So soll der Nürnberger Reichswald dem Klimawandel trotzen

6.10.2020, 05:31 Uhr
Johannes Wurm von den Staatsforsten, OB Marcus König, Umweltreferentin Britta Walthelm und Bürgermeister Christian Vogel (v.li.) stellten die Waldstrategie vor.

© Juergen Petzoldt, NNZ Johannes Wurm von den Staatsforsten, OB Marcus König, Umweltreferentin Britta Walthelm und Bürgermeister Christian Vogel (v.li.) stellten die Waldstrategie vor.

Abgestorbene Bäume, kahle Flächen: Dass es seit Jahren viel zu heiß und trocken ist, ist im Reichswald nicht mehr zu übersehen. Und auch in der Stadt leidet das Grün.

Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass sich Bäume positiv auf das Stadtklima auswirken. Durch die Verdunstungskälte ihres Blätterdachs wirken sie wie eine Klimaanlage, sie speichern CO2, Oberflächen- und Grundwasser. "Die Stadt muss grüner werden, aber auch die Natur rundum die Stadt herum muss erhalten werden", sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU) bei der Vorstellung des Aktionsplans.

5000 neugepflanzte Bäume pro Jahr

Mehrere städtischen Dienststellen, die Bayerischen Staatsforsten sowie die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus Fürth und Roth haben sich zusammengesetzt und Pläne geschmiedet. Sie wollen den Wald so umbauen, dass er für den Klimawandel gewappnet ist: "Wir wollen für jedes neugeborene Kind einen Baum pflanzen. Das sind 5000 Bäume pro Jahr", rechnet Oberbürgermeister König vor.

Zehn Prozent davon, ergänzt Bürgermeister Christian Vogel (SPD), sollen im Straßenraum und auf vom Service öffentlicher Raum (Sör) gepflegten Flächen gepflanzt werden. Rund 29.000 Straßenbäume gibt es derzeit Nürnberg, 1200 Baumpaten und 150 freiwillige Gießer unterstützen die Stadt bei der Pflege.

Stadt will Privatwald ankaufen

Der allergrößte Teil der 5000 jährlichen Neupflanzungen werde im Wald erfolgen, berichten König und Vogel. Einmal stellen dafür die Bayerischen Staatsforsten Flächen zur Verfügung. Zusätzlich will die Stadt aber auch private Waldgrundstücke ankaufen. "Das Liegenschaftsamt soll Flächen suchen und erwerben", konkretisiert Vogel das Vorgehen. In diesen Wäldern soll sich dann der Forstbetrieb der Stadt, der zum Tiergarten gehört, um den Waldumbau kümmern.

Umweltreferentin Britta Walthelm (Die Grünen) unterstützt das Vorhaben: "Damit wollen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wir wollen für Biodiversität, Artenschutz und ökologischen Ausgleich etwas erreichen. Für unvermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft im Stadtgebiet können so auch hochwertige Ersatzmaßnahmen in stadteigenen Wäldern möglich werden." Die Umweltreferentin betont, dass der Wald nicht nur ein wichtiger Ort zur Naherholung ist, sondern auch als Wasser- und CO2-Speicher immense Bedeutung besitzt.

Schädlinge und Stürme richten Schäden an

Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten, nennt die Baum- und Waldstrategie zukunftsweisend. Anhand von Grafiken verdeutlicht er, wie schlecht es um den Wald steht: Seit Jahren ist es zu trocken, vor allem die Jahre 2018 und 2019 waren extrem. Viele Bäume seien aus Wassermangel abgestorben. Aber auch Stürme und Schädlinge richteten enorme Schäden an.

"Heimische Waldgesellschaften können auf Dauer nicht überleben", so der Forstexperte. Letztendlich helfe nur ein Waldumbau. Dafür müssten heimische Bäume durch Arten, die auch in wärmeren Zonen gedeihen, ergänzt werden. Als Beispiel nennt er die Esskastanie, die im Laufe der Zeit vermutlich den Weg in fränkische Gefilde finden würde. Für die Maßnahmen brauche man aber einen langen Atem.

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