Studie: Wie digital sind die bayerischen Bürger unterwegs?

4.3.2021, 11:01 Uhr
Auch getrieben durch die Corona-Krise nimmt die Digitalisierung in Bayern ihren Lauf. 

© Jens Büttner, dpa Auch getrieben durch die Corona-Krise nimmt die Digitalisierung in Bayern ihren Lauf. 

In Deutschland sind die Bayern überdurchschnittlich starke Internet-Nutzer. Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach findet das gut. Jetzt müssten weitere Anstrengungen unternommen werden, auch die noch abseits Stehenden "so schnell wie möglich zu erreichen", sagte Gerlach anlässlich der Vorstellung einer Studie der "Initiative D21" in München.

Das Meinungsforschungsinstitut Kantar hatte dazu fast 2400 deutschsprachige Bewohner Bayerns ab 14 Jahre zwischen August 2019 und Juli 2020 befragt und war zu dem Ergebnis gekommen, dass doch noch zwölf Prozent der Bevölkerung im Freistaat digital "abseits stehen". 53 Prozent der Befragten ordneten sich mit ihren Antworten zu Einzelfragen in die Gruppe der "digitalen Vorreiter" und weitere 35 Prozent als "digital Mithaltende" ein. Die Antworten aus den Themenbereichen Zugang, Kompetenz, Nutzung und Offenheit flossen in einem "Digital-Gesamtindex" ein, der für Bayern mit 65 errechnet wurde – fünf Punkte mehr als im Bundesdurchschnitt.

"Poweruser" im Freistaat

"Die Bayern sind Internet-Poweruser", fasste Digitalministerin Gerlach die Ergebnisse zusammen. Bei der Internet-Nutzung von 89 Prozent werden sie freilich von den Hamburgern, Schleswig-Holsteinern und Niedersachsen übertroffen. Nicht groß ist der Unterschied dagegen zu Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. In der Befragung gaben 73 Prozent der bayerischen Befragten an, regelmäßig online einzukaufen (Bundesdurchschnitt: 68 Prozent), 63 Prozent nutzen Office-Programme (Bundesdurchschnitt: 51 Prozent) und 51 Prozent greifen auf On-Demand- oder Streaming-Dienste zurück (Bundesdurchschnitt: 48 Prozent).

Etwa ein Viertel der Bayern (Bund: 23 Prozent) nutzt sehr zur Freude der Digitalministerin bereits regelmäßig Online-Verwaltungsdienstleistungen (Bund: 19 Prozent). Nur bei den Gesundheits- und Fitnessanwendungen greifen die Bayern mit 30 Prozent weniger auf das Netz zurück als dies bundesweit der Fall ist (32 Prozent).

71 Prozent nutzen Virenschutz

Die durchschnittliche Internet-Nutzung der Bayern geht nach den Worten der D21-Geschäftsführerin Lena-Sophie Müller mit einer höheren Kompetenz im Umgang mit digitalen Anwendungen einher. So gaben 83 Prozent der bayerischen Befragten an, eine Internet-Recherche anstellen zu können (Bund: 76 Prozent). 71 Prozent nutzen – immer nach eigenen Angaben – Virenschutzprogramme (Bund: 59 Prozent) und immerhin 44 Prozent sehen sich in der Lage, eine Videokonferenz einzurichten (Bund: 36 Prozent).


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Nicht unerwartet ist der festgestellte Altersunterschied bei der Nutzung und Kompetenz. Der Grad der Digitalisierung hat bei den 14- bis 29-Jährigen 100 Prozent erreicht, bei den über 65-Jährigen sind es lediglich 64 Prozent. Nur 25 Prozent der über 65-Jährigen fühlen sich in der Lage, Inhalte in Soziale Netzwerke einzustellen (insgesamt: 59 Prozent) und nur 30 Prozent trauen sich zu, Texte und Präsentationen zu erstellen oder Berechnungen durchzuführen (insgesamt: 51 Prozent). Für die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD im bayerischen Landtag Annette Karl sind die Zahlen zur Internetnutzung von Senioren "besorgniserregend". Hier müsse mit Schulungsangeboten nachgeholfen werden. Gerade in der Pandemie seien viele Menschen von Einsamkeit bedroht.

SPD fordert Schulungen

"Ein Internetzugang ist kein vollwertiger Ersatz für persönlichen Kontakt, kann aber helfen", so Karl, "ganz zu schweigen von den Fähigkeiten, die es braucht, um online einen Impftermin auszumachen". Die SPD-Fraktion im bayerischen Landtag fordert, Schulungsangebote niedrigschwellig und regelmäßig anzubieten.

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