Medienhaus im Lockdown: So arbeitet die Redaktion während Corona

16.3.2021, 12:46 Uhr
Meistens nur mit ein bis zwei Kolleginnen und Kollegen bestückt - oder leer: Blick in unseren Newsdesk in Zeiten der Pandemie.

© Michael Matejka, NNZ Meistens nur mit ein bis zwei Kolleginnen und Kollegen bestückt - oder leer: Blick in unseren Newsdesk in Zeiten der Pandemie.

Montag, 16. März 2020: Jede Menge Krisensitzungen halten uns auf Trab im Medienhaus, noch in Präsenz: Wie gehen wir um mit Corona? Dann verkünden Bund und Länder die ersten Lockdown-Regelungen – Schließungen von Geschäften und Gaststätten, Appelle zum Homeoffice.

Diese Beschlüsse beschleunigen auch unser Vorgehen: Wir verabschieden uns am Nachmittag voneinander – viele gehen heim, um dort für etliche Wochen oder auch Monate zu arbeiten; nur ein Teil der Teams kam (und kommt) nach wie vor in die Redaktion.

Kommunizieren per Video und Messenger

Innerhalb weniger Tage wurde unsere Arbeit auf den Kopf gestellt: Statt am Newsdesk oder in der Kaffeeküche Themen zu diskutieren, verlagerten sich sämtliche Absprachen auf digitale Kanäle.

Ob das funktionieren würde? Wir waren überrascht, wie die vielen tausend Nachrichten pro Tag in unserem frisch installierten Kommunikationssystem Slack es uns immer wieder ermöglichten, dass Sie eine Zeitung im Briefkasten vorfanden und online über alle aktuellen Entwicklungen informiert waren.

Massiv gestiegene Abrufzahlen

Denn das Interesse an allem rund um dieses Virus war (und ist) immens. Das merk(t)en wir an unseren Online-Abrufzahlen, die massiv stiegen. Was tun, um noch mehr Menschen noch besser zu informieren? Wir starteten einen Newsletter extra zu Corona, mit dem Wichtigsten vom Tage zur Entwicklung der Pandemie.

"Unter Quarantäne" heißt diese geballte Info, die jeden Tag um 17 Uhr im Mail-Postfach der AbonnentInnen landet. Armin Jelenik von der NN-Chefredaktion schrieb den allerersten Corona-Newsletter und wechselt sich mit Alexander Jungkunz ab. Später kam NZ–Chefredakteur Stephan Sohr dazu.

Tägliche Infos rund um die Pandemie

"Wir dachten, dass wir den Newsletter so etwa bis Mitte des Jahres machen, ein paar Monate", erinnern sich Jelenik und Jungkunz. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht, der Newsletter gehört nach wie vor zum Portfolio unserer neuen Angebote.

Und war erst der Startschuss für eine Reihe weiterer neuer Angebote. Hinzu kam beispielsweise "Mittags um 12", ein Newsletter, der das Wichtigste aus Franken und der Oberpfalz bündelt. Den schreiben Christiane Krodel, André Ammer, Georg Körfgen und Arno Stoffels von der Redaktion "Region & Bayern".

"Ka Depp" heißt unser neuer Club-Newsletter - ebenfalls unter den Zugängen im Corona-Jahr. Einmal in der Woche liefern unsere Club-Reporter Fadi Keblawi, Uli Digmayer und Wolfgang Laaß ihre persönliche Einschätzung zur Lage des 1. FCN und den gleichnamigen Podcast.

Neu ist auch "Klasse!", ein Newsletter für Lehrerinnen und Lehrer, betreut von Michaela Zimmermann und Kathrin Walther. Unsere nunmehr sechs Newsletter erreichen insgesamt 20 000 Menschen.

Seit kurzem erscheint auch unser E-Paper in neuer Form: Die digitale Zeitung erhielt neue Extras wie eine Vorlese-Funktion und ist eine zusehends beliebte Alternative zur gedruckten Zeitung.

Unter vier Augen

Zuhören, was Menschen mit einer spannenden Biografie zu sagen haben: Das war die Idee hinter einem zunächst corona-bedingten Podcast "Unter Quarantäne". Daraus entwickelte sich "Mit.Menschen" – ein Podcast unter vier Augen. Ein(e) Fragesteller(in), ein Gast – so entstehen sehr intensive Porträts von Menschen, die etwas mit unserer Region zu tun haben. Sebastian Böhm, Isabella Fischer, Franziska Holzschuh und Fadi Keblawi wechseln sich bei diesem Podcast als Fragende ab. 22 Folgen sind bisher erschienen, die Zahl der Fans steigt.

Blick auf Gastro, Lifestyle und Freizeit

Wo gibt es in Nürnberg das beste Thai-Food? Welche (digitalen) Events warten diese Woche im Städtedreieck Nürnberg, Fürth und Erlangen? Und was verkauft eigentlich der edi.m-Store? Diese und ähnliche Themen fokussiert unser neuestes Projekt. Mit fein-raus.de ist vor wenigen Wochen unser neues Lifestyle-Produkt live gegangen.

Es ist in einer Zeit ins Leben gerufen worden, in dem wir bereits an den Lockdown "gewöhnt" waren. Obwohl Kerninhalte unseres Produkts die Gastronomie sowie Events sind - die ja bekanntermaßen sehr unter der Pandemielage leiden - haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, abzubilden, was dennoch in diesen Bereichen aktuell und unter allen geltenden Prämissen möglich ist. Wir zeigen, wie findig und aktiv Veranstalter und Wirtsleute sind.

Es ist ein Portal, dass sich allen Facetten des schönen Lebens und des Alltags der Zielgruppe widmet - ein Produkt, das nicht nur dem kleinen Team sehr viel Freude macht, sondern hoffentlich vor allem Ihnen, liebe Leserinnen und Leser.

Ein digitaler Treiber

Corona war und ist also ein großer Innovationstreiber für unsere Redaktion. Unser 2018 eröffneter Newsdesk – in normalen Zeiten die Schaltzentrale der Redaktion, in der alle Informationen zusammenlaufen und auf unsere verschiedenen Kanäle verteilt werden – ist immer öfter verwaist. Wo früher 20, 30 Redakteure gleichzeitig gearbeitet habe, herrscht heute manchmal fast gespenstische Stille.

Schneller und effektiver

Die Arbeit wird natürlich trotzdem erledigt. Aber eben viel dezentraler als wir das früher taten. Instant-Kommunikationsinstrumente und Videokonferenzen helfen uns dabei, mit den vielen Kollegen Kontakt zu halten, die mobil arbeiten.

Das tägliche operative Geschäft einer Redaktion lässt sich damit, so unsere Erfahrung, teilweise sogar schneller und effektiver organisieren als früher in Vor-Corona-Zeiten. Aber der kreative Gedankenaustausch auf dem Flur oder am Kaffeeautomaten fehlt uns allen.

Immer vernetzter arbeiten

Wie also wird sich der Journalismus fortentwickeln, wenn wir das Virus so weit in den Griff bekommen haben, dass wieder halbwegs normales Leben möglich sein wird? Die Redaktionen werden - so viel scheint sicher - nicht einfach zu ihren früheren Arbeitsweisen zurückkehren. Redakteure werden deutlich dezentraler und trotzdem hoch vernetzt miteinander arbeiten, digital sowieso. Und es wird hoffentlich weiterhin so viele innovative neue Produkte geben wie in diesem vergangenen Pandemie-Jahr.