Juraleitung: Laut Gutachten ist Netzausbau "fragwürdig"

25.1.2020, 05:58 Uhr
Juraleitung: Laut Gutachten ist Netzausbau

© Foto: Bürgerinitiativen

 

Unterstützt wurden Christian Strobl (Sprecher Aktionsbündnis gegen die Juraleitung P53 und Sprecher der BI Rettet das Schwabachtal) sowie Lina Hummel und Detlef Wagner aus Oberreichenbach dabei von Rainer Kleedörfer, dem stellvertretenden Vorsitzenden der N-Ergie.

Vermittelt hatten den Termin die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Burkert (Nürnberg) und Martina Stamm-Fibich (Erlangen).

Nach dem Gespräch waren die BI-Vertreter bei der Pressekonferenz, auf der der Regensburger Wirtschaftswissenschaftler Professor Lorenz Jarass sein Gutachten zum Netzentwicklungsplan (NEP) 2020 – 2030 vorgestellt hat. Dieses Gutachten ist Zündstoff für die Debatte über P53.

"Durch Gutachten bestätigt"

Denn wie bereits berichtet, hält Jarass die Kosten für immens und noch kaum kalkuliert. Eine dezentral angelegte Energiewende werde so behindert und die Kosten auf die Bürger abgewälzt. Der gesamte Netzentwicklungsplan sei daher "fragwürdig", so Jarass. "Das Gutachten von Professor Dr. Jarass bestätigt unsere Ansichten. Laut dem Gutachten, das nach bisher offiziell veröffentlichten Zahlen erstellt wurde, ist der Netzausbau nicht erforderlich. Die geplante Erhöhung beträgt drei Mal so viel, wie in Deutschland gebraucht wird. Das Hochrüsten dient lediglich
dem europäischen Stromhandel", so Christian Strobl und Lina Hummel in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Auch gegenüber dem Staatssekretär wurden sie deutlich: "Der geplante überdimensionierte Netzausbau betrifft deutschlandweit alle Bürger. Wenn ein kleines Dorf einmal im Jahr eine große Hochzeit feiert, wird dann gleich eine vierspurige Autobahn dorthin gebaut? Denn die bestehende Juraleitung P53 war nach unseren Recherchen im vergangenen Jahr keine zwölf Stunden ausgelastet." 

Nicht gegen die Bürger

Nach Aussage von Thomas Bareiß solle nicht gegen die Bürger entschieden werden, berichten die beiden BI-Vertreter. Derzeit lasse er überprüfen, ob eine Erdverkabelung für die Juraleitung sinnvoll ist. Bei den Berechnungen vertraue er auf das, was ihm von der Firma Tennet und anderen vorgelegt werde. Das Netz solle rund um die Uhr sicher sein.

"Wir stimmten dahingehend zu, dass auch uns die Sicherheit wichtig ist und wir keine Stromgegner sind, sondern uns nur gegen den Ersatzneubau und das Hochrüsten um das 11,5-fache wenden", so Lina Hummel und Christian Strobl.

Rainer Kleedörfer von der N-Ergie erklärte, dass es Möglichkeiten gebe, die relativ schnell umsetzbar seien. Als Beispiele nannte er unter anderem den Zubau von Erneuerbaren Energien sowie die Verteilung von Speichern mit Ladefunktion übers Land verteilt. Stattdessen werde immer nur der Netzausbau anvisiert.

"Dass man mit dem Einsatz von neuen Technologien die Energiewende voranbringen kann, zeigt der in Betrieb genommene Batteriespeicher in Bordesholm in Schleswig-Holstein. Der Speicher nimmt Überkapazitäten auf und gibt diese wieder ab, sobald die Frequenz zu sinken droht", so die Bürgerinitiativen.

Zum Schluss wurde ein offener Brief mit Fragen an Staatssekretär Bareiß mit der Bitte übergeben, diese konkret klären zu lassen und "für den normalen Bürger nachvollziehbar" schriftlich zu beantworten.

Fragenkatalog

Zu diesen Fragen zählen unter anderem: Welche Alternativen zum Ersatzneubau der Juraleitung wurden geprüft und welche Kosten würden dafür entstehen? Wie war die Auslastung der bestehenden Leitung Raitersaich – Ludersheim im Jahr 2018? (Diese führt an Schwabach vorbei.) Wie ist diese für die Zukunft prognostiziert? Werden bei der Ermittlung der geschätzten Kosten die Folgekosten der Naturzerstörung berücksichtigt? Welche Studien gibt es, dass die elektromagnetischen Strahlen bezogen auf 380 KV/4000 Ampere Höchstspannungsleitungen gesundheitlich unbedenklich sind?

Die Trassenalternativen hatte die Firma Tennet im Mai 2019 vorgestellt. Seitdem geht die Diskussion hin und her, was zum Teil irrsinnige Züge angenommen hat. Weder die anliegenden Städte und Gemeinden der nördlichen Variante, noch die ensprechenden Anrainer im Süden sind bereit, die Folgen der als "Monster-Trasse" betitelten Hochspannungsleitung zu tragen.

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