Wegen Corona: Deutlich weniger Patienten in Notaufnahmen

9.4.2020, 14:26 Uhr
Vor allem Menschen mit leichten Symptomen meiden offenbar die Notaufnahme.

© Edgar Pfrogner Vor allem Menschen mit leichten Symptomen meiden offenbar die Notaufnahme.

Haben die Menschen Angst davor, sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus anzustecken? Oder wollen sie den Ärzten und Pflegenden mitten in der Krise nicht zur Last fallen? Oder fürchten sie das Besuchsverbot?

"Wir wissen die Gründe nicht. Aber die Zahlen sprechen eine klare Sprache, nicht nur hier in Nürnberg", berichtet Matthias Pauschinger, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im Klinikum Nürnberg. Dies zeigt sich zum Beispiel bei den Fallzahlen bei Herzinfarkt: Diese sind in den letzten Wochen deutlich gesunken.

Vor allem Menschen mit leichten Symptomen meiden offenbar die Notaufnahme. Ähnliche Beobachtungen macht auch Frank Erbguth, Chefarzt der Klinik für Neurologie. "Während die Zahl schwerer Schlaganfälle nur gering zurückgegangen ist, sehen wir viel seltener Patienten mit leichteren Schlaganfällen", berichtet er. Das Gefährliche daran ist: Diejenigen, die kommen, haben oft zu lange gewartet. Das kann negative Folgen für die Gesundheit mit sich bringen.



"Für viele Menschen sind die Folgen einer unterbliebenen oder späteren Behandlung wahrscheinlich gefährlicher als das eher geringe Risiko, sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus zu infizieren", erläutert Hubert Stein, Chefarzt für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie. Eine rechtzeitige Behandlung nach einem Schlaganfall kann vor längerfristigen Schäden schützen.

Auch in Steins Klinik kommen zurzeit vermehrt Patienten, bei denen die Beschwerden schon weiter fortgeschritten sind als sonst üblich. Die drei Chefärzte raten daher allen Menschen, auch leichtere Beschwerden nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und medizinisch notwendige Behandlungen auf keinen Fall wegen Corona hinauszuzögern.

Genug Ressourcen

Im Klinikum Nürnberg sind die Behandlungskapazitäten für Notfallpatienten und medizinisch notwendige Behandlungen trotz der Corona-Pandemie weiterhin vorhanden. "Im Auftrag der Bundesregierung und der Bayerischen Staatsregierung haben wir zwar die Kapazitäten für COVID-19-Patienten ausgebaut, trotzdem haben wir noch genügend Ressourcen für die Behandlung von akut Kranken und Notfallpatienten", erläutert Achim Jockwig, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Nürnberg.


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Um Patienten und Mitarbeiter vor Infektionen mit dem Coronavirus zu schützen, hat das Klinikum Nürnberg an den beiden Standorten Nord und Süd umfassende Hygienemaßnahmen umgesetzt. Für COVID-19-Patienten und Verdachtsfälle wurden eigens spezielle Stationen etabliert, die Wege dorthin verlaufen getrennt von den Wegen, die die anderen Patienten üblicherweise nehmen.

Notfallpatienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind oder verdächtige Symptome zeigen, werden isoliert. Für alle Mitarbeiter gelten strenge Hygienerichtlinien, um eine Weiterverbreitung des Virus im Krankenhaus zu verhindern.

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