Rund um die Uhr unterwegs

Streik der GDL: Nürnberger Lokführer erklärt, warum er streikt und wie sein Alltag aussieht

Anne-Sophie Reiß

Volontär

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11.1.2024, 18:10 Uhr
Ronny Trentzsch ist Lokführer und Ortsgruppenvorsitzender der GDL in Nürnberg. Er erzählt, wie es ist, Lokführer zu sein und warum er streikt.

© xEHLxMediax / GDL Ronny Trentzsch ist Lokführer und Ortsgruppenvorsitzender der GDL in Nürnberg. Er erzählt, wie es ist, Lokführer zu sein und warum er streikt.

Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) streiten weiter um die von den Lokführern geforderte Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich. Dieses Mal dauert der Streik drei Tage an. Auch Ronny Trentzsch legt diese Woche seine Arbeit nieder. Der 51-Jährige ist Lokführer und Ortsgruppenvorsitzender der GDL in Nürnberg.

Trentzsch arbeitet bereits seit 1992 als Lokführer. Seine Schichten bei der DB Cargo würden frühestens vier Tage im Voraus angekündigt. "Dienstbeginn ist beispielsweise dann 3:15 Uhr. Da schaut man sich erstmal an, was für Änderungen es im Fahrplan gab und macht dann seine Lok fahrbereit", berichtet Trentzsch.

Eine Schicht dauert in der Regel zwischen fünf bis maximal zwölf Stunden. "In Ausnahmefällen und mit geplanter Pause arbeitet man auch mal 14 Stunden", erklärt der 51-Jährige. "Jeder Tag ist anders. – Man arbeitet 24/7, je nachdem wie es sich in der Woche verteilt. Das ist relativ offen." Trentzsch arbeitet damit nicht nur rund um die Uhr wochentags, auch an Wochenenden und Feiertagen ist er für die DB unterwegs.

Wenig Zeit für die Familie

"Das ist natürlich nicht so prickelnd, wenn man seine Kinder nicht so oft sieht", berichtet der Lokführer. Das Familienleben leide auch unter den unregelmäßigen und langen Arbeitszeiten. Gerade mit Kindern sei der Schichtbetrieb nicht einfach gewesen, erinnert sich Trentzsch: "Als meine Kinder noch klein waren, war das Organisieren der Betreuung eine große Herausforderung. Meine Frau arbeitet ja auch Schicht."

Auch Freundschaften zu anderen Personen, die nicht ebenfalls im Schichtbetrieb arbeiten, seien nahezu unmöglich. "Wenn Freunde zum Beispiel etwas trinken gehen wollen, bin ich nicht dabei. Ich arbeite eben."

Die Ruhezeit zwischen zwei Schichtblöcken beträgt laut Trentzsch aktuell mindestens 36 Stunden. Die Deutsche Bahn plane aufgrund des Personalmangels mit diesen knappen Zeiten. Das bedeutet, dass viele Beschäftigte nach einem Schichtblock nur etwa anderthalb Tage frei haben, ehe sie wieder losmüssen. "Wenn die Schicht um drei morgens endet, fahre ich erstmal heim und nach dem Schlafen ist schon wieder der halbe Tag vorbei. Und am nächsten Tag hab‘ ich schon wieder um 15 Uhr Dienst."

Attraktivität des Berufs erhöhen

Trentzsch ist einer der rund 19.400 Lokführer der Deutschen Bahn AG. Ihre Aufgabe ist es, Reisende und Güter sicher und pünktlich zu transportieren. Dabei müssen sie auf Störungen reagieren, Züge ordnungsgemäß fertigstellen und diese auch überprüfen. Im Schnitt verdienen Lokführer laut der Deutschen Bahn zwischen 44.500 und 53.400 Euro im Jahr.

Die Arbeitszeiten betragen in der Regel 39 Stunden pro Woche. Wie der "Bayerische Rundfunk" berichtete, käme es durch das veraltete Schienennetz und verschiedene Störungen schnell zu Überstunden für die Lokführer. Die GDL fordert daher vor allem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Zudem sollen Lokführer 555 Euro mehr Lohn erhalten.

Die Ausbildung zum Lokführer dauert laut der Deutschen Bahn drei Jahre. Eine Berufsschule sowie ein Trainingszentrum der DB befinden sich auch in Nürnberg. Bei ihrer Einstellung müssen sich Beschäftigte einer Tauglichkeitsuntersuchung unterziehen. Diese wird alle drei Jahre wiederholt und findet ab einem Alter von 55 Jahren jährlich statt.

Der Beruf erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Verantwortungsbewusstsein, vor allem im Personenverkehr. Trentzsch streikt vor allem, weil er auf die Situation der Lokführer in Deutschland aufmerksam machen möchte. Die Fluktuation im Beruf sei hoch, wie er findet. "Ich möchte, dass sich die sozialen Bedingungen verbessern, damit der Beruf attraktiver wird", erklärt der 51-Jährige.

Mögliche Verbesserungen wären aus der Sicht von Ronny Trentzsch eine verlässlichere Planung, besonders bei den Ruhezeiten: "Mindestens zwei Tage Ruhezeit zwischen zwei Schichtblöcken wären wünschenswert". Damit bleibe den Lokführern auch etwas Zeit für Familie und Freunde, erklärt der 51-Jährige.

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