Konkurrenz für Silberrücken

Seltene Gorillas im Nürnberger Tiergarten: Darum sollen sie kastriert werden

Johanna Michel

Online-Redaktion

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16.3.2023, 19:02 Uhr
Die beiden Gorillabrüder Kato und Akono, die im Nürnberger Tiergarten leben, sollen kastriert werden. 

© Stefan Hippel, VNP Die beiden Gorillabrüder Kato und Akono, die im Nürnberger Tiergarten leben, sollen kastriert werden. 

Zwei zwischen 2019 und 2020 geborene männliche Gorillas leben derzeit in der Gruppe Westlicher Flachlandgorillas im Nürnberger Tiergarten. Damit sie weiterhin in ihrer Gruppe leben können, haben Tiergartenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gemeinsam mit dem Veterinäramt entschieden, die beiden noch vor Einsetzen der Geschlechtsreife zu kastrieren. Die Entscheidung fiel auf Empfehlung des Fachgremiums des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) für Gorillas, sowie nach sorgfältiger Abwägung aller Alternativen.

Der Grund für die Kastration der beiden Tiere ist, dass es im Nürnberger Tiergarten bereits einen Silberrücken gibt. Ohne die Kastration würden die beiden irgendwann zur Konkurrenz für ihren eigenen Vater werden. Mit dem Schritt stehen die Chancen gut, dass er die beiden Gorillajungtiere weiterhin in der Gruppe akzeptiert und nicht als Konkurrenz wahrnimmt. Sie werden außerdem dadurch erhöht, dass ihr Vater sich ihnen gegenüber äußerst fürsorglich zeigt und eine sehr innige Beziehung zu den beiden pflegt, erklärt der Tiergarten in einer Pressemitteilung.

Durch die Kastration werden zudem keine sekundären Geschlechtsmerkmale entwickelt. Das bedeutet, "dass sich ihr Rückenfell nicht silbergrau färbt und ihr Körperbau nicht so kräftig ist wie der der Silberrücken", heißt es weiter.

In Europa leben Angaben des Tiergartens zufolge lediglich 419 Westliche Flachlandgorillas, verteilt auf insgesamt 60 Zoos. Von der Weltnaturschutzunion IUCN wird diese Art als vom Aussterben bedroht eingestuft. Das Erhaltungszuchtprogramm (EEP) hat dabei das Ziel, "eine gesunde sogenannte Reservepopulation der Art in menschlicher Obhut zu erhalten", heißt es in der Mitteilung des Tiergartens.

In dem EEP wird die Zucht der Tiere zentral koordiniert. Biologinnen und Biologen achten dabei besonders darauf, dass die genetische Vielfalt der Tiere möglichst hoch ist. Dadurch soll die Population möglichst gesund bleiben. Da die Gene des Vaters der beiden in dem Programm aber schon stark vertreten sind, können die beiden Jungtiere im Nürnberger Zoo nicht mehr zur genetischen Vielfalt beitragen. Sie sind daher nicht zur Zeugung von Nachkommen vorgesehen.

Was Tiergartendirektor Dag Encke dazu sagt und welchen weiteren Vorteil die Kastration für die Gruppe im Nürnberger Tiergarten hat, lesen Sie im Hintergrundartikel auf NN.de.