Inzidenzwert stieg stark an

Doppelzählungen in Nürnberg: Was steckt hinter dem Meldefehler?

12.5.2021, 18:56 Uhr
Verrammelte Schaufensterläden in Nürnberg; Der Sieben-Tage-Inzidenzwert bestimmt darüber, ob Läden öffnen dürfen oder nicht. 

© Daniel Karmann/dpa Verrammelte Schaufensterläden in Nürnberg; Der Sieben-Tage-Inzidenzwert bestimmt darüber, ob Läden öffnen dürfen oder nicht. 

Falsche Zählungen, Meldeverzüge: Immer wieder war die Sieben-Tage-Inzidenz der Stadt Nürnberg in den vergangenen Wochen und Monaten Störfaktoren unterworfen, die die Zahl verfälschten. So auch diese Woche. Am Montag veröffentlichte das Robert Koch-Institut (RKI) für Nürnberg einen Sprung von 200 auf 222. Und das, obwohl um Nürnberg herum die Infektionszahlen sanken. Die Stadt gab dann Entwarnung: Offenkundig waren sogenannte Änderungsmeldungen zu Altfällen noch einmal als Neuinfektionen erfasst worden.

Doch wie kann es sein, dass bei einer derart wichtigen Zahl, die maßgeblich für das Schicksal von Schülern oder Händlern in der Stadt verantwortlich ist, solche gravierenden Fehler passieren können?

Landesgesundheitsamt verortet Fehler bei der Stadt

Das bayerische Landesgesundheitsamt (LGL), das die Meldedaten nach Erhalt von Städten und Landkreisen ans RKI weitervermittelt, verortet den Fehler auf Nachfrage beim Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg selbst. "Laut dem LGL vorliegenden Informationen kam es im Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg zu fehlerhaften Eingaben bei den Fallzahlen", heißt es in einer Stellungnahme.

Ganz so einfach ist die Sache laut Nürnbergs Gesundheitsreferentin Britta Walthelm allerdings nicht. Bei wem die Schuld liege? Bei Stadt oder etwa doch beim LGL? Bei beiden, sagt Walthelm nun auf Nachfrage. Sie sieht das Problem im Zusammenspiel der beiden Behörden.

Das LGL, so Walthelm, habe zunächst etwa 300 Altfälle zur Nachkorrektur nach Nürnberg zurückgeschickt. Nachdem diese dann zurück übermittelt wurden, seien sie fälschlicherweise in der aktuellen Inzidenz gelandet - obwohl die Meldedaten eigentlich weit in der Vergangenheit lagen. "Wir haben deshalb ab Donnerstag, Freitag gesehen, dass es eine nicht erklärbare Diskrepanz zwischen den übermittelten Daten und dem Inzidenzwert gab, obwohl es keinen Ausbruch gab. Am Montag haben wir die Fälle bereinigt und nun, am Mittwoch, ist der Wert gesunken."

Auch andere Landkreise sollen betroffen sein

In einer Pressemitteilung wies die Stadt am Dienstag darauf hin, dass weitere Kommunen und Landkreise wie beispielsweise die Stadt Fürth, der Landkreis Nürnberger Land und die Stadt Schweinfurt ebenfalls von ähnlichen Fehlern betroffen seien. Im Nürnberger Land will man von derartigen Verzügen allerdings nichts wissen: "Beim Gesundheits- und Landratsamt Nürnberger Land selbst liegen auch nach Rücksprache mit dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen keine Erkenntnisse für irgendwelche zeitlichen Verzugs- oder Doppelmeldungen vor", heißt es seitens der zuständigen Behörde.

Und auch in Fürth weist man das von sich: Doppelzählungen, die jüngst das Ergebnis in Nürnberg verfälscht haben, seien für Fürth ebenfalls auszuschließen – man habe das überprüft, sagt Christian Ell, Sprecher des Landratsamtes Fürth.

Gesundheitsreferentin stand bereits in der Kritik

Bereits in der Vergangenheit musste sich Nürnbergs Gesundheitsreferentin Walthelm mit Kritik am Vorgehen ihrer Behörde in der Corona-Pandemie auseinandersetzen. So hatte die Junge Union im Januar ihren Rücktritt gefordert, weil die Inzidenzwerte der Stadt häufig verfehlt gemeldet wurden und Schwachstellen bei der Software nicht zügig behoben worden seien. Außerdem ist Nürnberg eine der wenigen Städte, die lediglich das Meldedatum von laborbestätigten PCR-Positivtests weitermeldet. So gut wie alle anderen Städte und Landkreise melden zusätzlich Daten zum Erkrankungsbeginn, die beispielsweise für die Berechnung des R-Werts relevant sind.


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