In Raum Roth-Schwabach

Gebacken oder blau: Die Karpfensaison ist eröffnet

31.8.2021, 15:45 Uhr
Darauf wartet die hungrige Kundschaft: Gastwirt Matthias Rupp vom Gasthof „Zum Goldenen Lamm“ serviert die ersten gebackenen Karpfen der Saison.  

© Gerner, NN Darauf wartet die hungrige Kundschaft: Gastwirt Matthias Rupp vom Gasthof „Zum Goldenen Lamm“ serviert die ersten gebackenen Karpfen der Saison.  

September ist der erste Monat nach dem Sommer, der ein kleines „r“ im Namen führt. Kenner wissen: Im September, im Oktober, im November, im Dezember, im Januar, im Februar, im März und im April ist Karpfenzeit in Franken. Ende August ist also höchste Zeit, um die nahende Saison offiziell zu eröffnen. Für die Teichgenossenschaft Schwabach-Roth tat das deren Vorsitzender Herbert Eckstein am Montag, 30. August.

Der Landrat, der den Verband seit vielen Jahren führt und der in Jens Simson einen umtriebigen Geschäftsführer hat, rief dazu Teichwirte, Verbands- und Behördenvertreter an den Weiher von Claudia Gäbelein-Stadler und Anton Stadler nach Ebenried. In den äußersten Osten des Landkreises Roth also. Dort, wo man schon in die Oberpfalz hinüberschauen kann.

Der natürliche Feind

4000 Qudratmeter ist der Weiher der Familie Stadler groß. 400 Karpfen schwimmen darin herum. Wenn alles gut gegangen ist. Gut möglich aber, dass Kormorane, die natürlichen Feinde der Teichwirte und der Karpfen, einen Teil der Zucht aus dem Weiher gefischt haben.

Der Raubvogel wird zu einem immer größeren Problem. Er ist zwar nicht mehr ganz so streng geschützt wie noch vor einigen Jahren. Doch nach wie vor sorgt er für eine natürliche Konfliktlinie, auf deren einen Seite die Teichwirte und der anderen Seite Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz stehen. Teichwirte und Jäger fordern schon lange ein Bestandsmanagement. Heißt auf gut Deutsch: Mehr Vögel sollten abgeschossen werden dürfen. Bislang gibt es nur für Jungvögel ein „Feuer frei“.

Sind sie nicht schön? Fischwirtschaftsmeister Sven Weichenberger, Landrat und Teichgenossenschafts-Vorsitzender Herbert Eckstein und Weiher-Besitzerin Claudia Gäbelein-Stadler präsentieren drei frisch gefangene Prachtexemplare. „K3“ werden die schlachtreifen Tiere genannt, weil sie drei Sommer zum Wachsen hatten.

Sind sie nicht schön? Fischwirtschaftsmeister Sven Weichenberger, Landrat und Teichgenossenschafts-Vorsitzender Herbert Eckstein und Weiher-Besitzerin Claudia Gäbelein-Stadler präsentieren drei frisch gefangene Prachtexemplare. „K3“ werden die schlachtreifen Tiere genannt, weil sie drei Sommer zum Wachsen hatten. © Robert Gerner, NN

Herbert Eckstein, der Vorsitzende der Teichgenossenschaft, appellierte vor Ort für ein geregeltes Miteinander. Es gehe keinesfalls um eine Ausrottung des wertvollen Vogels. Aber man müsse zu einem „vernünftigen Gleichgewicht“ kommen. Das ist aber in Gefahr, wenn, wie im Frühjahr, am Kleinen Rothsee 1000 Kormorane gezählt werden. Diese Vögel können einen gewaltigen Hunger entwickeln. Den sie auch an den 1600 Weihern stillen, die es in Schwabach und im Landkreis Roth gibt.

Opfer sind nicht selten die genügsamen Karpfen. Die kleinen werden von den Vögeln aus dem Weiher gefischt, die Größeren oft so schwer verletzt, dass sich an ihren Wunden Pilze festsetzen und sie als Speisekarpfen nicht mehr zu gebrauchen sind. „Wenn Karpfen schreien könnten, würden wir uns alle die Ohren zuhalten müssen“, beschreibt es Teichwirt Karl Leikam aus Hilpoltstein ganz plastisch.

Gespannt, was übrig bleibt

Sein Kollege Hans Danner aus Poppenreuth bei Kammerstein sieht es ähnlich. In diesem Jahr seien an seinen fünf Weihern dreimal so viele Kormorane gesichtet worden als im Jahr zuvor. „Ich bin gespannt, was beim Abfischen übrig bleibt.“ Es sollte halt so viel übrig bleiben, dass die Teichwirte nicht draufzahlen.

„Das ist sicher in erster Linie ein Hobby von uns“, sagt Hans Danner. „Aber wenn man bedankt, wie viele Stunden wir hier investieren, dann wäre es schon ganz schön, wenn am Ende ein paar Euro übrig bleiben.“ Wichtig: Die Teiche sind nicht nur für den Karpfen wichtig. Sie funktionieren auch wie ein gewaltiges Regenrückhalte-Becken.

Ehe die Weiher abgefischt werden, prüft Sven Weichenberger immer wieder die Qualität von Wasser und Fischen. Einzelne Exemplare fängt er mit einem Wurfnetz.  

Ehe die Weiher abgefischt werden, prüft Sven Weichenberger immer wieder die Qualität von Wasser und Fischen. Einzelne Exemplare fängt er mit einem Wurfnetz.   © Robert Gerner, NN

Außerdem: In den Weihern quakt es, drumherum summt und brummt es. „Es ist auch ein wertvolles Ökosystem“, verdeutlichte Fischwirtschaftsmeister Sven Weichenberger vom Erzeugerring für tierische Veredlung Bayern. „Wir haben hier eine einzigartig Biodiversität“, bestätigte Landrat und Verbandsvorsitzender Herbert Eckstein.

Anders gesagt: einen Artenreichtum, der seinesgleichen sucht. Sven Weichenberger, der Karpfenexperte, der seinen Dienstsitz in Ansbach hat, kennt praktisch alle Weiher in Schwabach und im Landkreis. Regelmäßig ist er unterwegs und prüft Wasser- und Fischqualität.

Der 2021/22er-Karpfenjahrgang ist seiner Meinung nach ein guter, sagt Weichenberger. Die Tiere - schlachtreif sind sie nach drei Sommern - hätten heuer reichlich Wasser gehabt. Sie seien vielleicht ein weniger kleiner als in den Vorjahren, weil das Wasser nicht ganz so warm gewesen sei wie in den Vorjahren. Und Karpfen lieben warmes Wasser. Dann wachsen sie am besten.

Klassisch oder mal anders

Serviert wurden die ersten Karpfen gleich ein paar hundert Meter weiter, im Gasthof „Zum Goldenen Lamm“. Klassisch gebacken oder blau, als Karpfenfilet oder serviert mit „Ingreisch“: Bei Jungwirt Matthias Rupp kommt die fränkische Spezialität in ganz unterschiedlicher Form auf den Tisch.

In der Küche werden die ersten Karpfen der Saison paniert und zubereitet.

In der Küche werden die ersten Karpfen der Saison paniert und zubereitet. © Gerner, NN

Rupp und natürlich auch die Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes, Sylvia Lehmann, hoffen ungeachtet der vierten Corona-Welle auf eine „volle Saison“. „Die Gäste können es kaum erwarten, bis es losgeht“, so Lehmann, die von Schwand nach Ebenried geeilt war.

Einige Gastwirte haben schon dieses Wochenende einen kleinen Frühstart hingelegt. In den meisten Wirtschaften wird der Karpfen am ersten September-Wochenende erstmals wieder auf den Speisekarten auftauchen.

Karpfen-Genießer-Tour

Für die Vermarktung macht sich auch wieder die Wirtschaftsförderung am Landratsamt Roth stark. 30 Gasthäuser im Landkreis und in Schwabach hat Wirtschaftsreferent Thomas Pichl zusammenspannen können, die das original-regionale Naturprodukt auf den Teller der Gäste bringen.

Wer dreimal in einer dieser Gaststätten Karpfen isst oder bei Teichwirten einkauft und somit an der ausgeschriebenen „Karpfen-Genießer-Tour“ teilnimmt, der kann Gutscheine im Wert von 80, 50, 30 und 25 Euro gewinnen.