Wirbel um Nürnbergs Zukunftsmuseum: Ist der Mietpreis gerechtfertigt?

24.1.2021, 17:59 Uhr
Die Kosten zum Bau des Zukunftsmuseums erhitzen die Gemüter. 

© Roland Fengler, NNZ Die Kosten zum Bau des Zukunftsmuseums erhitzen die Gemüter. 

Man wähnte sich im Zukunftsmuseum auf der Zielgeraden. Gut, die Eröffnung der Nürnberger Zweigstelle des Deutschen Museums verzögert sich, die Verlegung des Bodens war komplizierter als gedacht und dann kam die Corona-Pandemie dazwischen. Doch bald sollte das Haus an der Pegnitz seine Tore öffnen.

Doch nun, statt freundlicher Eröffnungsschlagzeilen, kocht die Kosten-Diskussion wieder hoch - schon 2017 war im Landtag darüber diskutiert worden. 232.036 Euro pro Monat kostet die Miete im Moment, im Jahr summiert sich das auf knapp 2,8 Millionen Euro. Das ergibt sich aus einer Miete von knapp 40 Euro pro Quadratmeter.


Zukunftsmuseum: Offene Fragen trüben Blick in die Zukunft


Tatsächlich sah auch das Deutsche Museum das einst als überteuert an: In einer Darstellung der "Projekt- und Immobilienoptionen" durch das Museum, die dieser Zeitung vorliegt, werden die Schwachpunkte des Augustinerhofs aufgelistet. Darunter werden "höhere Mietkosten" genannt - die damals auf gerade einmal mit 25 Euro pro Quadratmeter netto beziffert werden. Letztlich lief es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Augustinerhof und dem ehemaligen Horten am Aufseßplatz hinaus.

Favorit am Aufseßplatz

In einem ersten Votum favorisierte man den Aufseßplatz - Grund war, dass man dort großzügigere räumliche Bedingungen vermutete. Als Augustinerhof-Investor Gerd Schmelzer jedoch zusagte, das Gebäude umzuplanen, plädierte Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums in einem Schreiben an das Bayerische Wissenschaftsministerium, für den Augustinerhof. Vom Mietpreis war keine Rede mehr.


Skandalisierte Gerüchte um Zukunftsmuseum: Belege nötig


Der wurde von der Immobilien Bayern (IMBY), im Auftrag des Museums, unter die Lupe genommen: Der Staatsbetrieb war generell mit dem Angebot einverstanden, sah aber eine "inhaltliche Tendenz der vertraglichen Regelungen zu Gunsten des Vermieters" und empfahl, die rechnerische Quadratmetermiete unter die 40 Euro-Marke zu senken. Letztlich passierte das auch, man einigte sich auf eine Miete von 38,12 Euro pro Quadratmeter (inklusive Mehrwertsteuer), zusätzlich kam eine Betriebskostenvorauszahlung von vier Euro pro Quadratmeter. Zusätzlich verpflichtet sich das Deutsche Museum aber zur "Wartung, Instandhaltung und Instandsetzung/Reparaturen (einschließlich der Ersatzbeschaffung von Anlagenkomponenten)".


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Und hinzu kommt noch: Der Freistaat gewährt dem Museum eine Anschubfinanzierung von 27,6 Millionen Euro. Rechnet man alles zusammen kostet die Nürnberger Dependance während des 25 laufenden Mietvertrags in Summe etwa 100 Millionen Euro.

Auf Seiten des Museums sieht man die Diskussion demonstrativ gelassen - man hat viele Argumente schließlich schon einmal gehört. "Der Mietpreis hängt mit den besonderen Bedingungen zusammen, die wir als Museum brauchen", erklärt Gerrit Faust, Sprecher des Deutschen Museums. "Wir können ja in einem Museum nichts mit normalen Raumhöhen von 2,50 Metern anfangen – wir brauchen Platz, um mit Großexponaten die Lufträume zu bespielen zu können. Wenn dann dafür ein ganzes Geschoss aus dem Gebäude herausgenommen wird, steigen natürlich in der Folge die Quadratmeterpreise." Eine Prüfung des Mietpreises habe ergeben, dass er angemessen sei - und er entspreche auch der Attraktivität des Standortes.

"Ein bisschen stolz darauf"

Ähnlich sieht das Gerd Schmelzer, der mit seiner Alpha-Gruppe das Areal entwickelt hat: "Der Preis ist völlig in Ordnung unter den Rahmenbedingen: Es ist ein Spezialbau mit einem auf 25 Jahren begrenzten Mietvertrag und keiner Nachnutzung." Wenn das Museum den Vertrags nach Ablauf aufkündige, müsse sein Unternehmen das Objekt völlig neu konzipieren. Er habe mehrere Möglichkeiten gehabt, das Objekt anderweitig erfolgreich zu vermarkten und zu entwickeln, betont Schmelzer, doch auch weil er Nürnberger sei, habe er dieses besondere Projekt möglich gemacht, "und ich bin ein bisschen stolz darauf".

Ein Geschmäckle bekommt das Ganze, weil Schmelzer, der mit der Nürnberger CSU-Kulturbürgermeisterin Julia Lehner verheiratet ist, Geld an die CSU gespendet hat: 45500 Euro sind für das Jahr 2018 dokumentiert. Und schließlich war es die CSU, besser gesagt Markus Söder als damaliger Finanzminister, der das Zukunftsmuseum nach Nürnberg brachte.

Und: Söder war die IMBY, die das unter dem Strich dem Augustinerhof gegenüber wohlwollende Gutachten verfasste, nachgeordnet. Schmelzer erklärt darauf, "dass ich schon öfter an Parteien gespendet habe - auch an die CSU. Und auch noch spende. Das hat mit dem Museum überhaupt nichts zu tun."

Auch ein CSU-Parteisprecher betont: "Es gibt keinen Zusammenhang mit der Zuwendung an die CSU. Bei sämtlichen Spenden an die CSU wird strikt den Vorgaben des Parteiengesetzes gefolgt. Herr Dr. Söder hatte keinerlei Kenntnis von dieser Spende."

Der Nürnberger Bundestagsabgeordnete Michael Frieser attestiert, Schmelzer sei "als langjähriger Spender meiner Bitte als Bezirksvorsitzender der CSU Nürnberg-Fürth-Schwabach gefolgt, die CSU gerade in einer Zeit vieler aufeinanderfolgender Wahlkämpfe besonders zu unterstützen und sein bisheriges Engagement deutlich auszuweiten".

Körber ist nicht überzeugt

FPD-Politiker Sebastian Körber überzeugt das alles nicht. "Am Schluss muss Transparenz hergestellt werden." Das Museum in Nürnberg sei Markus Söders Idee gewesen, er habe mit seiner Unterschrift die Voraussetzungen der Finanzspritze für den Mietvertrag geschaffen und seine nachgeordnete Behörde habe das eher wohlwollende Gutachten verfasst. "Es geht hier nicht um die Vertragsparteien - Immobilienunternehmer und Museum - sondern um die Verwendung von 100 Millionen Euro Steuergeld. Die Person, die hier Erklärung und Transparenz herstellen muss, ist Markus Söder."

Der jedoch gab auf Anfrage keine Stellungnahme ab - ein Sprecher verwies auf die CSU und das Wissenschaftsministerium.

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