"Unsinnige Quälerei": Mahnwache gegen Tierversuche in Nürnberg

2.1.2021, 20:39 Uhr
Mit einer Mahnwache machten die Aktivisten vor der Lorenzkirche auf das Leid von Versuchstieren aufmerksam - der spezielle Fokus lag freilich auf dem Labor auf dem Gelände des Klinikums. 

© Michael Matejka Mit einer Mahnwache machten die Aktivisten vor der Lorenzkirche auf das Leid von Versuchstieren aufmerksam - der spezielle Fokus lag freilich auf dem Labor auf dem Gelände des Klinikums. 

Eine dunkle, bedrohlich wirkende Stimme dröhnt aus dem Lautsprecher. Sie berichtet von 2,8 Millionen Tieren, die jährlich in deutschen Versuchslaboren gequält würden. "Ratten werden Verbrennungen zugefügt, Schweine werden erstickt. Mäuse müssen bis zur Erschöpfung um ihr Leben schwimmen, Hunden werden Knochen gebrochen, Affen werden vergiftet."

All dieses Leid müssten Tiere unter dem "Deckmantel der Forschung" erdulden, dabei brächten Tierversuche keine Sicherheit, "sondern gleichen einer Lotterie". Von diesen Experimenten, meint die dunkle Stimme, profitierten nur diverse Wirtschaftszweige, aber nicht die Wissenschaft und schon gar nicht die Patienten. Die Ergebnisse aus den Versuchen seien auf den Menschen zu 95 Prozent nicht übertragbar.

Schaden für das Image Nürnbergs

Seit 2017 gibt es auch in Nürnberg wieder ein Versuchslabor. Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) hat es auf dem Gelände des Nürnberger Nordklinikums eingerichtet, 2019 und 2020 hat die zuständige Regierung von Unterfranken dort zwei Versuchsreihen an Mäusen und Ratten genehmigt.


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Die rund 20 Aktivisten, die sich vor der Lorenzkirche versammelt haben, prangern auf ihren Plakaten vor allem diese Einrichtung an. Sie finden, ein solches Labor schade dem Image der Stadt. Elisabeth Mederer, Vorstandsmitglied beim Verein für Menschen in Tierrechte in Nürnberg, beklagt auch die Intransparenz - es sei sehr schwierig, an Informationen zu gelangen, was in dem Labor wirklich geschehe. Auch sie glaubt nicht, dass die dort gemachten Erkenntnisse dem wissenschaftlichen Fortschritt dienlich sind.

Demos an jedem ersten Samstag

In den beiden Versuchsreihen geht es zum einen um die Folgen von Diabetes, zum anderen um die Erzeugung künstlichen Bändergewebes. Klinikum und PMU haben in der Vergangenheit stets darauf verwiesen, dass diese Versuche nicht genehmigt würden, wenn sie nicht wirklich notwendig seien. "Diese Prüfungen sind viel zu lasch", meint dagegen Mederer. Die Opposition im Bayerischen Landtag hat 2019 ebenfalls kritisiert, dass in Bayern fast jeder beantragte Versuch genehmigt werde. Gemeinsam mit ihren Mitstreitern will Mederer daher weiter an jedem ersten Samstag im Monat gegen das Labor in Nürnberg demonstrieren.

Dabei setzen die Tierschützer auf Kreativität: Die dunkle Stimme aus dem Lautsprecher sorgt ebenso für Aufmerksamkeit bei den Passanten wie die als Maus verkleidete Aktivistin im Käfig. Auch eine überdimensionale Traueranzeige hat der Verein dabei: "Wir trauern um Ricarda, die Ratte".

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