Sanierung und Corona: Gehen die Vereinsbäder in Nürnberg bald baden?

15.12.2020, 17:35 Uhr
Im Hallenbad des Post SV lernen zahlreiche Kinder schwimmen.

© Michael Matejka, NNZ Im Hallenbad des Post SV lernen zahlreiche Kinder schwimmen.

Im Osten der Stadt klafft eine Lücke. Wer dort wohnt und schwimmen will, ist bis zum nächsten städtischen Bad länger unterwegs. Oder er nutzt eines der Bäder, das von Vereinen betrieben wird. Im Freibad von Bayern 07 am Pulversee darf jeder seine Bahnen ziehen, bei Schwimmkursen im Hallenbad des Post SV sind alle Kinder willkommen.

Wie wichtig das für die Bäderlandschaft in Nürnberg ist, weiß die Stadt. "Die Vereinsbäder decken die fehlenden städtischen Kapazitäten bei Hallenbädern ab und sind in den Sommermonaten tragende Säule", heißt es in einem Bericht in der Sportkommission. Das gilt für Bayern 07 und den Post SV genauso wie für die Freibäder des 1. FC Nürnberg und des TSV 1846 Nürnberg.


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Doch eine Analyse der Stadt hat ergeben: Die Vereine stehen vor enormen Herausforderungen. Schuld ist nicht nur Corona, sondern die hohen Unterhaltskosten, die Saisonschwankungen, gerade in den Freibädern je nach Wetter. Außerdem ist es schwer, Personal zu finden.

Stadt trifft sich mit den Vereinen

Deshalb ist die Stadt bereits im Austausch mit den Vereinen. "In diesem Jahr haben zwei Runde Tische mit den Verantwortlichen stattgefunden", sagt Cornelia Trinkl. Dabei haben Stadt und Vereine darüber gesprochen, "welche Unterstützungsmöglichkeiten wir haben und wo es Synergieeffekte geben kann", erklärt Nürnbergs Sportreferentin.

Auch Bayern 07 muss in sein Freibad investieren.

Auch Bayern 07 muss in sein Freibad investieren. © Michael Matejka, NN

Zusammen mit den Verantwortlichen bei NürnbergBad haben sich dabei viele Bereiche ergeben, in denen der städtische Bäderbetrieb helfen oder mit den Vereinen arbeiten kann. Zum Beispiel bei der Schulung der Mitarbeiter, aber auch bei Förderprogrammen. Ziel ist, dass sich NürnbergBad und die Vereine noch besser vernetzen, "um die Probleme des täglichen Betriebs konstruktiv und effektiv zu lösen".

Zuschüsse für Badegäste zu gering

Ob das reicht? Durch die Corona-Pandemie hat sich die schwierige Situation noch verschärft. Das eigentliche Problem aber ist ein grundlegendes: die Zuschüsse, die die Vereine für den Betrieb ihrer Bäder und pro Badegast bekommen. Gerade hier sehen die Vereine Handlungsbedarf, müssen sie sich doch bei der Gestaltung der Eintrittspreise an den Tarifen der städtischen Bäder orientieren. Die aber werden mit bis zu fünf Euro pro Gast subventioniert, jeder Badende im Vereinsbad dagegen nur mit 60 Cent oder sogar weniger.

In die Jahre gekommen: Das sind die Pläne für das Hallenbad in der Ziegenstraße - vor 50 Jahren.

In die Jahre gekommen: Das sind die Pläne für das Hallenbad in der Ziegenstraße - vor 50 Jahren. © e-arc-tmp_20191218-144702-006.jpg, NN

Andreas Neugebauer stört vor allem, dass bei der Förderung "das Verhältnis zwischen Turnhalle und Schwimmbad nicht stimmt". Die Mittel müssen aus Sicht des Vorsitzenden des Postsportvereins "eklatant angehoben werden". Die Schwimmabteilung ist mit 5000 Mitgliedern die zweitgrößte Abteilung des Post SV. Doch bei den bei Bädern hohen Betriebskosten decken die Zuschüsse nur etwa acht Prozent - bei Sporthallen dagegen 15 Prozent.

Hallenbad: Sanierung kostet Millionen

Neugebauer will nicht missverstanden werden: Die Unterstützung der Stadt und die geplante Zusammenarbeit seien gut, "aber es sichert nicht unsere Existenz". Zumal der Post SV - genauso wie Bayern 07 - vor einer großen Herausforderung steht. Sowohl das Hallenbad in der Ziegenstraße als auch das Freibad am Pulversee müssen saniert werden. Das wird Millionen kosten.

Sanierung und Corona: Gehen die Vereinsbäder in Nürnberg bald baden?

© Michael Matejka, NNZ

Andreas Neugebauer weiß sogar ziemlich genau, wie teuer die Renovierung den Post SV kommt. Der Verein hat von der Deutschen Gesellschaft für Bäderwesen ein Gutachten machen lassen. Ergebnis: "Um das Bad weitere 30 Jahre zu erhalten, müssen wir neun Millionen Euro investieren." Auch wenn Neugebauer nicht von der genannten Summe ausgeht, "da steht ja jede Schraube drin". Aber mit vier bis fünf Millionen müsse man rechnen.

"Dann hat Nürnberg ein Problem"

Ohne Mittel von Bund und Land sei das unmöglich. Aber das Bad sei auch eine kommunale Aufgabe, eben weil der Post SV hier eine Lücke schließt. Mit etwas Besonderem noch dazu: Denn Vereine, die eigene Hallenbäder unterhalten, sind sehr selten. "Wenn die Wasserfläche im Osten wegbricht, haben wir in Nürnberg ein Problem", sagt Neugebauer und schiebt eine Zahl nach: 800 Kinder absolvieren beim Post SV Schwimmkurse. Pro Jahr.

Das weiß die Stadt. Auch dass "eigene städtische Anlagen investiv und operativ wesentlich teurer kämen", wie es im Bericht in der Sportkommission heißt. Die Stadt ist bereit zu helfen, auch mit einer höheren finanziellen Unterstützung.

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