Corona-Krise

VGN: Fahrgeldeinnahmen dramatisch eingebrochen

6.7.2021, 18:28 Uhr
Im Vergleich zum Jahr 2019 sind die Fahrgeldeinnahmen innerhalb des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg dramatisch eingebrochen. 

© Stefan Blank Im Vergleich zum Jahr 2019 sind die Fahrgeldeinnahmen innerhalb des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg dramatisch eingebrochen. 

Die aktuell niedrigen Inzidenzwerte und die damit verbundenen Lockerungen der Maßnahmen im Kampf gegen Corona macht sich auch im öffentlichen Nahverkehr bemerkbar.

In den Lockdown-Phasen waren die Reisendenzahlen drastisch auf 20 bis 30 Prozent des üblichen Aufkommens eingebrochen. "Aktuell sind wir wieder bei 50 bis 60 Prozent", sagt Florian Liesel, der bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) die Planungsabteilung leitet.

Das spürt auch der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). So hätten sich die Verkaufsergebnisse im ersten Quartal 2021 zwar auf einem niedrigen, insgesamt aber ordentlichen Niveau bewegt, so Geschätsführerin Anja Steidl auf der 95. Sitzung des VGN-Zweckverbands.

"Kritische Entwicklung"

Im Vergleich zum Jahr 2019 sei die Entwicklung der Fahrgeldeinnahmen jedoch "kritisch", die Einbrüche in Folge der Pandemie "fatal".

So gingen die Einnahmen im Bartarif laut Steidl um 41 Prozent oder 20,4 Millionen Euro zurück, bei den Zeitkarten um 25 Prozent oder 11,4 Millionen Euro.

Steidl rechnet jedoch mit einem weiteren Anstieg der Fahrgeldeinnahmen "wenn nicht wieder ein Lockdown kommt". Eine Frage wird jedoch sein, wie sich speziell die Pendlerverkehre entwickeln werden.

Die Inhaber von Zeitkarten seien dem VGN lange treu geblieben, so Steidl. Doch dann hätten doch viele gekündigt.

Keine Prognose möglich

Auch die BEG, die als Tochtergesellschaft des Freistaats den Schienenpersonennahverkehr in Bayern ausschreibt, bestellt und finanziert, wagt in dieser Hinsicht noch keine Prognose.

"Die langfristigen Folgen von Corona sind noch unklar, Trends zum Home-Office und zur Videokonferenz könnten sich negativ auswirken", so Liesel.

Andererseits gebe es aber auch eine Entwicklung hin zu mehr Urlaub in Deutschland und Ausflügen in der Region, was den Eisenbahnunternehmen mehr Fahrgäste bescheren könnte.

Der VGN beschäftigt sich vor diesem Hintergrund auch mit neuen Geschäftsmodellen wie etwa dem "E-Tarif".

Er richtet sich vor allem an Gelegenheitsnutzer, die Pilotphase mit 20.000 Testnutzern soll im Sommer 2022 beginnen.

Der E-Tarif kann mit dem Smartphone genutzt werden und der Ticketpreis errechnet sich aus einem Mix aus Tagesgrundpreis und zurückgelegten Kilometern, ab gewissen Umsatzgrenzen gibt es Rabatte.

Preiserhöhung kommt

Langfristig soll es, Abos und Zeitkarten ausgenommen, eine komplette Umstellung auf den E-Tarif geben. Fest steht allerdings auch, dass der VGN die Preise vom nächsten Jahr an um 5,5 Prozent anheben wird, nachdem es die letzte Tariferhöhung 2019 gab.

Anders würden die Verluste des VGN jedoch noch größer, so Steidl. Solange nicht mehr öffentliche Mittel in den Öffentlichen Personennahverkehr fließen würden, gäbe es keine Alternative zu Preisanhebungen.

Nürnberg als größte Kommune im Verbund geht hier jedoch einen Sonderweg. der Stadtrat hat eine Aussetzung der Tariferhöhung für 2022 beschlossen.

Im nächsten Jahr soll sich auch auf der Bahnstrecke zwischen Fürth und Erlangen endlich etwas tun.

Dank des vom Freistaat finanzierten Einbaus zusätzlicher Weichen steht von April 2022 an ein lange ersehntes und schon längst verlegtes drittes Gleis im "Fürther Bogen" zur Verfügung, zudem wird die neue Station Fürth-Klinikum in Betrieb genommen.

Neues Gleis, alter Takt

Eigentlich wäre dann auch eine dritte S-Bahn-Fahrt pro Stunde und damit ein annährend ein 20-Minuten-Takt möglich, doch daraus wird laut BEG und VGN erst mit der Fahrplanumstellung Mitte Dezember etwas.

Zuvor ist die Strecke durch Umleitungsverkehre, die durch andere Bahn-Baustellen entstehen, zu stark belastet für eine Taktverdichtung der S-Bahn.

Die soll es 2022 auch bei der Mittelfrankenbahn mit einem durchgehenden Stunden-Takt auch am Abend und am Wochenende geben.

Einzige Ausnahme ist laut BEG die Regionalbahnlinie Pleinfeld - Gunzenhausen. Hier soll die Angebotsausweitung erst im Dezember 2024 kommen, wenn die Reaktivierung des Streckenabschnitts bis Wassertrüdingen abgeschlossen ist und der neue Begegnungsbahnhof in Langlau steht.

In diesem Jahr wird auch das neue Linienkonzept für die S-Bahn Nürnberg an den Start gehen. Die S1 fährt dann zwischen Bamberg, Nürnberg und Neumarkt.

Die S2 ist auf der Linie Roth - Nürnberg - Hartmannshof unterwegs und die S3 verkehrt zwischen Nürnberg und Altdorf.

Zudem starten 2024 drei neue Verkehrsdurchführungsverträge zwischen der BEG und verschiedenen Eisenbahnen.

Halbstündig nach Bamberg

Die Strecke Nürnberg - Bamberg wird dann halbstündlich mit einem Regionalexpress bedient.

Zwischen Nürnberg und Coburg gibt es einen Stundentakt mit der Verlängerung von fünf Zugpaaren bis nach Erfurt, auch die Linie Nürnberg - Bayreuth bekommt mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2024 eine halbstündige RE-Verbindung und die S4 wird von Dombühl bis nach Crailsheim in Baden-Württemberg verlängert.

Langfristig soll das gesamte Nürnberger S-Bahn-Netz weiter wachsen, Gutachter untersuchen aktuell 24 Maßnahmen mit einem Planungshorizont bis 2035. Hierbei geht es nach Angaben des VGN-Geschäftsführers Andreas Mäder zum Beispiel um den Sektor West und damit eine S-Bahn nach Markt Erlbach und Cadolzburg.

Zudem wird die Durchbindung der Gräfenbergbahn und anderer Nebenbahnen geprüft, ebenso der Einsatz von Express-S-Bahnen auf längeren Strecken, der Bau neuer Haltepunkte und mehr Park & Ride-Plätze.

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