Frankenschnellweg: Warum die Ablehnung des Kompromisses fatal wäre

19.3.2021, 17:23 Uhr
Seit Jahrzehnten leiden die Anlieger des Frankenschnellwegs unter zu viel Verkehr, zu vielen Abgasen und zu viel Lärm. Sie wurden von der Politik vernachlässigt.

© Stefan Hippel, NNZ Seit Jahrzehnten leiden die Anlieger des Frankenschnellwegs unter zu viel Verkehr, zu vielen Abgasen und zu viel Lärm. Sie wurden von der Politik vernachlässigt.

Am Leiblsteg werden Tag für Tag rund 55.000 Autos gezählt. Diese Zahl, die für die Verkehrsbelastung am Frankenschnellweg steht, wird bei Verkehrszählungen auf dem Stadtgebiet nur noch von der Südwesttangente übertroffen. Wer sich das vor Ort einmal angesehen und vor allem angehört hat, der kann nur noch den Kopf schütteln, weil die Belastung fast unmenschlich ist. Rund 15.000 Anlieger müssen seit Jahrzehnten Lärm und Abgase ertragen. Regelmäßige Nutzer des Frankenschnellwegs dürften eine hohe Zahl an Stunden auf ihrem Staukonto haben. Das ist verlorene Lebenszeit.

Die Politik hat sich fahrlässig lange überhaupt nicht darum gekümmert, die Situation für die Menschen entlang des FSW zu verbessern. Frei nach dem Motto: Selber schuld, wer dort wohnt. Nicht alle Anlieger können sich aber einen Umzug leisten und ihre Immobilien wären nur schwer, wenn überhaupt, auf dem Markt zu veräußern.


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Gruppe fordert BN-Mitglieder auf, Kompromiss abzulehnen

Noch bis Ostern können die Mitglieder vom Bund Naturschutz (BN) darüber abstimmen, ob sie den Kompromiss zwischen Stadt Nürnberg und dem BN zustimmen. Wenn ja, dann würde der BN die Klage gegen den kreuzungsfreien Ausbau zurückziehen. Mit dem Kompromiss hat der BN viel erreicht: Lkw über 7,5 Tonnen dürfen den FSW nicht als Durchgangsstrecke benutzen, die Geschwindigkeit wird auf 60 Kilometer in der Stunde begrenzt und, wenn die Abgas-Grenzwerte überschritten werden, dann kann die Zufahrt in die Innenstadt gesperrt werden.


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Doch das genügt den Gegnern des Frankenschnellwegs nicht: Eine Gruppe die sich "Standhaft bleiben" nennt, fordert die BN-Mitglieder auf, den Kompromiss abzulehnen. Der VCD will den FSW sogar zurückbauen und es werden wieder einmal Alternativplanungen in den Raum gestellt, die eher von einem "Ich wünsche mir die Welt schön" als von Problemlösungen geprägt sind.

Vielleicht würde man den FSW so heute nicht mehr bauen. Aber 55.000 Nutzer am Tag bedeuten auch, dass es in diesem Teil von Nürnberg eine verkehrlich leistungsfähige Straße geben muss. Es sind vor allem Anlieger aus der Region, die den FSW nutzen. Ohne den FSW würden die angrenzenden Stadtteile noch mehr vom Verkehr überschwemmt werden als sie es schon sind. Leider wurde der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs zum Glaubenskrieg: Nötig wäre eine argumentative Abwägung, die akzeptiert, dass an dieser Stelle kein Idealzustand herzustellen ist.

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