Nach Zwangspause: "Fridays for Future" will in Nürnberg wieder durchstarten

20.8.2020, 17:57 Uhr
Entstanden aus Schulstreiks, bekannt geworden durch Straßenproteste: In Coronazeiten muss "Fridays for Future" umdenken.

© Günter Distler, NNZ Entstanden aus Schulstreiks, bekannt geworden durch Straßenproteste: In Coronazeiten muss "Fridays for Future" umdenken.

Dass Klimaschützer auch nur Menschen sind, zeigt sich spätestens bei einer globalen Seuche. Statt aufsehenerregender Straßenproteste und bunter Zusammenkünfte waren die Aktivisten von "Fridays for Future" (FFF) vor ihre Rechner und Handys verbannt - und kämpften wie die meisten Arbeitnehmer und Freizeitgruppen gegen schlechtes Wlan und mit sozialer Distanz. Den Mitgliedern in Nürnberg nahm das ein wenig die Luft zum Atmen. Corona wurde zur Zwangspause.

Unfreiwillige Pause

Denn Ausgangsbeschränkungen sind Gift für eine Bewegung, die über Straßenproteste funktioniert. Und in Zeiten, in denen man sich nicht persönlich treffen kann, werden Entscheidungsprozesse in einer Gruppe, die den Anspruch hat, demokratisch zu sein, noch langwieriger. Um einen Ansprechpartner der FFF-Ortsgruppe in Nürnberg für diesen Artikel zu finden, waren fünf verschiedene Anfragen über drei verschiedene Kanäle notwendig.

Am Ende meldete sich Fabian Schreiner, Mitglied bei "Fridays for Future" in Nürnberg. Wenn man ihn nach der aktuellen Stimmung in der Ortsgruppe fragt, ist von einer unfreiwilligen Pause die Rede, von virtuellen Treffen, in denen es wahnsinnig viel zu organisieren gab, und davon, dass FFF nach eineinhalb Jahren Protest nun auch einmal Ferien mache. Das kann man als besinnliches in-sich-Gehen oder als Resignation interpretieren - letzteres weist der 21-Jährige aber vehement von sich. "Das auf gar keinen Fall", sagt er bestimmt auf die Frage, ob man es angesichts stagnierender Zahlen beim CO2-Ausstoß nicht auch lassen könne mit dem Protest.

"Ein Online-Meeting schreckt ab"

"Fridays for Future" ist gerade dabei, sich wieder zu finden. "Wir haben intern viele Diskussionen, wie wir strategisch weitermachen", sagt Schreiner. Zwar war man trotz Corona aktiv, in Chatgruppen, über Online-Meetings und bei Aktionstagen, etwa kurz vor den Ferien, als es um die Verkehrswende ging. Auch den Radentscheid in Nürnberg unterstützt die Ortsgruppe, manche Mitglieder seien bei Aktionen von "Extinction Rebellion" mit von der Partie.


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Doch insgesamt läuft es zäher als am Anfang. "Wir sind nicht gerade mehr geworden", formuliert Schreiner vorsichtig, etwa 20 aktive Mitglieder gebe es in Nürnberg. "Ein Online-Meeting schreckt ab", konstatiert er nüchtern. Man habe zwar versucht, solche Zusammenkünfte zu öffnen, doch bei virtuellen Treffen mit wackliger Internetverbindung springt der Funke eben nicht so leicht über.

Doch jetzt soll es wieder losgehen. Am 25. September ist der nächste globale Klimastreik geplant, nach Vorbildern in Augsburg oder Hamburg soll es bald ein Klimacamp in Nürnberg geben. Auch auf der großen politischen Bühne ist "Fridays for Future" wieder präsent, am Donnerstag trafen Greta Thunberg, Luisa Neubauer und zwei weitere Aktivistinnen Kanzlerin Angela Merkel in Berlin. "Für unsere lokale Politik ist das relativ irrelevant", sagt Fabian Schreiner. "Merkel hätte in den letzten Jahren etwas tun können, ich glaube nicht, dass so ein Treffen etwas ändert."


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In Nürnberg gehe es um ganz konkrete Dinge: Bessere Bedingungen für den Radverkehr, kein Ausbau des Frankenschnellwegs, Klimaneutralität. Dass die Bewegung polarisiert, findet Schreiner gar nicht so problematisch. Anfeindungen gibt es zwar, persönliche Angriffe waren bisher aber selten und beschränkten sich auf den digitalen Raum. "Vielleicht wäre ein bisschen mehr Polarisierung ganz gut, um den Diskurs zu beleben."

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