Unternehmen entsetzt

Aufnahmestopp: Regensburger Berufsschuleiter fordert bessere Deutschkenntnisse bei Auszubildenden

Simon Kirsch

Entwicklungsredakteur

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30.11.2023, 12:10 Uhr
"Azubi gesucht", heißt es häufig in der Gastro- und Hotelbranche. Doch, wenn die Berufsschulen zu voll werden, ist eine gute Ausbildung für die Fachkräfte von morgen schwierig.

© IMAGO/Bihlmayerfotografie "Azubi gesucht", heißt es häufig in der Gastro- und Hotelbranche. Doch, wenn die Berufsschulen zu voll werden, ist eine gute Ausbildung für die Fachkräfte von morgen schwierig.

Ein Brandbrief sorgt für Wirbel in der Oberpfälzer Hotel- und Gastrobranche. Denn der Schulleiter der Berufsschule II in Regensburg verhängt ein Aufnahmestopp von Auszubildenden. Grund dafür sind unter anderem zu viele Schüler mit unzureichenden Deutschkenntnissen. Dies hat laut der "Mittelbayerischen" der Leiter der städtischen Berufsschule II den Ausbildungsbetrieben in der Gastronomie und Hotellerie in einem Schreiben mitgeteilt.

"Wir schauen mit bangen Blicken Richtung Zukunft und Abschlussprüfung", schreibt Schulleiter Alfons Koller. Die Beschulung neuer Auszubildender sei aktuell nicht möglich. Zwar besteht eine Schulpflicht, aber für die Leitung ist eine Grenze erreicht. "Wir haben an der Schule unsere Kapazitäten bereits ausgereizt."

"Ich verstehe da beide Seiten", sagt der Regensburger Dehoga-Sprecher Anton Sperger. Die Sprachprobleme müssen gelöst werden, denn die Qualität des Unterrichts leide darunter. Er habe von einigen Schülern mitbekommen, dass sie die Befürchtung haben, nicht mehr mitzukommen und den Stoff nicht richtig vermittelt zu bekommen.

Fachkräfte aus Asien

"Wir beobachten weiterhin einen starken Anstieg an Auszubildenden in den 10. Klassen. Es wird versucht, den Fachkräftemangel in der Gastronomie mit neuen Auszubildenden, die in großem Ausmaß aus dem asiatischen Raum kommen, auszugleichen", heißt es weiter im Brief des Schulleiters. Aus Kollers Sicht mangle es an der sprachlichen Kompetenz der Auszubildenden.

Insgesamt habe dies zur Folge, dass die Klassen "überfüllt und extrem inhomogen" sind. Momentan sind fast 250 Auszubildende in acht 10. Klassen untergebracht. Koller gibt schließlich eines zu bedenken: "Wie viele Auszubildenden kann ein Betrieb gemeinsam mit der Berufsschule zum Gesellenbrief bringen?"

Deutschkurse mit mäßigem Erfolg

Seit der Warnung im vergangenen Schuljahr habe sich die Situation ebenfalls nicht verbessert. Alfons Koller übernahm die Leitung der Berufsschule am 1. August dieses Jahres. Die vorherige Schulleitung hatte bereits versucht, mit zusätzlichen Deutschkursen das Problem in den Griff zu bekommen. Doch mit mäßigem Erfolg.

Das zusätzliche freiwillige Angebot wurde kaum angenommen, doch der Dehoga-Sprecher zeigt Verständnis mit den Berufsschülern. "Nach acht Stunden Berufsschule geht irgendwann nichts mehr in den Kopf. Auch kein dreistündiger Deutschunterricht", sagt Sperger.

Inflationäre Sprachzertifikate

Damit habe jedoch nicht nur die Regensburger Berufsschule Schwierigkeiten. Auch andere Schulen kämpfen laut Sperger mit mangelnder Sprachkompetenz von Auszubildenden. "Das Problem ist, dass die Azubis ein B1-Sprachzertifikat brauchen und das haben die meist dann doch nicht", betont Sperger. Dadurch würden die Klassenlehrer nicht mit ihrem Schulstoff durchkommen.

Der Regensburger Dehoga-Sprecher sieht einen Lösungsansatz bei der Vergabe der Sprachzertifikate. "Die Frage ist doch, woher sie diese Zertifikate bekommen?" Laut Sperger könnte eine Anhebung des benötigten Sprachniveaus zur Einstellung von B1 auf B2 helfen, in Zukunft solche Notlagen zu umgehen. An der aktuellen Situation ändere das jedoch nichts.

Unverständnis aus der Gastro- und Hotelbranche

Im Bericht der "Mittelbayerische" reagiert die betroffene Branche mit Unverständnis. "Die Klassen sind halt nun mal voll", sagt Sperger. Außerdem gehe es in Bezug auf die Schulpflicht der Auszubildenden nicht so einfach, wie es die Schulleitung ankündigte.

Zum Schluss fordert Schulleiter Koller die Betriebe, die Auszubildende selbst zu unterrichten. "Der Schüler muss in dieser Zeit im Sinne der dualen Ausbildung von Ihnen alleine auf die einzelnen Ziele des Rahmenlehrplans vorbereitet werden." Die Schulleitung werde die Unternehmen informieren, sobald eine Beschulung möglich sei.

"Für die Betriebe ist das schlicht fast unmöglich selbst zu beschulen. Das bindet Arbeitskräfte, die wir momentan nicht haben", betont Sperger. Auf die Schnelle könne keine Lösung gefunden werden, doch man treffe sich in den nächsten Tag, um einen Kompromiss zu finden. "Am Ende wollen wir alle gut ausgebildete Fachkräfte", sagt Sperger.

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