Forum Romanum: Modell-Ausstellung im Hirsvogelsaal

14.12.2017, 14:21 Uhr
Forum Romanum: Modell-Ausstellung im Hirsvogelsaal

© Fotos: Stefan Hippel

S.P.Q.R., die Abkürzung für das lateinische "Senatus Populusque Romanus" (deutsch: Senat und Volk von Rom) war das Hoheitszeichen des antiken Rom. Der Schriftzug ist auch heute noch quasi als Leitspruch allgegenwärtig in der italienischen Hauptstadt, sogar auf Kanalabdeckungen findet man ihn. Weit weniger bekannt dürfte die Nürnberger Variante S.P.Q.N. sein, "Senatus Populusque Norimbergensis". Zu lesen ist sie etwa auf einem der Obelisken der Karlsbrücke.

"Senat und Volk von Nürnberg widmeten sie einst Kaiser Karl VI. Und die führenden Nürnberger Familien haben sich dezidiert im Rückgriff auf das antike Rom Patrizier genannt. Sie regierten die freie Reichsstadt Nürnberg wie eine Republik", sagt Ulrike Berninger, Leiterin des Museums Tucherschloss und Hirsvogelsaal. Sie freut sich über die seit 2009 gut funktionierende Zusammenarbeit mit dem Institut für Klassische Archäologie der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und mit Martin Boss, dem Kustos der Antikensammlung der FAU.

Forum Romanum: Modell-Ausstellung im Hirsvogelsaal

© Stefan Hippel

Er ist auch Leihgeber der beiden Forum-Romanum-Modelle, die von Studenten und Praktikanten im Maßstab 1:200 aus verschiedenen Hölzern und Kupferblech gebaut wurden - in jahrelanger, akribischer Arbeit. "Ungefähr dreißig Hände haben daran mitgewirkt", sagt Boss. Er selbst kommt aus einer Goldschmied-Familie und hat von ihr eine Menge Spitzengefühl - und das notwendige Werkzeug - mitbekommen. "Unser Institut ist das einzige in Deutschland, das solche Modelle herstellt", sagt er.

Mit viel Herzblut ist dort auch Philipp Kuhn bei der Sache, der seine Bachelor-Arbeit über das Forum Romanum geschrieben hat. Die beiden einander gegenüberstehenden Holzmodelle - eines zeigt den Platz mit den zentralen Bauten zur Zeit der Republik (78 bis 44 v. Chr.), das andere nach dem Umbau unter Kaiser Augustus (bis 14 n. Chr.) - sind so konstruiert, dass man einzelne Bauteile herausnehmen und austauschen kann, je nach aktuellem Forschungsstand.

Kuhn greift sich ein kleines Holzteil aus der Mitte des Forums: den umzäunten Teich, zu dem es eine wunderbare Geschichte zu erzählen gibt. Auf dem Platz hatte sich eines Tages eine Erdspalte aufgetan, die des Sprechens mächtig war: Wenn die Römer ihr das wertvollste Gut, das sie besaßen, geben würden, wäre sie bereit, wieder zu verschwinden. Also warfen die Römer erst Gesetzestexte in die Spalte, dann Geld - ohne Erfolg. Schließlich brüstete sich Marcus Curtius, er sei am wertvollsten. Er zog seine teuerste Rüstung an, sattelte sein bestes Pferd und sprang in die Erdspalte - die sich prompt schloss. Die Römer legten an der Stelle den Weiher als Quellheiligtum an.

Aber nicht nur Sagen sind spannend an diesem Platz der Plätze. Auch seine verbriefte Geschichte und die Folgen faszinieren uns bis heute, prägen weltweit jeden offenen, transparenten Politikstil. Das Forum Romanum war politisches, wirtschaftliches und Kultzentrum der Römer. Die monumentale Architektur seiner weltlichen und der Tempel-Bauten beeindruckt jeden Betrachter. "Architektur spricht immer", sagt Martin Boss. Er stellt das Forum Romanum in eine Reihe mit dem Markusplatz in Venedig und dem Hauptmarkt in Nürnberg.

Bis 26. Februar im Museum Tucherschloss/Hirsvogelsaal, Hirschelgasse 9-11, 09 11/2 31-54 21. Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag von 10-17 Uhr. Weitere Infos im Internet unter museum-tucherschloss.de.

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