Künftiges ICE-Werk auf dem Muna-Gelände?

3.2.2021, 18:12 Uhr
Das derzeit noch mit Munitionsresten belastete Muna-Gelände bei Feucht käme auch als Standort des neuen ICE-Werks infrage.

© Jan Stephan Das derzeit noch mit Munitionsresten belastete Muna-Gelände bei Feucht käme auch als Standort des neuen ICE-Werks infrage.

Neben den bisher genannten Flächen bei Altenfurt, Allersberg, Baiersdorf, Burgfarrnbach und dem Nürnberger Rangierbahnhof sollen nun auch das ehemalige Munitionslager Muna Feucht sowie eine zweite Fläche südlich davon geprüft werden.

Altenfurter Standort "mehr als heikel"

Die Bahn hat aber von Anfang an erklärt, dass sie die Variante Altenfurt/Fischbach favorisiert. Dies hält SPD-Faktionsvorsitzender Torsten Brehm für "mehr als heikel", weil das Areal sehr nahe an die Wohnhäuser Altenfurts heranreicht. Außerdem sei eine starke Lärmbelästigung absehbar und es müsse viel Wald gerodet werden, der für den Schutz vor Verkehrslärm und zur Naherholung wichtig ist.

Auch bei der Muna Feucht müssten eine Menge Bäume fallen. Doch Brehm meint, dass dies an einer für die Bevölkerung unproblematischeren Stelle geschieht. Der Sozialdemokrat hält es für eine gute Gelegenheit, endlich auch die Rüstungsaltlasten zu entsorgen.

Der Wald bei Altenfurt ist ein beliebtes Erholungsgebiet der Bürger. Dementsprechend heftig protestieren die Anwohner gegen die mögliche Zerstörung.

Der Wald bei Altenfurt ist ein beliebtes Erholungsgebiet der Bürger. Dementsprechend heftig protestieren die Anwohner gegen die mögliche Zerstörung. © Stefan Hippel/NNZ

CSU-Bundestagsabgeordneter Michael Frieser pflichtet bei: "Die Munitionsrückstände müssen angegangen werden und können allein schon aus Sicht des Umweltschutzes nicht auf ewig hier liegen. Auch aus Sicherheitsgründen sei es unerlässlich, sie zu beseitigen."

Verzögert sich das Verfahren?

Die Regierung von Mittelfranken sowie die Bundesimmobilienverwaltung hatten der Bahn mitgeteilt, so Frieser, dass die Muna grundsätzlich als räumungsfähig gilt. Der Beginn des Raumordnungsverfahrens würde sich seiner Einschätzung nach wegen der umfassenden Untersuchungen zu Kampfmittel- und Grundwasserkontaminierung sowie einer umweltfachlichen Kartierung in den Herbst verschieben.

Die Bahn muss alle sieben Standorte "ergebnisoffen, neutral und nachprüfbar" unter die Lupe nehmen, fordert CSU-Bezirksrat Peter Forster. Die vorherrschende Unsicherheit und Angst in Altenfurt und Fischbach beunruhigen den Kreisvorsitzenden für Nürnberg-Süd.

Umwelt und Bevölkerung schützen

Ein absolut transparentes Verfahren und eine offene Kommunikation bei der Standortwahl sind daher entscheidend, so Forster. Neben betriebswirtschaftlichen Bedürfnissen der Bahn müssten Umweltaspekte und Beeinträchtigung der Bevölkerung gleich gewichtet werden.

Landtagsvizepräsident Karl Freller unterstreicht, dass er die Bürgerproteste der vergangenen Wochen im Südosten Nürnbergs sehr ernst nimmt und die Sorgen und Ängste nachvollziehen kann. So sehr das ICE-Werk für die Metropolregion begrüßenswert sei, so müsse bei der Standortwahl in besonderem Maße auf Mensch und Natur Rücksicht genommen werden.


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Er hoffe, dass es dem DB Fernverkehr ein "ehrlichen Bemühen" ist, mit der Ausweitung ihrer Standortsuche eine konfliktarme Lösung zu finden. "Es wächst die Chance, dass der Kelch an Altenfurt, Moorenbrunn und Fischbach vorbeigeht", meint der CSU-Politiker.

Nürnbergs ÖDP-Stadtrat Jan Gehrke meint: "Je mehr Standorte intensiv und vorbehaltlos geprüft werden, desto besser können Umweltverträglichkeit und Anwohnerschutz berücksichtigt werden."

Der Bund Naturschutz wirbt für eine flächensparende Alternative für das ICE-Werk. Daher solle man den gesamten süddeutschen Raum und nicht nur die Region berücksichtigen. Der BN unterstützt eine Internet-Petition auf der Plattform change.org. Bei dem Aufruf "Stoppt die Rodung des Nürnberger Reichswalds" haben bis jetzt 14.500 Personen unterzeichnet.

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