Tauben-Fütterung in Nürnberg: Stadt kündigt Kontrollen an

2.3.2021, 19:01 Uhr
Nürnberger Stadttauben – hier in der Karolinenstraße im Eingangsbereich von Karstadt. 

© Günter Distler Nürnberger Stadttauben – hier in der Karolinenstraße im Eingangsbereich von Karstadt. 

Pilotprojekt abgebrochen: Ab sofort gilt wieder ohne jegliche Ausnahmen das Fütterungsverbot von Stadttauben. Die Stadt kündigt an, Verstöße verstärkt zu ahnden.

Die Lage für die gefiederten Stadtbewohner im Zuge des zweiten Lockdowns war Ende 2020 verheerend. "Viele Tauben sind verhungert, hinzu kam der Kälteeinbruch", sagte Claudia Rupp vom Tierschutzverein für Stadttauben und Wildtiere in Nürnberg damals.

Ausgesuchte Plätze

Denn: Im Stadtgebiet ernähren sich die Tauben wegen des Fütterungsverbots vor allem von Abfällen aus der Gastronomie und davon, was Passanten wegwerfen.

Und so suchten die Tierschützer erneut den Kontakt zum Umweltreferat. Sie erhielten – wie bereits beim ersten Lockdown – die Erlaubnis für eine kontrollierte Corona-Notfütterung an sechs vereinbarten Plätzen mit entsprechenden Auflagen.

Der Zeitraum war begrenzt, das Projekt sollte bis zum 4. April laufen. Auch mit dem Ziel, durch die gewonnenen Erkenntnisse eine Basis für ein etwaiges zukünftiges Stadttaubenmanagement in Nürnberg zu schaffen. Die Tierschützer sollten die tägliche Dauer der Fütterung, die Anzahl der Tiere und deren körperlichen Zustand dokumentieren und eventuell übrig gebliebenes Futter zusammenkehren.

Doch anders als beim ersten Mal, wurde diesmal das Sauberhalten der Plätze zum Problem. "Leider war seit Bekanntwerden des Projekts eine Zunahme an Nachahmern in der Bevölkerung festzustellen", heißt es seitens der Stadt.


Corona-Krise: Den Stadttauben droht Hungertod


Vereinsvorsitzende Claudia Rupp dazu: "Bedauerlicherweise wurde durch die negative Berichterstattung der Boulevardpresse, in der alle unsere Futterplätze benannt wurden, eine Reaktionskette in der Bevölkerung ausgelöst, die auch durch Gegensteuern mit Aufklärungsaktionen und Berichten in der lokalen Presse nicht mehr gestoppt werden konnte."

Da "Tauben in der Stadt" ein stark emotional besetztes Thema ist, an dem sich die Geister scheiden, waren das Umweltreferat und der Verein übereingekommen, "möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erzeugen, um Störungen der Fütterungsaktion zu vermeiden", fährt Claudia Rupp fort.

Die Tierschützer hatten die sechs Plätze mit Bedacht ausgewählt, ehemals gab es dort keine sogenannten Wildfütterungen. "Nach der Berichterstattung in der Boulevardpresse waren unsere Futterplätze nicht mehr bedienbar", bedauert sie.

In keinem guten Zustand: In Nürnberg entdeckt man immer wieder Tauben mit verkrüppelten Füßen.

In keinem guten Zustand: In Nürnberg entdeckt man immer wieder Tauben mit verkrüppelten Füßen. © Horst Linke

Das Problem: Wild verteiltes Futter auf Wegen, Plätzen und Grünanlagen zieht nicht nur Ratten an, sondern auch andere freilebende Wildtiere wie Enten, Schwäne und Gänse. Diese Entwicklung sei im Hinblick auf die Ausbreitung der Geflügelpest in Bayern mit größter Vorsicht zu betrachten, informiert die Stadt – und zog die Reißleine.

Die Ausbreitung der Geflügelpest erfolge über direkte Tier-zu-Tier-Kontakte. Aber auch indirekte Kontakte können eine Rolle spielen, wie eben Futter und Wasser. In ganz Bayern gilt seit dem 2. Februar ein allgemeines Fütterungsverbot für Wildvögel. Zwar sind Tauben selbst für die Krankheit nicht empfänglich, wohl aber Wasservögel.

Der Abbruch der Pilotprojekts habe laut den Tierschützern keine Auswirkungen auf das gemeinsame Auswertungsgespräch, es konnten genügend Informationen gesammelt werden.

Fatale Folgen

Jedoch habe es sowohl für die Tauben als auch für die Arbeit des Vereins fatale Folgen, sagt Rupp. "Vor beiden Ausnahmegenehmigungen stieg die Zahl der gemeldeten Taubennotfälle massiv an, so dass während der Notfütterungen ein deutlicher Rückgang zu vermerken war."

Zudem erhielten die Tiere vom Verein artgerechte Körner- und Saatgutmischungen und nicht nur Weizen, welcher nicht als Alleinfuttermittel für Tauben geeignet sei. Rupp: "Wir befürchten daher einen erneuen starken Anstieg von Notfällen, die durch eine ungestörte Notfütterungsaktion hätten verhindert werden können."

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