Großbaustelle: Parkchaos am Nürnberger Hauptbahnhof

9.7.2018, 08:19 Uhr
War zunächst nur der östliche Teil gesperrt, haben die Bauleute inzwischen praktisch das gesamte Areal fest im Griff.

© Michael Matejka War zunächst nur der östliche Teil gesperrt, haben die Bauleute inzwischen praktisch das gesamte Areal fest im Griff.

Parken am Nürnberger Hauptbahnhof? Das war einmal – sieht man von dem DB-Parkhaus ab. Doch wegen der Großbaustelle für den neuen Hotel- und Bürokomplex "Tafelhof Palais" haben viele Autofahrer Mühe, die Einfahrt zu finden. Und wegen der Neugestaltung des Nelson-Mandela-Platzes sind auch auf der Südseite des Knotenpunkts im Schienenverkehr praktisch alle Stellflächen weggefallen. In Stoßzeiten wie an Freitagen und am Sonntagnachmittag oder Abend kann selbst die Suche nach einem Eckchen zum Ein- und Aussteigen zum Alptraum werden.


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Am Hauptbahnhof vorbei zu kommen, ist selten ein Problem. Aber hin: Weder vor den Postcontainern gibt es eine Haltemöglichkeit, erst recht nicht an der Großbaustelle für den künftigen Hotel- und Bürokomplex Tullnaupark. Was dreiste oder einfach nur ratlos-verzweifelte Autofahrer nicht davon abhält, "mal eben" auf der rechten Spur zu halten. Oder gar in die Taxi-Zone westlich des Hauptportals abzubiegen. Wo sie Mühe haben zu wenden und wieder herauszukommen und natürlich die Taxis blockieren. Bleibt als Alternative nur die Zufahrt zum DB-Parkhaus etwas weiter östlich, direkt vor dem alten Post-Rundbau – doch die scheinen viele Autofahrer gar nicht zu kennen.

Auch auf der Südseite eine Baustelle

Richtig zugespitzt hat sich die Situation allerdings seit auch auf der Hauptbahnhof-Südseite gebuddelt wird. Dort läuft nun – endlich, wie viele sagen - die immer wieder verschobene Neugestaltung des Nelson-Mandela-Platzes. War zunächst nur der östliche Teil gesperrt, haben die Bauleute inzwischen praktisch das gesamte Areal fest im Griff. Übrig geblieben sind nur noch zwei Abstellstreifen für Fahrräder, Parkplätze für Autofahrer gibt es, mit Ausnahme einiger Behindertenparkplätze, gar nicht mehr. Direkt überqueren lässt sich der Platz auch nicht mehr. Vom Hummelsteiner Weg und der Comeniusstraße her müssen sich Fußgänger und Radfahrer an den engen Absperrungen vorbeimogeln und einen großen Bogen schlagen, um zum Südausgang des Hauptbahnhofs zu gelangen. Umgekehrt haben auch ankommende Reisende mehr Mühe, um zu den Taxis zu gelangen. Denen blieb noch ein kleiner Warteplatz vor dem Hotel Merkur. Kein Wunder, dass sich kaum ein Kunde dorthin verirrt.

"Es ist echt schwierig", sagt Taxifahrer Kenan Kul. Zumal der Platz nur aus südlicher Richtung anzufahren ist. Von der Altstadt her ist das Abbiegen am Celtisplatz nicht gestattet. "Am gravierendsten ist der Wegfall der Parkplätze", gibt Ulrike Goeken-Haidl, Sprecherin des Servicebetriebs Öffentlicher Raum (Sör), unumwunden zu. Das sei den Planern bewusst und daher der Öffentlichkeit und speziell den Anwohnern auch "breit kommuniziert" worden. Und sie räumt auch ein, dass der "Hol-Bring-Verkehr wirklich schwer geworden" ist. Aus der Sicht von Sör laufe jedoch bisher alles wie geplant und "rund".

Übrig geblieben sind nur noch zwei Abstellstreifen für Fahrräder, Parkplätze für Autofahrer gibt es, mit Ausnahme einiger Behindertenparkplätze, gar nicht mehr.

Übrig geblieben sind nur noch zwei Abstellstreifen für Fahrräder, Parkplätze für Autofahrer gibt es, mit Ausnahme einiger Behindertenparkplätze, gar nicht mehr. © Wolfgang Heilig-Achneck

Kaum mehr Parkplätze

"Die Arbeiter geben sich wirklich alle Mühe, die Belastungen in Grenzen zu halten", bescheinigt ihnen Ilse Danner. Die mit ihrem Möbelgeschäft Ligne Roset, ebenso wie ihre Nachbarn, eine schwere Durststrecke zu überstehen hat – und nicht so recht weiß, was auf sie zukommt, wenn vor der Haustür künftig zwar viel Grün sprießt, aber kaum Parkplätze mehr zu finden sind. "Wir sind jetzt mehr im Außendienst", meint sie halbironisch.

Unterdessen steigt der Wutpegel bei vielen Autofahrern. "Die Planung ist daneben", schimpft NN-Leser Klaus B. "ein Hauptbahnhof ohne Parkplätze ist ein Unding". Als er kürzlich selbst Verwandte zum Zuge bringen wollte, fand er erst nach mehreren Schleifen durch die umliegenden Viertel ein Plätzchen, um die Reisenden samt Gepäck aussteigen zu lassen – die schon ziemlich auf Kohlen saßen und sich sputen mussten, um ihren Zug nicht zu verpassen. "Hier hätte die Stadt ruhig die Parkgebühren verdoppeln können, das hätte jeder verstanden. Statt der Einnahmen steigen nun die Ausgaben für die Grünflächenpflege."

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