebenso für die Gustav-Adolf-Gedächtniskirche.

Die Kirchenverwaltung jedenfalls hofft, mit der Behörde bald eine angepasste Lösung zu finden. "Ich bin zuversichtlich", sagt Pfarrer Battert.

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