Zweimal Corona? Nürnberger erkrankte nach kurzer Zeit ein weiteres Mal

3.3.2021, 05:56 Uhr
Vojtech Valent hat eine ungewöhnliche Erfahrung mit dem Coronavirus gemacht und sich innerhalb von zwei Monaten zweimal mit Sars-Cov-2 infiziert.

© RONNY HARTMANN, AFP Vojtech Valent hat eine ungewöhnliche Erfahrung mit dem Coronavirus gemacht und sich innerhalb von zwei Monaten zweimal mit Sars-Cov-2 infiziert.

Dass die Symptome einer Corona-Infektion unterschiedlich stark ausfallen können, ist mittlerweile bekannt. Auch, wie man sich bestmöglich davor schützen kann und dass man nach einer überstandenen Corona-Erkrankung wohl erst einmal für einige Monate immun gegen das Virus ist. Eigentlich. Denn Vojtech Valent ist zweimal innerhalb kurzer Zeit an Covid-19 erkrankt.


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Zweifache Infektion?

Der erste Teil seiner Geschichte klingt bekannt: Nachdem er erste Krankheitssymptome bemerkte, ließ Valent sich am 7. November 2020 mittels PCR auf Corona testen. PCR bezeichnet dabei das Testverfahren, mit dem eine entnommene Probe auf das Coronavirus untersucht wird, die Methode gilt als hochsensitiv. Der Test fiel positiv aus, es wurde Quarantäne angeordnet und er kurierte die Erkrankung, die sich bei ihm mit recht starken Symptomen äußerte, aus.


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"Ende November habe ich mich dann wieder komplett gesund gefühlt", erzählt der 62-Jährige. "Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber und Husten waren verschwunden und auch meinen Geruchs- und Geschmackssinn hatte ich wieder. Ich habe wieder Sport gemacht und mich gut gefühlt". Am 5. Dezember ließ er noch einmal einen Abstrich zur Sicherheit machen – negativ. "Damit hatte ich die Infektion überstanden, dachte ich", berichtet Valent. "Doch etwa eine Woche später kamen die Symptome von jetzt auf gleich zurück". Er habe Fieber bekommen, starke Glieder- und Kopfschmerzen und auch sein Geruchs- und Geschmackssinn verschwand erneut. Er vereinbarte erneut einen Test-Termin für den 15. Dezember.

"Ich bin froh, dass ich noch lebe"

Am 18. Dezember erhielt Valent schließlich das Ergebnis: Positiv. "Das war eine echte Schock-Nachricht", erzählt der Nürnberger. "Und diesmal waren auch die Symptome deutlich schlimmer. Meine Kopfschmerzen waren unerträglich, nichts half und ich hatte einen so trockenen Husten, dass ich währenddessen kaum Luft bekam. Ich dachte jeden Tag, ich müsste vor Schmerzen sterben".


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Zweimal rief der 62-jährige sogar den Notarzt, so sehr litt er unter den Symptomen. "Ich bekam schon sehr starke Schmerzmittel, laut meinem Hausarzt waren die eigentlich für Onkologie-Patienten. Es hat nichts anderes geholfen". Dass Vojtech Valent tatsächlich um sein Leben fürchtete, merkt man ihm deutlich an, während er spricht. "Ich bin froh, dass ich noch lebe. Ich habe sogar schon meine Familie vorbereitet und die wichtigen Dokumente zusammengesucht".

Außergewöhnlicher Krankheitsverlauf

Glücklicherweise besserten sich seine Symptome bis Ende Dezember und am 30. Dezember ließ er sich erneut testen – nun wieder mit einem negativen Ergebnis. "Mir geht es wieder deutlich besser", berichtet er, "aber mit den Nachwirkungen habe ich noch immer zu kämpfen. Geruchs- und Geschmackssinn sind zwar zurück, allerdings leide ich noch immer unter Kopfschmerzen und Kurzatmigkeit. Ich fühle mich Jahre älter". Es bleibt die Frage: Wie kann es passieren, dass man sich zweimal in so kurzer Zeit mit Covid-19 infiziert? "Mein Hausarzt meinte, von so einem Krankheitsverlauf habe er noch nie gehört", so Valent.

Re-Infektionen in kurzem Zeitraum eher selten

Auch Prof. Dr. Jörg Steinmann, Chefarzt des Instituts für Klinikhygiene am Klinikum Nürnberg, bestätigt: "Dass es einem Patienten ab der vierten Woche erst deutlich besser und dann wieder deutlich schlechter geht, ist eher ungewöhnlich". Das Risiko einer Re-Infektion innerhalb weniger Monate werde bisher als gering beziehungsweise selten eingeschätzt, so der Mediziner.

"Sporadische erneute Infektionen sind allerdings durchaus beschrieben, vor allem bei Patienten mit Immunsuppression - also bei Patienten, bei denen das körpereigene Abwehrsystem unterdrückt oder gehemmt ist". Um im Falle Valents zu klären, ob es sich um den gleichen oder einen neuen Stamm des Sars-Cov-2-Virus handelt, mit dem sich der Nürnberger beim zweiten Mal infiziert hat, müsse das Coronavirus-Erbgut komplett analysiert werden.

Fehlerhafter PCR-Test?

Genau nachvollziehen lässt sich Valents Ansteckungsverlauf nicht mehr und es besteht auch die Möglichkeit, dass der PCR-Test, der am 7. Dezember ein negatives Ergebnis feststellte, nicht korrekt durchgeführt wurde. Die PCR-Methode sei zwar ein sehr sensitives Nachweisverfahren, hänge jedoch entscheidend von der Qualität des Abstriches ab, erklärt Steinmann: "Der Patient könnte sich zwar besser gefühlt haben, jedoch noch PCR positiv gewesen sein.

Im Rahmen der sportlichen Betätigung könnte er sich überlastet haben und deswegen wieder "kränker" geworden sein. Auch eine Herzmuskelentzündung oder eine Lungenembolie im Rahmen der SARS-CoV-2-Infektion wären denkbar". Um das festzustellen, seien die Ct-Werte, welche Rückschlusse auf die Menge an Virus-Material in einer entnommenen Probe zulassen, und eine genauere Anamnese, sowie eine organbezogene Diagnostik und Abklärung notwendig.

"Rückfälle durchaus denkbar"

Dr. Thomas Schrauzer, Oberarzt am Institut für Klinikhygiene, Internist und Intensivmediziner nimmt an, dass sich Vojtech Valent noch nicht richtig auskuriert hatte: "Wenn man vier Wochen erkrankt ist, sich in diesem Zeitraum krankheitsbedingt kaum belastet und dann wieder Sport treibt, erscheinen mir Rückfälle durchaus denkbar". Er hält zudem für möglich, dass zusätzlich zu seiner Lunge auch das Herz Valents betroffen gewesen sein könnte: "Hier sollte eine internistische Diagnostik durchgeführt werden".

Grundlegend seien längere Verläufe mit Atemnot, Husten, Kopfschmerzen und eingeschränkter Belastbarkeit – Symptome die auch Valent noch immer begleiten - nichts Ungewöhnliches, ergänzt Schrauzer. "Sie werden als anhaltend symptomatische Covid-19 klassifiziert, im Gegensatz zu Akuter Covid-19 und Post-Covid-19". Valent möchte dazu in Kürze noch einmal seinen Hausarzt konsultieren.

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