"Enttäuschung": Das bedeutet die Consumenta-Absage für Nürnberg

21.10.2020, 06:00 Uhr

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"Natürlich ist die Enttäuschung groß", räumt der 32-Jährige ein, "doch wie geht es weiter? Die Perspektivlosigkeit der gesamten Messe-Branche wiegt sehr schwer. Denn seit März haben wir wegen der Pandemie ein faktisches Berufsverbot."

Er wünscht sich intensive Gespräche mit der Stadt und der bayerischen Staatsregierung, wie die Zukunft des Messe-Geschäfts aussehen könnte. Nach seiner Einschätzung dürfte es erst wieder zu einem lebhafteren Messebetrieb kommen, wenn ein Impfstoff gegen die Corona-Pandemie auf dem Markt ist. Könicke fragt sich, ob bis dahin viele der kleineren Geschäftspartner durchhalten.

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Von der Absage ist nicht nur die Consumenta betroffen, die im vergangenen Jahr fast 170.000 Gäste besucht haben. Auch Begleitveranstaltungen wie die Erfindermesse Iena, ein Innovationskongress, "Faszination Pferd", der GINmarket und die Heimtiermesse fallen aus.

Vorgänger-Messe "Einkaufstasche" wurde nie gecancelt

Erstmals überhaupt wurde die Consumenta abgesagt. Auch ihre Vorgängerin "Die Einkaufstasche" wurde nie gecancelt. Die Afag wähnte sich auf der sicheren Seite, nachdem ein detailliertes Hygienekonzept für die Messehallen mit der Stadt abgestimmt worden war. "Die Absage traf uns daher überraschend, zumal zeitgleich gerade in Hannover die Verbrauchermesse Infa läuft", merkt der Afag-Geschäftsführer an.

Unmittelbar nach dem Bescheid der Stadt habe man über 700 Standbetreiber informiert. Sie sollten sich nicht vergeblich auf den Weg zum Nürnberger Messegelände machen. In den Messehallen herrschte gestern großer Frust bei den Handwerkern: Sie mussten die Stände demontieren und die Hallen räumen.

Bereits gekaufte Eintrittskarten werden erstattet

Was passiert mit den bezahlten Standgebühren: Werden sie zurücküberwiesen oder für die Consumenta 2021 verbucht? Darüber verhandelt die Afag mit den einzelnen Teilnehmern. Bereits verkaufte Eintrittskarten werden den Besuchern erstattet. Auch die Teppichleger, welche die Hallen ausgekleidet haben, wie die Fachleute, die Stromanschlüsse verlegt haben, müssen bezahlt werden.

Was ist mit Schadensersatz?

Wie steht es daher mit Schadensersatzforderungen? Schließlich hat die Afag eine schriftliche Genehmigung der Stadt in Händen. Kann sich die Kommune bei der corona-bedingten Absage auf "höhere Gewalt" berufen und finanzielle Ansprüche abwehren? "Wir prüfen zwar grundsätzlich alle Optionen", meint Könicke, "aber wir wollen den Schaden niemandem ankreiden. Es besteht schließlich die Pandemie." So müsse man mit allen Einschränkungen klarkommen.

OB König: Gesundheit und Leben schützen

Oberbürgermeister Marcus König betont, dass er den Rechtsrahmen genutzt hat, um Gesundheit und Leben zu schützen. Es sei schwer vermittelbar, so der CSU-Politiker, wenn jetzt einerseits Grundschüler mit Masken im Unterricht sitzen müssen und auf der anderen Seite Zehntausende Besucher durch Messehallen gehen.

"Nach den Infektionsschutzbestimmungen ist die Consumenta in dieser Form nicht durchführbar", erklärt König. Auf die Frage nach möglichen Regressforderungen äußert er: "Darum müssen sich nun Versicherungen und andere kümmern."

Dass die Consumenta als "Schaufenster der Region" heuer also das Rollo geschlossen hält, bedauert die Industrie- und Handelskammer. "Schade", meint Pressesprecher Kurt Hesse, "doch bei allem Verständnis für die Wirtschaft: Gesundheit geht nun einmal vor. Völlig überraschend war das Veto nicht, die Verbrauchermesse stand bereits auf der Kippe." Natürlich fehle jetzt das Signal einer umfassenden, regionalen Leistungsschau.

"Zweiter Lockdown wäre viel schlimmer"

Ein ähnliches Echo kommt von der Handwerkskammer: Hauptgeschäftsführer Elmar Forster, der sich jedes Jahr privat wie geschäftlich auf der Verbrauchermesse umsieht, bedauert den Beschluss aus der Sicht des mittelfränkischen Handwerks. "Aber die Absage ist vollkommen verständlich, es geht um die Gesundheit. Und wir müssen unbedingt einen zweiten Lockdown verhindern, denn der wäre noch viel schlimmer."

Die Nürnberger Congress- und Tourismuszentrale sieht die Absage als begründet und sehr nachvollziehbar an. Gerhard Arnold, stellvertretender CTZ-Leiter, meint: "Es ist trotzdem schade, weil es seit März die erste Messe gewesen wäre. Es hätte ein Signal sein können, dass man Messen mit speziellen Hygienekonzepten auch corona-konform durchführen kann."

FDP-Stadtrat: "Consumenta light" als Alternative

Für FDP-Stadtrat Ümit Sormaz hätte es keine komplette Absage sein müssen. Er spricht von einer "Consumenta light". Unter speziellen Auflagen mit Abstandssicherungen hätte man für ein Fachpublikum eine verkürzte, teils digitale Messe stattfinden lassen können, meint der Freie Demokrat. Es zeige sich hier wieder, wie hilflos die Wirtschaft einer ideenlosen Verbotspolitik gegenüberstehe.

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