Nach der Sanierung: Nürnbergs schönster Garten ist wieder geöffnet

5.5.2021, 10:10 Uhr
So schön sehen die Hesperidengärten in St. Johannis aus.

© Eduard Weigert So schön sehen die Hesperidengärten in St. Johannis aus.

Sind die echt? Steffen Kuhmann lächelt mild. Er hört die Frage nicht zum ersten Mal. Obwohl es in den barocken Hesperidengärten so viel zu sehen gibt, sind es kleine gelbe Früchte, die die Blicke auf sich ziehen. Zitronenbäume in großen Blumentöpfen säumen die Wege durch den Garten in St. Johannis. Der hat nun wieder geöffnet. Und ist frisch renoviert.

2000 Quadratmeter neuer Rasen

Steffen Kuhmann ist Gärtnermeister. Der Mitarbeiter der Stadt Nürnberg soll ab sofort dafür sorgen, dass die Hesperidengärten so schön bleiben, wie sie sich derzeit zeigen. Einen Teil aber übernimmt die Technik. Die 6000 Quadratmeter große Anlage neben dem Johannisfriedhof wird künftig automatisch bewässert. "Damit vor allem die erst verlegten 2000 Quadratmeter Fertigrasen in der nächsten Hitzewelle nicht eingehen", sagt Bürgermeister Christian Vogel.

Als Erster Werkleiter des Servicebetriebs Öffentlicher Raum ist er zuständig für die Parks und Grünanlagen in der Stadt. Die Hesperidengärten sind für ihn "vielleicht der schönste Garten in Nürnberg - und das im Herzen der Stadt". 3000 Hecken hat Sör eingepflanzt, die sollen das Grün einrahmen. Und damit auch denen, die seltener in den Hesperidengärten unterwegs sind, deutlich machen: Der Rasen ist Tabu!

Der Garten im Barockstil, sagt Vogel, "ist etwas Einzigartiges". Auch in seiner Nutzung. Ein Ort für alle in St. Johannis und ganz Nürnberg, um zur Ruhe zu kommen und zu flanieren. Nicht aber um zu grillen oder auf der Wiese zu liegen. Weshalb der Sör-Chef darum bittet, pfleglich mit dieser Anlage umzugehen: "Bitte kein Müll, keine Zerstörung."

Neue Bänke fehlen noch

Darauf hofft auch Barbara Kiderlin. Die zweite Vorsitzende des Bürgervereins Johannis-Schniegling-Wetzendorf blickt zufrieden in die sanierte Anlage, die "in die Jahre gekommen und in keinem guten Zustand" gewesen ist. Erst recht nicht vergangenes Jahr, als die Vorbereitungsmaßnahmen für die Sanierung die Hesperidengärten arg verwüstet zurückgelassen haben. Das hat für Unmut gesorgt, auch im Bürgerverein.


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Jetzt bedankt sich Barbara Kiderlin bei der Stadt, erinnert Christian Vogel aber auch daran, was noch zu tun ist: Die vielen Bänke sind in keinem guten Zustand sind. Die folgen als nächstes und zwar bald, versprechen Christian Vogel und Gärtnermeister Steffen Kuhmann. Dafür werden die Latten der Sitzmöbel ausgetauscht.

Etwas warten müssen der Bürgerverein und auch der Segel- und Tauchclub Nürnberg auf die Renovierung des kleinen Kutscherhauses. Seit zwanzig Jahren sind die Räume dort das Vereinsheim des Segelclubs, dessen Boote viele Kilometer entfernt am Brombachsee liegen. Hier in St. Johannis lernen die Segelschüler die Theorie, früher im Obergeschoss, inzwischen hat der Club mit 45 Mitgliedern alles gemietet.

Eine der barocken Figuren aus dem Garten.

Eine der barocken Figuren aus dem Garten. © Eduard Weigert

Doch Teile der Holzfassade des kleinen Fachwerkhauses sind marode, auch der längst nicht mehr aktive Kamin hat bessere Tage gesehen. Das Hochbauamt untersucht das im 17. Jahrhundert gebaute Gebäude zur Zeit. "Wir wollen die Maßnahme gerne mit in die Hochbau-Pauschale nehmen", erklärt Christian Vogel. Ähnlich wie beim Wächterhaus in Großgründlach wäre die Wartezeit dadurch kürzer. Doch das geht nur, wenn die Renovierung nicht zu aufwändig wird.

Anlage noch barrierefreier

Besonders freut sich Barbara Kiderlin darüber, dass die Gärten mit der Sanierung noch barrierefreier geworden sind, durch Verbesserungen bei den Rampen im nördlichen Teil, aber auch im Süden. Dort hat sich der Kies der Wege im abschüssigen Gelände vor dem Tor oft gesammelt, jetzt ist dort gepflastert.

Der Bürgerverein erinnert außerdem noch an ein Versprechen von Alt-Oberbürgermeister Ulrich Maly. "Wenn sich die Möglichkeit ergibt, wollte die Stadt die Gärten erweitern", sagt Kiderlin. Der Plan steht, sagt Christian Vogel. "Wir haben ein Vorkaufsrecht auf das angrenzende Gelände der Pinselfabrik", sagt der Bürgermeister. Bislang aber sei das nicht verkauft.

380.000 Euro hat die Stadt in die Sanierung der Hesperidengärten gesteckt, die jetzt wieder nach Zitronen riechen. Exotische Pflanzen sind schon vor Jahrhunderten hier angepflanzt worden, nach italienischem Vorbild. Steffen Kuhmann hofft, dass die Zitronen die nächsten Wochen gut überstehen, "bis null Grad halten sie aus". Früchte tragen die Bäume das ganze Jahr. Und wenn die auf den Boden fallen? Dann dürfen sie auch mitgenommen werden.

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