Klinikum Nürnberg: Reinigungskräfte im Streik

11.2.2021, 19:09 Uhr
Im Gewerkschaftshaus stellten Milan Ognjanovic, Karin Reinfelder und ihre Mitstreiter ihre Forderungen in der Tarifauseinandersetzung vor.  

© NNZ Im Gewerkschaftshaus stellten Milan Ognjanovic, Karin Reinfelder und ihre Mitstreiter ihre Forderungen in der Tarifauseinandersetzung vor.  

Corona verändert auch den Arbeitskampf: Die Gewerkschaft ver.di hat aus Rücksicht auf die Pandemiesituation nicht alle 816 betroffenen Beschäftigten, sondern nur 15 Delegierte aus den verschiedenen KNSG-Bereichen wie Reinigung, Transport oder Wäscherei zum Streik aufgerufen. Sie erklären im Gewerkschaftshaus den Pressevertretern ihren Unmut.

Die Betriebsratsvorsitzende Karin Reinfelder etwa hält das letzte Angebot der Arbeitgeber für einen "Taschenspielertrick": Zwar habe man für die unterste Lohngruppe diesmal einen Stundenlohn von 11,50 statt zuvor 11,20 Euro angeboten bekommen, aber dafür seien Angebote für die etwas Bessergestellten wieder verschlechtert worden. Ver.di-Gewerkschaftssekretärin Joana Terborg hat die Vermutung, dass die Arbeitgeber einen bestimmten Betrag X von Runde zu Runde nur unterschiedlich verteilen, anstatt das Angebot substanziell zu verbessern.

Es geht um Wertschätzung

Ver.di und die Beschäftigten fordern eine Bezahlung nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD). Dann würden die Servicekräfte statt aktuell 10,56 Euro immerhin 12,86 in der untersten Lohngruppe bekommen. Es gehe nicht nur um Geld, sondern auch um Wertschätzung, betont Reinfelder. Schließlich würden jene rund 200 Beschäftigten, die vor der Ausgründung der GmbH im Jahr 2000 schon zum Reinigungs- oder Transportpersonal des Klinikums gehörten, noch von den besseren Bedingungen profitieren.

Weniger Arbeitszeit, trotzdem mehr Lohn

Und die beziehen sich nicht nur auf den Lohn, sondern auch auf Urlaubstage oder Wochenstunden, wie Betriebsrat Milan Ognjanovic betont: "Meine Kollegen im TVöD arbeiten weniger, verdienen aber mehr." Aleksandar Bozinovic bessert sein Gehalt mit einem 450-Euro-Job auf – "aber ich habe dann immer noch 150 Euro netto weniger als mein Kollege, der im TVöD ist". Auch die TVöD-Kollegen fänden das ungerecht und stünden solidarisch an der Seite der Streikenden, sagt Terborg.

Haustarif als Lösungsmöglichkeit

Raimonda Ebert bezweifelt, dass sich das Klinikum einen Gefallen tut mit der aus ihrer Sicht schlechten Bezahlung. In den vergangenen fünf Jahren seien aus ihrer Abteilung 40 von 55 Kollegen zu anderen Arbeitgebern gewechselt. Sie seien ersetzt worden, aber die hohe Fluktuation könne nicht im Interesse des Arbeitgebers liegen. Lika Spasovska wiederum berichtet von ihrem schwierigen Job als Reinigungskraft auf der Corona-Station im Klinikum – sie findet, wer dort arbeite, habe einen Zuschlag verdient.
Die Nürnberger Service-GmbH befindet sich in einem Tarifverbund mit drei anderen Kliniken in Bayern. Falls die nächste Runde wieder ohne Annäherung verläuft, erwägt ver.di, für Nürnberg auf einen Haustarif zu pochen.

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