Nürnberg macht Sporthallen für Vereine zwei Wochen lang dicht

11.9.2020, 16:46 Uhr
Nürnberg macht Sporthallen für Vereine zwei Wochen lang dicht

© Archivfoto: Daniel Reinhardt/dpa

Für viele Vereine, deren Sportarten in den vergangenen Monaten nur schwer bis gar nicht auszuüben waren, ist das die langersehnte Perspektive – zumindest theoretisch. Kurzfristig verkündete die Stadtverwaltung Ende vergangener Woche nämlich, dass zu Schulbeginn sämtliche städtischen Turnhallen für die Nutzung durch Vereine für zwei Wochen geschlossen werden.

Andreas Neugebauer, Vorsitzender von Bayerns größtem Breitensportverein Post-SV Nürnberg, hat für diesen Schritt kein Verständnis. Obwohl der Post-SV auch vereinsinterne Hallen betreibt, ist er auf die Turnhallen der Stadt angewiesen. "Es ist gerade eine brenzlige Situation", beschreibt er die aktuelle Lage.

Die Kündigungsfrist im Verein betrage drei Monate zum Jahresende. "Wenn wir jetzt nicht suggerieren, dass es bald in einen Normalbetrieb übergeht, dann werden unsere Mitglieder Ende des Monats reihenweise austreten", ist er sich sicher. Schon jetzt habe der Verein mit zahlreichen Kündigungen zu kämpfen, die finanziellen Einbußen seien deutlich spürbar. "Für alle Nürnberger Vereine ist die Öffnung der Turnhallen existenzentscheidend", sagt er.

Hygienekonzept funktioniert

In den vergangenen Wochen waren bereits 18 städtische Turnhallen geöffnet und laut Neugebauer wurde dort bewiesen, dass die Hygienekonzepte der Vereine greifen. "Jetzt den Schritt zurück zu gehen, wo alles andere langsam wieder erlaubt wird, dafür hat doch kein Kunde Verständnis", sagt er.

Druck übt auch die Stadtratsfraktion der SPD mit einem Dringlichkeitsantrag aus, alle Nürnberger Schulturnhallen den Sportvereinen umgehend zur Verfügung zu stellen. Um ein mögliches Infektionsrisiko gering zu halten, sollen zudem die Pausenhöfe nach Schulschluss für die Vereine geöffnet werden. So können die Aktivitäten entzerrt und Übungen an der frischen Luft angeboten werden.

"Unsere Sportvereine sind vor der anstehenden kälteren Jahreszeit dringend auf die Hallennutzung angewiesen. Wenn wir den Vereinen diese Perspektive nicht eröffnen, droht vielen das Aus", sagt Nasser Ahmed, sportpolitischer Sprecher der SPD im Stadtrat.


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"Wir brauchen jetzt ganz schnell ein deutliches Signal, dass die Turnhallen ab dem 21. September wieder öffnen dürfen", fordert Neugebauer von der Stadtverwaltung. Die Idee der SPD, bei schönem Wetter auf dem Pausenhof zu trainieren, begrüßt er.

Bei der Stadt wartet man derweil die von der bayerischen Staatsregierung verhängte neuntägige Maskenpflicht an den Schulen ab.

"Wenn der Schulstart positiv verläuft, werden nach den neun Tagen die 18 Turnhallen wieder öffnen", versichert Michael Kaiser vom Schul- und Sportreferat. Weitere 50 Hallen könnten dann bald folgen. Für die restlichen der 106 städtischen Schulturnhallen sei es entscheidend, ob die Hygienekonzepte dort angewendet werden können. Man sei bereits in engem Kontakt mit dem Gesundheitsamt, so Kaiser.

"Wir sehen natürlich die Problematik und nehmen die Sorgen der Vereine sehr ernst", sagt er. Unter den momentanen Bedingungen sei es derzeit jedoch nicht möglich, die Hallen für den Vereinssport zu öffnen. "Dort werden zu Beginn des Schuljahres Lehrerkonferenzen abgehalten, die Abstandsregelungen können in den Lehrerzimmern einfach nicht eingehalten werden", erklärt er. Und laut dem Infektionsschutzgesetz müssen die Räumlichkeiten nach jeder Nutzergruppe gereinigt werden – verfügbare Reinigungskräfte sind derzeit jedoch Mangelware.

Nach den neun Tagen, also spätestens ab Montag, 21. September, könnte es also weitergehen mit dem Vereinssport in den städtischen Turnhallen. Eine Perspektive, die alle Vereinsvorstände und Mitglieder hoffentlich positiv stimmt.

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