Nürnberg Digital Festival

Diskussion: Pornofasching und Politik - geht das?

16.6.2021, 06:00 Uhr
Vor zwei Jahren gab es im Museum für Kommunikation schon einmal eine Diskussionsveranstaltung der Nürnberger Nachrichten zu Ethik im Journalismus.

© Ralf Rödel, NN Vor zwei Jahren gab es im Museum für Kommunikation schon einmal eine Diskussionsveranstaltung der Nürnberger Nachrichten zu Ethik im Journalismus.

Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, es gab tatsächlich eine Zeit, in der viele Medienmacher dachten, dass das bald wieder weggeht – dieses Internet. Insofern war "nordbayern.de" vergleichsweise früh am Start, als es darum ging, in eine ungewisse Zukunft der Nachrichtenvermittlung aufzubrechen. Im Herbst wird das größte Online-Portal der Region bereits ein Vierteljahrhundert alt.

Quasi von Beginn an dabei ist Matthias Oberth (58), Redaktionsleiter bei nordbayern.de. "Wir waren damals im Team nur drei bis vier Leute", erinnert er sich, "und wenn ein Artikel über 100 Mal geklickt wurde, fanden wir das schon super." Heute werden Beiträge, die gut laufen, über 50.000 Mal aufgerufen. Pro Monat besuchen aktuell etwa 20 Millionen Nutzer die Seiten von nordbayern.de, Tendenz weiter steigend.

Als das neue Angebot des Verlags Nürnberger Presse (VNP) im Oktober 1996 online ging, war das nicht ansatzweise abzusehen. Wie so viele andere Zeitungshäuser auch, versuchte der VNP zunächst, irgendwie in dem neuen Markt mitzumischen, der sich im Netz zunächst eher langsam zu entwickeln begann. Spiegel Online existierte bereits seit 1994, aber selbst beim deutschen Vorreiter in Sachen Online-Journalismus, brauchte es Jahre, bis das allgemeine Experimentieren mit dem Internet in eine erkennbare, gleichwohl immer wieder nachzujustierende Strategie mündete.

Früher kam es noch auf die Domain an

Domains waren damals übrigens noch sehr wichtig und wurden teilweise für viel Geld gehandelt. Inzwischen finden fast alle User über Suchmaschinen oder Links in Sozialen Medien zu den für sie interessanten Inhalten.

Bei nordbayern.de, vor allem bei den Schwesterseiten nn.de und nz.de, beschränkte man sich in den ersten Jahren darauf, ausgewählte Printartikel mehr oder weniger eins zu eins auf die Startseite zu heben. "Aktualisiert wurde teilweise nur einmal am Tag", sagt Oberth.


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Doch die Online-Spezialisten merkten, dass das kein erfolgversprechendes Modell war. Was klassisch ausgebildete Journalisten gut und wichtig fanden, wurde im Internet oft nicht goutiert. Der alte Verdacht, dass die Leser sozialpolitische Nachrichten fordern, aber insgeheim mehrheitlich lieber Meldungen aus dem britischen Königshaus konsumieren, bestätigte sich – zumindest dann, wenn die gesellschaftlich relevanten Inhalte nicht benutzerfreundlich aufbereitet waren. Also mussten Überschriften und Vorspänne umgeschrieben und Geschichten insgesamt bildlastiger erzählt werden.

Spätestens ab 2009 war auch dem VNP endgültig klar: Das Internet geht nicht mehr weg. Es bietet im Gegenteil große Chancen, noch viel mehr Menschen als bisher zu erreichen. Mithilfe der da schon erfolgreichen Kollegen von Kicker Online aus der gleichen Verlagsfamilie gab es einen großen Relaunch, nn.de und nz.de gingen in nordbayern.de auf. Und ein neues Zauberwort machte die Runde: "search engine optimization" (SEO), Suchmaschinenoptimierung.

Reichweitenmodell oder Bezahlschranke?

Seit vielen Jahren erfolgt die Vermarktung der redaktioneller Arbeit für nordbayern.de im so genannten Reichweitenmodell. Das heißt: Der Zugang zu den Inhalten ist für alle frei, weshalb SEO immer wichtiger wird und die Tonart im Netz immer schriller zu werden scheint.

Je stärker die Online-Redaktion ihre Inhalte am tatsächlichen Nutzerinteresse orientiert, desto mehr häufen sich in allen Medienhäusern die Debatten mit der Print-Redaktion darüber, was denn nun noch ordentlicher Journalismus sei und was nicht. Ist online tatsächlich alles erlaubt, was Klicks bringt? Kann Journalismus andererseits überhaupt gut sein, wenn er nicht gelesen wird? Ist das Streben nach Reichweite dauerhaft erfolgversprechender als eine Bezahlschranke? Wofür steht die Marke nordbayern.de jetzt und künftig?

Diskussion im Museum

Spannende Fragen, die auch bei öffentlichen Jubiläumsveranstaltung im Rahmen des Nürnberg Digital Festivals gestellt werden. Sie trägt den Titel "25 Jahre nordbayern.de: Porno-Fasching und Politik – geht das?" und findet am 13. Juli ab 18 Uhr sowohl physisch als auch virtuell statt. Es diskutieren: Matthias Oberth (Redaktionsleiter bei nordbayern.de), Barbara Zinecker (Mitglied der Chefredaktion der Nürnberger Nachrichten), Dr. Annabelle Hornung (Direktorin des Museums für Kommunikation Nürnberg), Prof. Dr. Markus Paul (Professor für Ressortjournalismus an der FH Ansbach). Die Moderation übernimmt NN-Volontärin Isabella Fischer.

Schauplatz ist der Innenhof des Nürnberger Museums für Kommunikation, das die Veranstaltung gemeinsam mit dem Verlag Nürnberger Presse organisiert. Vor Ort sind unter Beachtung eines Hygienekonzepts etwa 40 Plätze zu vergeben. Der Zugang ist frei. Aktuelle Hinweise, wie man an Tickets kommt und an den Zoom-Link zur Veranstaltung, finden Sie online auf den Seiten des Digitalfestivals, des Museums für Kommunikation und natürlich auf www.nordbayern.de

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