Schweres Gerät am Marienberg: Nürnberg siedelt 18 Baumriesen um

9.3.2021, 06:00 Uhr
Wie im Computerspiel Pac-Man frisst sich das Spezialfahrzeug für Großbaumverpflanzungen in den Boden und schnappt sich den Baum mit einem Biss – um ihn dann hier am Marienberg wieder einzupflanzen.   

© Sör, NNZ Wie im Computerspiel Pac-Man frisst sich das Spezialfahrzeug für Großbaumverpflanzungen in den Boden und schnappt sich den Baum mit einem Biss – um ihn dann hier am Marienberg wieder einzupflanzen.  

Die Spaziergänger am Marienberg staunen. Immer wieder bleiben sie stehen und schauen den riesigen orangefarbenen Maschinen bei der Arbeit zu. Als die fertig ist, sind die Fußgänger angetan. "Das sieht ja so aus, als ob der Baum schon immer hier gestanden hätte."

Seit 20 Jahren tief verwurzelt

Sie meinen die 18 neuen Bäume im Marienbergpark. Die sind nicht hüfthoch, sondern messen mehrere Meter. Sie sind großgewachsen. Nur eben an einem anderen Ort in Nürnberg: am Straßenbahnbetriebshof der VAG.

Dort sind die Bäume 20 Jahre verwurzelt gewesen. Jetzt ist in der Heinrich-Alfes-Straße kein Platz mehr für sie. Die Verkehrsbetriebe baut die zentrale Abstellhalle für Straßenbahnen aus, die Bäume müssen weg. Und bleiben doch erhalten.

Neues Zuhause: Die großen neuen Bäume kommen bei den Spaziergängern im Volkspark Marienberg gut an.

Neues Zuhause: Die großen neuen Bäume kommen bei den Spaziergängern im Volkspark Marienberg gut an. © Sör, NNZ

Wenn eine Straße, ein Kanal oder ein Gebäude gebaut werden, muss oft Gründ weichen. Immer öfter aber werden Bäume in Nürnberg versetzt. Das freut Christian Vogel. "Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es wichtig, dass wir ressourcenschonend mit Bäumen umgehen", sagt der Bürgermeister. Er ist Werkleiter des Servicebetriebs öffentlichter Raum. Sör hat die Bäume im Auftrag der VAG umgesiedelt.

Bäume sind schon weit entwickelt

Umpflanzen statt absägen - das ist nach Vogels Geschmack. Schließlich müssen immer wieder auch Bäume gefällt werden. So aber bleiben wertvolle alte Bäume erhalten und "wir bekommen gegenüber einer standardmäßigen Baumpflanzung rund 20 Entwicklungsjahre geschenkt".

Jungbäume müssen sich erst an ihre Umgebung gewöhnen. Nicht so bei der sogenannten Großbaumverpflanzung. Das dient der Optik: "Dadurch, dass wir Bäume von beträchtlicher Größe anpflanzen, sind die neuen Standorte rasch üppig bewachsen", sagt Vogel. Im Volkspark Marienberg kommt das an.

Größe, Alter und Lage entscheiden

Damit ein Baum verpflanzt werden kann, müssen die Voraussetzungen stimmen. Er muss gesund sein, Größe und Alter müssen passen. Auch die Entfernung zwischen dem alten und dem neuen Standort spielt eine Rolle. Und die Frage, "komme ich gut an den Baum heran", sagt Sör-Sprecher André Winkel. "In Grünanlagen ist das meistens kein Problem. Bei einem schmalen schlecht zugänglichen Innenhof wird es schwierig."

Wenn es möglich ist, kommt rschweres Gerät zum Einsatz: Spezialfahrzeuge mit Spatenwerkzeug. Die heben ein kreisrundes Pflanzloch aus. Mit dem Aushub fährt die Maschine zum alten Standort und legt die Erde ab. Mit ihr wird später das Loch gefüllt, das der Baum hinterlässt. Der wiederum wird samt Wurzeln entnommen und an seinem neuen Platz eingesetzt.

Für Bürgermeister Christian Vogel ist es „eine Mega-Sache“, dass auf diese Weise gesunde ältere Bäume erhalten werden können.   

Für Bürgermeister Christian Vogel ist es „eine Mega-Sache“, dass auf diese Weise gesunde ältere Bäume erhalten werden können.   © Sör, NNZ

"Da es jeweils dieselbe Maschine ist, passt der Baum samt Ballen passgenau in das neue Baumquartier", sagt Winkel. Weil der Baum trotzdem einen Teil seiner Wurzeln einbüßt, wird die Krone leicht ausgelichtet. "An der Nahtstelle von Ballen und Boden wird eine Entwicklungszone angelegt", sagt der Sör-Sprecher. "Hier wird Gedüngt und in den nächsten fünf bis sieben Jahren gewässert." So sollen sich der Baum in der neuen Umgebung verwurzeln.


Als der Volkspark Marienberg ein Flughafen war


Das hat in der Vergangenheit gut geklappt. Im Marienbergpark hat die Stadt schon 2016 am Parkplatz Kilianstraße und zwei Jahre später am Kiosk je zwei Bäume verpflanzt. "18 auf einen Streich aber nie", sagt sich Sör-Werkleiter Vogel. Für ihn "eine Mega-Sache". Ermöglicht durch die VAG, die so etwas für die Umwelt tun will. Vogel hofft auf Nachahmer, auch im Privaten. ​​​​​​"Natürlich kostet es Geld", sagt Vogel, "Geld das sich aber auszahlt und lohnt."

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