Polizeieinsatz bei Kik in Nürnberg und Fürth: Läden wieder geschlossen

3.4.2021, 17:43 Uhr

Verbraucher und Händler sind verwirrt. Welches Geschäft darf aufsperren, welches nicht? Das Gerichtsurteil, dass Schuhhändler wieder öffnen dürfen, führte nun dazu, dass auch in Läden, die überwiegend Kleidung verkaufen, Kunden wieder uneingeschränkt Zutritt hatten. In Bayern hatten am Karsamstag zum Beispiel einige Kik-Filialen, unter anderem in Nürnberg und Fürth, geöffnet, bis die Polizei kam.

Ein Leser wunderte sich, dass der Kik-Laden in Fürth-Ronhof am Samstag nicht geschlossen war und erkundigte sich bei der dortigen Verkäuferin: Laut ihrer Aussage sei der Grund für die Öffnung, dass Kik auch Schuhe anbiete.

Kik selbst teilte mit: "Wir haben auf Basis unserer rechtlichen Einschätzung und entlang der bisherigen Öffnungsstrategie der bayerischen Politik unsere Geschäfte aktuell geöffnet. Bezug für unsere Entscheidung ist nicht das Thema Schuhe und auch keine Protestaktion, sondern dass unsere Filialen zu den Ladengeschäften gehören, die für die tägliche Versorgung unverzichtbar sind. Und hier sehen wir uns im Rahmen der derzeit gültigen rechtlichen und gerichtlichen Vorgaben wie sie zuletzt auch vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof festgelegt wurden."

Die Polizei sieht dies anders: "Es gab einige Einsätze, weil Bürger bei uns angerufen haben. Nach einer Belehrung haben die Läden, unter anderem auch der in Fürth-Ronhof, am Samstagmittag wieder zu gemacht", erklärte die Polizei Mittelfranken. Nun werde geprüft, wer dafür verantwortlich sei. Den Beamten gegenüber hätten Mitarbeiterinnen ebenfalls erklärt, der Grund sei, dass Schuhläden wieder öffnen dürfen.


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Auch nach Angaben des Handelsverbands Bayern (HBE) hätten die Kik-Filialen nicht komplett aufmachen dürfen. HBE-Sprecher Bernd Ohlmann erklärt auf Nachfrage: "Wer Schuhe im Sortiment hat, darf nun zwar auch in Gebieten mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 100 wieder aufsperren." Doch es gibt Einschränkungen: "Wenn weniger als 50 Prozent der Ware, die angeboten wird, Schuhe sind, dann dürfen nur Schuhe verkauft werden. Die restliche Fläche muss abgesperrt werden. Wenn ein Händler dagegen überwiegend - also mehr als 51 Prozent seines angebotenen Sortiments - Schuhe verkauft, dann ist er Schuhhändler und darf komplett öffnen", fügt Ohlmann hinzu.

Die Kik-Filiale in Ronhof hatte aber laut Einschätzung unseres Lesers vor allem Kleidung im Angebot, Schuhe seien nur ein geringer Anteil gewesen, abgesperrt war angeblich nichts. Kik erklärt: "Man kann darüber streiten, ob die Größe von 51 Prozent Schuhen am Gesamtverkauf von Einzelhandelsgeschäften ein seriöser Maßstab im Rahmen einer nachvollziehbaren Anti-Corona-Politik sein kann."

Dass die ständig neuen Regeln für Verwirrung sorgen, versteht HBE-Sprecher Ohlmann. Immer wieder würden sich Mitglieder melden, unter anderem, um zu erfahren, was denn überhaupt erlaubt sei. Rund 500 Anrufe bekomme der Verband täglich.

Die Ankündigung, dass Schuhgeschäfte in Bayern auch in Gebieten mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 100 wieder öffnen dürfen, habe etliche dazu veranlasst, beim Handelsverband nachzufragen, ob dies denn überhaupt stimmt . "Wir haben viele Anrufe bekommen, die dachten das wäre ein Aprilscherz", berichtete Ohlmann. "Aber es ist kein Aprilscherz."

Nackt über den Marienplatz

Auch die Begründung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH), der entschied, dass Schuhgeschäfte wieder öffnen dürfen, weil diese zu den für die tägliche Versorgung unverzichtbaren Ladengeschäften gehören, zog einige Anrufe beim Verband nach sich.

Vor allem Modehändler können diese Entscheidung nicht verstehen: "Bei uns hat sich einer gemeldet und meinte, dann können die Leute nackt über den Marienplatz laufen, aber Schuhe bekommen sie", erzählt Ohlmann, der sich jedoch für die Schuhverkäufer freut. Um die bayerischen Einzelhändler insgesamt macht er sich aber Sorgen: "19000 Geschäfte stehen im Einzelhandel in Bayern auf der Kippe. Das betrifft 50000 Beschäftigte", erklärt der Fachmann. Er hofft auf weitere Lockerungen. "Die Regel, dass Schuhe verkauft werden dürfen, wird so erst einmal bis Mittwoch gelten, dann beraten Söder & Co. wieder, dann wird man sehen, wie es weitergeht", blickt Ohlmann nach vorne.