Ekel-Sitze in Nürnbergs U-Bahnen? VAG wehrt sich gegen Kritik

20.1.2021, 05:14 Uhr
Ekel-Sitze in Nürnbergs U-Bahnen? VAG wehrt sich gegen Kritik

© VAG

Der langjährige VAG-Kunde Hermann Fischer meint, dass die Sauberkeit in den U-Bahnen schon seit längerem zu wünschen übrig lässt. "Wenn ich die versifften Sitze in der U2 sehe, habe ich schon gar keine Lust mehr, mich hinzusetzen. Bei den Kunstlederflächen in der U1 hat man den Eindruck, dass der Spalt zwischen den Sitzen schon monatelang nicht mehr gewischt wurde."

Mehr Hygiene in der Pandemie

Und auch die Lüftungsschlitze würden so aussehen, als seien sie vor Urzeiten zum letzten Mal gereinigt worden. "Da hängt viel angesaugter Dreck drin", meint Fischer. Gerade in Zeiten der Pandemie wünsche man sich mehr Sauberkeit und Hygiene. Sonst bekomme man den Eindruck, dass die VAG die Gesundheit der Fahrgäste fahrlässig gefährde.

Diesen Eindruck weist die VAG energisch zurück. Mit automatischer Türöffnung bei U- und Straßenbahnen an den Haltestellen sorge man für bessere Durchlüftung. Außerdem benutzt der ÖPNV seit einigen Monaten eine spezielle antivirale, antimikrobielle und antibakterielle Lösung, um den Hygienestandard bei Haltestangen und Sitzen deutlich zu verbessern.

Einmal monatlich Grundreinigung

Der normale Reinigungszyklus sieht laut VAG so aus: Die U-Bahnen werden spätestens einmal im Monat grundgereinigt. Die Züge fahren durch die Waschanlage. Der Innenraum wird komplett per Hand gesäubert: Reinigungskräfte putzen Fenster, Trennscheiben, Seitenwände, alle Haltestangen, Türöffner und Taster. Dabei werden auch die Kunstleder- sowie die Polstersitze gereinigt.

Ekel-Sitze in Nürnbergs U-Bahnen? VAG wehrt sich gegen Kritik

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Neben dieser Grundreinigung kontrollieren mobile Teams täglich den Zustand der Züge. Ab neun Uhr - also nach dem Berufsverkehr - stehen die Mitarbeiter an den Endstationen in Langwasser Süd (U1), danach in Röthenbach (U2) und am Nordwestring (U3). Sie wischen Türgriffe und Haltestangen, beseitigen liegen gebliebene Vespertüten und Zeitungen und kehren den Wagen durch - besonders in den Wintermonaten, um den Splitt zu entfernen. Ab 21 Uhr sind dann Kolleg(inn)en bis zum Betriebsschluss um ein Uhr nachts im Einsatz.

Weniger Zerstörung

Unabhängig davon tauscht die VAG-eigene Sattlerei Sitze, die stark verschmutzt oder beschädigt sind, sofort aus. Das Problem des Vandalismus ist aber deutlich geringer als noch vor zehn Jahren, betont das Unternehmen. Das liegt unter anderem an einem überraschenden Grund: Weil sich die Fahrgäste mehr auf ihre Smartphones konzentrieren, komme es zu weniger Zerstörung oder Verschmutzung. Sie sind eben anderweitig beschäftigt, so die VAG.

Das Verkehrsunternehmen führt den Rückgang aber auch auf den Einbau von Videokameras seit 2003 und auf Veränderungen beim Fahrzeugbau zurück. So wurden nicht nur kratzfeste Fensterscheiben installiert. Bei den neuen U-Bahnen gibt es keinen Spalt mehr zwischen Sitzen und der Fahrzeugwand: Man kann dort keinen Abfall mehr hineinstopfen, dies sollte zur Sauberkeit beitragen.

Problem Lüftungsgitter

Bei den Lüftungsgittern der älteren U-Bahn räumt VAG-Pressesprecherin Elisabeth Seitzinger allerdings ein: "Diese werden zwar regelmäßig abgewischt. Wollten wir sie richtig sauber bekommen, müssten wir sie ausbauen, was sehr aufwändig ist. Da die Einsatzzeit gerade der ältesten Fahrzeuge überschaubar ist, haben wir uns entschieden, diesen Aufwand nicht mehr zu betreiben."

Bei Verschmutzungen oder Beschädigungen ruft die VAG dazu auf, sich an das Servicetelefon (0911) 283 46 46 zu wenden: Idealerweise sollte man die U-Bahn-Linie und die Nummer des Fahrzeugs beziehungsweise die Uhrzeit mitteilen, an welcher die U-Bahn an einer bestimmten Haltestelle war. "Dann kümmern wir uns jederzeit", verspricht Seitzinger.

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