Gastro-Rettung: Werden Heizpilze in Nürnberg wieder erlaubt?

10.9.2020, 05:39 Uhr
Heizpilze sind in vielen Städten aus Umweltschutzgründen verboten.

© Daniel Karmann, dpa Heizpilze sind in vielen Städten aus Umweltschutzgründen verboten.

Gastronomen, die durch die Corona-Krise an den Rand ihrer Existenz gedrängt wurden, hoffen darauf, mithilfe von Heizstrahlern ihre Gäste im Herbst und Winter draußen bewirten zu können, um so wenigstens etwas von den Umsatzeinbußen abmildern zu können. Nürnberg hat die Heizpilze bereits im Jahr 2008 von öffentlichen Flächen verbannt. Doch nun, nachdem sich die Stadt wochenlang bedeckt gehalten hat, spricht sich Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) dafür aus, das Heizpilzverbot auf städtischen Flächen zeitlich befristet auszusetzen.

„Der Oberbürgermeister und ich werden dem Stadtrat vorschlagen, für diesen Winter eine Ausnahme zu machen. Denn für viele Gastronomiebetriebe geht es um die Existenz. Sie sind auf die Außenflächen angewiesen“, sagt Fraas und ergänzt: „Das Wie der Ausnahme klären wir in den nächsten Wochen mit den Fraktionen.“ Man wolle nun mit der Gastro-Branche über diese Ultima Ratio reden. Das letzte Wort habe freilich der Stadtrat.

Robert Horka, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Bayern, ist beim Thema Heizpilze zwiegespalten. Einerseits hielt er es mit Blick auf die hohen CO2-Emissionswerte für richtig, die Heizstrahler von Nürnbergs Straßen zu verbannen. Andererseits habe er von vielen Gastronomen die Rückmeldung erhalten, dass die Menschen noch immer Angst hätten, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten – und das, obwohl die Infektionszahlen hier deutlich niedriger seien als vielerorts im Ausland.

Ausnahme sei überlebenswichtig

Wenn das Wetter dann nicht mitspielt, blieben viele Leute trotz einer Reservierung zu Hause. Für die in Corona-Zeiten finanziell ohnehin arg gebeutelte Gastro-Branche ist es laut Horka überlebenswichtig, das Verbot auszusetzen. Man dürfe nicht vergessen, dass hinter den Betrieben Menschen stehen, die ihre Familien ernähren müssen.

Britta Walthelm befürwortet generell ein Verbot der Heizpilze. Die Umweltreferentin verweist auf die Ökobilanz der Strahler, „die unbestritten keine gute“ sei. Walthelm ist sich jedoch der Ausnahmesituation bewusst, in der sich die Gesellschaft derzeit befindet. So kann sie sich durchaus vorstellen, dass das Verbot für dieses Jahr aufgehoben wird. Die Ausnahme dürfe nur befristet werden. Generell müsse an einem Verbot festgehalten werden.

Walthelm ist aber nicht nur Umwelt-, sondern auch Gesundheitsreferentin. Mit Blick auf Infektionsrisiken sei es ein Vorteil, wenn nicht alle Gäste in geschlossenen Räumen zusammensäßen, sondern sich auch im Freien verteilen könnten.

Die Gastronomen aufklären

Die Grünen-Politikerin fordert, die Gastronomen dringend darüber aufzuklären, welche Strahler sie sich anschaffen können, falls ihnen eine Investition überhaupt rentabel erscheint. So gebe es neben den mit Gas betriebenen Heizpilzen, die die schlechteste Ökobilanz aufweisen, auch Elektroheizpilze, die im Idealfall mit Ökostrom betrieben werden. Darüber hinaus verweist sie auf noch weniger bekannte Infrarotstrahler. Manchmal dürfte freilich auch eine Decke genügen.

FDP-Stadtrat Ümit Sormaz fordert ein Winterkonzept für das Gastgewerbe. Die Nürnberger Liberalen warnen davor, dass die derzeit gültigen Abstandregeln das Platzangebot in den Innenräumen auf 30 bis 50 Prozent der bisherigen Sitzplätze reduzieren würden. Die FDP hat daher einen Stadtratsantrag gestellt, dass Wirte ihre Stühle über den 15. November hinaus bis zum 15. März 2021 draußen aufstellen dürfen, ohne dafür extra bezahlen zu müssen.

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