Mit.Menschen: Sandra Schäfer, wie geht Schule im Lockdown?

11.2.2021, 06:00 Uhr

Ihr Mann sei auch ein wenig entsetzt gewesen: Das Kind sitze nur kurz vor dem Rechner, dann überlasse die Lehrerin es sich selber, schimpfte er. Sandra Schäfer muss ein wenig schmunzeln, als sie diese Anekdote im Podcast Mit.Menschen erzählt: Zeigt sie doch, dass auch ihr eigener Mann den selben Eindruck hat wie viele Eltern: Der Online-Unterricht tauge nichts. Die Kinder würden verwahrt vor dem Rechner.


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Dabei hätten Lehrerinnen und Lehrerin der Regel gute Konzepte (auch die selbstständige Eigenarbeit könne dazu gehören), seien in der aktuellen Corona-Pandemie engagiert, fuhren Arbeitsblätter aus und versuchten, so gut wie möglich Kontakt mit Schülern zu halten. Dabei, so sagt Schäfer, sei die Arbeitsbelastung oft zu hoch, höher als vor Corona.

Sie muss das wohl auch sagen, Sandra Schäfer ist nicht nur Grundschullehrerin aus Nürnberg - sie war Rektorin an zwei Einrichtungen -, sondern steht dem Nürnberger Lehrer- und Lehrerinnenverband vor und vertritt als örtliche Personalratsvorsitzende für Grund- und Mittelschulen rund 3000 Lehrkräfte.

Sie glaubt: Corona legt ein Brennglass auf viele Probleme, die schon vor der Pandemie virulent waren: An der digitalen Ausstattung hapert es, die Personaldecke ist dünn. Zudem ist da der immerwährende Fokus auf die Leistung, der auch Eltern, die nicht wollen, dass ihr Kind zurückfällt, zusetzt. So wollten viele ein Zurück zum Wechselunterricht auch mit Verweis auf die Notenerhebung. „Dabei ist das nicht die Kernaufgabe von Schule“, sagt Schäfer. „Wir brauchen umfassend gebildete Persönlichkeiten.“ Corona werde Teil der Biografie der Schülerinnen und Schüler sein, „sie leisten im Moment unglaublich viel“. Da könne man als Lehrkraft auch etwas anderes als den klassischen Leistungsnachweis zur Beurteilung heranziehen: Wie hat sich jemand eingebracht? Wie selbständig ist er?

Bei aller Diskussion plädiert Schäfer, vorsichtig mit Öffnungen im Schulbereich umzugehen. Ja, Kitas und Grundschulen hätten Priorität, doch ihre Devise sei: „Lieber langsam, aber gründlich.“ Man dürfe nicht die Gesundheit von Lehrkräften und Schülern aufs Spiel setzen. Schäfer fordert einen Dreiklang aus Testen, Impfen der Lehrkräfte und Einhaltung der Hygieneregeln.


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Ob das so bei allen angekommen ist? Man sei mit der Stadt Nürnberg in guten Gesprächen zu einer allgemeinen Test-Strategie, analog zu der in Österreich - dort testen sich Lehrer und Schüler selbstständig. Sandra Schäfer erzählt aber eine weitere Begebenheit: Aktuell seien an Schulen OP-Masken zum Schutz der Lehrer geliefert worden. Jetzt klingt Schäfer ein wenig bitter: OP-Masken. In einer Zeit, in der an neuralgischen Punkten prinzipiell FFP2-Masken verpflichtend seien.

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