Ganz tiefe Delle im Nürnberg-Tourismus durch Corona-Pandemie

4.3.2021, 16:25 Uhr
Ganz tiefe Delle im Nürnberg-Tourismus durch Corona-Pandemie

© Ralf Rödel/NNZ

Die Kaiserburg, die historische Altstadt, das Dokumentationszentrum, das Messe-Geschäft: In den früheren Jahren zog die Stadt Massen von Touristen und Messegästen an. Die Congress- und Tourismuszentrale (CTZ) konnte ständig neue Rekorde verkünden. Damit ist es erst einmal vorbei.

Nach dem wirtschaftlich äußerst schwierigen Jahr 2020 rechnet CTZ-Geschäftsführerin Yvonne Coulin nicht mit einer raschen Erholung, selbst wenn durch die Impfungen gegen Corona größere Lockerungen möglich werden: "Die Jahre 2022 und 2023 werden für Nürnberg wie für alle Kongressstädte schwierig."

Nur 23,7 Prozent Bettenauslastung

Schließlich macht der Anteil der Business-Reisenden immerhin rund 70 Prozent aller Übernachtungsgäste aus. Die Bettenauslastung lag 2020 bei niedrigen 23,7 Prozent, im Jahr davor waren es dagegen 51,8 Prozent.

Dass nun im Frühjahr zwei weitere große Hotels am Hauptbahnhof dazukommen und die Zahl der vorhandenen 18.000 Nürnberger Hotelbetten weiter aufstocken, macht es für die Branche nicht einfacher. "In normalen Zeiten wäre das verkraftbar, aber jetzt müssen wir mit der Tatsache des Volumens leben", meint Coulin.

Existenziell gefährdet

Die CTZ befragt ihre Mitglieder regelmäßig zur aktuellen Einschätzung ihrer Situation: Danach sehen sich 52 Prozent der Befragten nach dem Corona-Jahr in ihrer Existenz gefährdet. Allerdings ist bei der Tourismuszentrale bislang noch keine einzige Aufgabe eines Hotels bekannt.


Vom Leiden des Tourismus in Nürnberg: Podcast Horch amol mit Yvonne Coulin, Geschäftsführerin der CTZ


Auch Wirtschaftsreferent Michael Fraas ist von den Zahlen des vergangenen Jahres ernüchtert: Nur 1,5 Millionen Übernachtungen statt 3,5 Millionen wie 2019, nur 810.000 Reisende statt zwei Millionen ebenfalls in 2019 - da muss man erst einmal tief durchatmen.

Mit voller Wucht getroffen

"Corona hat Nürnberg als starke Geschäfts-, Messe- und Kongressdestination in ihrer ganzen Wucht getroffen und den Wirtschaftsmotor Tourismus fast zum Erliegen gebracht", so Fraas. Rund 33.000 Menschen leben in Nürnberg vom Tourismus - unter anderem als Hotelangestellte, Reiseführer, Busfahrer, Kellnerinnen, Congress-Veranstalter oder Messebauer.


Warum der Hotelboom in Nürnberg Nebenwirkungen hat


Der Tourismus erwirtschaftete 2019 in Nürnberg Umsätze von 2,1 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr waren es 819 Million Euro weniger. Das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (DWIF) hat diese Summe errechnet.

Branche ist "nur spärlich" bedacht

DWIF-Mitarbeiter Moritz Sporer sieht den Tourismus "zwischen Hoffen und Bangen", zumal er von den jüngsten politischen Lockerungs-Beschlüssen "nur spärlich" bedacht worden sei. Es herrschten "riesige Ängste und Unsicherheiten" vor neuen Corona-Wellen und damit verbundenen weiteren Schließungen.

Die Branche ist schwer angeschlagen. Die Stadt versucht, sie mit ihren Mitteln zu unterstützen. So ermöglichte man erstmals - unter strengen Hygiene-Vorgaben - ein Volksfest auf dem Hauptmarkt. Man hat die Sondernutzungsgebühren für die Außengastronomie um 100 Prozent gesenkt und mehr Freiflächen zugelassen.

Werben in sozialen Netzwerken

Eine "City-Werkstatt" macht sich Gedanken über eine attraktivere Innenstadt. So sollen ein Lieferdienst für den Einzelhandel, Pop-Up-Stores in leerstehenden Geschäften oder auch die zeitlich befristete Umgestaltung des Lorenzer Platzes für mehr Leben im Zentrum sorgen.

Ganz tiefe Delle im Nürnberg-Tourismus durch Corona-Pandemie

© Michael Matejka/NNZ

Die Congress- und Tourismuszentrale warb mit digitalen Angeboten in den sozialen Netzwerken für Nürnberg. Gerade in der Pandemie, in der Reisen nahezu zum Erliegen gekommen waren, wollte man an die größte Stadt Nordbayerns erinnern. "Nürnberg vermisst Dich" war ein Video, mit dem man sich neben weiteren Aktivitäten weltweit um Aufmerksamkeit bemüht hat.

Nüchterner Ausblick

Der Ausblick auf die Zukunft fällt bei CTZ-Chefin Coulin nüchtern aus: Eine schnelle Öffnung sei nicht in Sicht. Der Städtetourismus werde sich langsamer erholen, weil jetzt eher Strandurlaub gefragt sei. Bei den Geschäftsreisen rechnet sie mit einem Drittel weniger, künftig würden Online-Veranstaltungen zunehmen.

Trotzdem rührt man schon wieder kräftig die Werbetrommel: Digitale Kampagnen wie "Altstadt-Quartiere neu entdeckt" sollen Einheimischen wie Besuchern Lust auf Nürnberg machen.

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