Geschlossene Schulen: Protest der Eltern weitet sich aus

15.3.2021, 16:04 Uhr
Es wird viel über die Kinder gesprochen, aber nicht mit ihnen. Bei der Demonstrationen im Nürnberger Süden fanden ihre Anliegen Beachtung. 

© Eduard Weigert Es wird viel über die Kinder gesprochen, aber nicht mit ihnen. Bei der Demonstrationen im Nürnberger Süden fanden ihre Anliegen Beachtung. 

Mit so viel Echo in kürzester Zeit hat Aleksandra Kvrgic nicht gerechnet. Innerhalb von 24 Stunden hatten 4000 Menschen ihre Petition unterschrieben. "Lasst die Schulen offen", lautet die Forderung der Mutter aus Nürnberg. Mittlerweile haben sich schon mehr als 5000 Menschen ihrem Hilferuf angeschlossen. Erschöpfte und verzweifelte Eltern sind darunter, denen allmählich die Kraft ausgeht und die sich allein gelassen fühlen. Sie wollen endlich gehört werden - sie unterschreiben Petitionen oder gehen auf die Straße wie heute in Nürnberg An der Radrunde in Süden der Stadt.

Enormer Zulauf

Eleonora Brauns, Mutter von drei Schulkindern, das jüngste in der ersten Klasse, hat die "Eltern-Kind-Kette" organisiert. Mit 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern hatte sie gerechnet, gekommen waren rund 300. "So einen Zulauf hätte ich nie erwartet", sagt sie. "Und alles war friedlich, alle haben sich an die Hygienevorgaben gehalten."

Kindern eine Stimme geben

Eleonora Brauns geht es darum, den Kindern eine Stimme zu geben. "Als ich meiner Tochter am Freitag sagen musste, dass die Schulen geschlossen bleiben, ist sie in Tränen ausgebrochen." An dem Tag sei ihre WhatsApp-Gruppe übergelaufen. "Es waren sehr viele Wutnachrichten dabei." So entstand die Idee für die Demonstration. Dass der Unterricht noch nicht wieder normal verlaufen könne, sehe sie ein. Aber es müsse zumindest möglich sein, Wechselunterricht zuzulassen. "Die Hygienekonzepte sind doch da." Die Kinder seien glücklich gewesen, als die Autofahrer an ihnen vorbeifuhren, gewunken und gehupt haben. "Sie fühlten sich gesehen."

"Schulschließungen sind eine weit überzogene und unerträgliche Maßnahme", schreibt ein Unterstützer der Petition von Aleksandra Kvrgic. "Mit einem guten Testkonzept müssen die Schulen offen bleiben. Von negativ getesteten Kindern geht keine Gefahr aus!", lautet eine andere Meinung. Eine Mutter schreibt: "Die Bildung und die persönliche Entwicklung unserer Kinder ist gefährdet und damit ihre Zukunft. Da aber sie die Zukunft unseres Landes sind, sollten sie höchste Priorität haben. Priorität in der Impfreihenfolge sollten daher die haben, die die Zukunft unserer Gesellschaft und damit unseres Landes aktiv gestalten und mitverantworten."

Skeptische Stimmen

Aber es werden im Internet auch Stimmen laut, die auf Aleksandra Kvrgics Petition mit Skepsis signalisieren. "Die Entscheidung, die Schulen zu schließen ist vollkommen richtig und wichtig zum Schutz der Kinder und Lehrer/Betreuer, auch in Hinsicht auf gesundheitliche Langzeitfolgeschäden auch bei Kindern. Die Gesundheit ist unser wichtigstes Gut! Ein Jahr Schulausfall kann sicher besser verkraftet werden als vielleicht lebenslängliche Folgeschäden", so der Kommentar einer Userin.

Ähnlich argumentiert Thomas Pettinger, der mit einem eigenen Appell auf die Petition zur Öffnung der Schulen reagiert hat. "Lasst die Schulen zu", lautet der Aufruf des Nürnbergs, der selbst zwei Kinder hat und ebenfalls von den Schulschließungen betroffen ist. Rund 660 Unterstützer haben bisher auf seine Veröffentlichung reagiert. "Stellen Sie den Gesundheitsschutz für unsere Kinder an erste Stelle", lautet seine Forderung an Oberbürgermeister Marcus König. "Also keine Experimente mit Präsenzunterricht bei hoher Inzidenz."

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