Auch Geimpfte loben das Statement

Bayreuther Pizzeria kritisiert 3G-Regel - und will "gesunde Gäste nicht aussperren"

30.08.2021, 10:17 Uhr

Geimpft, getestet oder genesen: Die Kriterien der 3G-Regel als Bedingung für bestimmte Aktivitäten sind hinlänglich bekannt. Die Pizzeria "La Preziosa" aus Bayreuth möchte in diesen Kategorien indes nicht unterscheiden: "Ob geimpft oder ungeimpft, (nicht) getestet, genesen, gesund, männlich, weiblich, divers, groß, klein, dick oder dünn, (nicht-) Raucher, alt, jung, (un-) sportlich, blond, braun, rot, schwarz oder weiß, mit Hund, Katze oder Vogel, allein oder mit Familie. Ihr seid herzlich eingeladen!", schreibt das Unternehmen auf Facebook. Es ist nur die Antwort unter einem eigentlichen Post, eine Stellungnahme zu den Reaktionen, die der Betrieb zu einem gewagten Statement erhielt.

Mit der Ankündigung, gesunde Gäste nicht aussperren zu wollen, und dem Ausruf "ES REICHT!" beginnt die Kritik an der 3G-Regel. Dabei verfasste "La Preziosa" den Text nicht selbst, sondern kopierte ihn von anderen Restaurants, die selbigen Post bereits veröffentlichten. Grundlage der Ablehnung gegenüber dem 3G-Konzept ist einerseits das gastronomische Selbstverständnis, den Menschen "einen Treffpunkt" sowie "ein paar Stunden Urlaub & Wellness" bieten zu wollen, und andererseits der Standpunkt, keine Spaltung zu betreiben. Denn: "Es ist nicht unsere Aufgabe, gesunde Menschen zu kontrollieren und auszusperren. Über dieses irrsinnige System sollten wir ALLE nachdenken."

Die Betreiberin von "La Preziosa" versicherte gegenüber InFranken, dass sich ihre Ablehnung nicht gegen die Impfung, sondern nur gegen die Regelung richte. Sie befürchtet eine Spaltung der Gesellschaft und einen Nachteil für die Gastronomie und für Familien, die zusätzlich zum Restaurantbesuch die dafür erforderlichen kostenpflichtigen Tests zahlen müssen. Die Chefin erklärte aber auch: "Wenn die Tests weiterhin bezahlt werden würden, hätte ich nichts gegen 3G."

Trotz ihrem Unmut gegen die Regelung werde sie sich dieser nicht widersetzen, aber von allen Tests fordern – auch von Geimpften. Schließlich "können auch Geimpfte erkranken und das Virus weitergeben, das sollte man dann doch nicht differenzieren".

Über 4.000 Kommentare und 20.000 Likes

Der Beitrag, der mit den Worten endet "DIE GASTRONOMIE HÄLT UNS GESUND", löste eine Welle an Reaktionen aus. Manche nahmen den Post zum Anlass, das Restaurant nicht mehr zu besuchen, andere kündigten gar an, stundenlange Anreisen in Kauf zu nehmen, um die Pizzeria zu unterstützen.

In Anspielung auf den den Schlusssatz schrieb ein Nutzer: "Schade, wohl ein Beispiel für Gastronomie, die anscheinend krank macht" und vertrat damit die Einschätzung jenes Lagers, das den Beitrag und die zugrundeliegende Meinung als "unverantwortlich" einstuft. Diese hätten den Text laut der Betreiberin des Restaurants, wie sie im Gespräch mit InFranken konstantierte, falsch verstanden: "Es gibt ein paar Leute, die negativ eingestellt sind und denken, dass ich mich gegen die Coronamaßnahmen stellen würde. Wir sind ein sauberes Lokal, halten strikt die Hygieneregelungen ein, haben Vorkehrungen getroffen."

Einige User, darunter Personen, die sich gegen eine Impfung stellen, aber auch Geimpfte, lobten indes das "Rückgrat", die "Solidarität" und "menschliche Haltung", die Courage gegen eine "Zweiklassengesellschaft".

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