Schadstoffe 

Experten stellen fest: Muna-Areal nicht so belastet wie gedacht

20.5.2021, 16:28 Uhr
Gemeinsam war den Vertretern von BI und BN die Position, dass der Wald nicht wegen Belastungen gerodet werden müsse.

© Wolfgang Dressler, NN Gemeinsam war den Vertretern von BI und BN die Position, dass der Wald nicht wegen Belastungen gerodet werden müsse.

Die Erkenntnisse der beiden Organisationen beruhen auf der Beschäftigung mit Gutachten zu dem Muna-Areal von den 1990er-Jahren bis heute. Die hatte der BN mit Hilfe des Umweltinformationsgesetzes von verschiedenen staatlichen Stellen eingeholt. Zur Einordnung hatte man mit dem Nürnberger Geowissenschaftler Dr. Otto Heimbucher, Inhaber der Geoconsult Nordbayern, einen Experten eingeladen, der eine Vielzahl von Altlastenfällen saniert hat.

Wenig Schadstoffe

„Wir können auf jeden Fall sagen, dass die Belastungen relativ gering sind, die Bodenwasserbelastung ist relativ harmlos und nur an wenigen Stellen kritisch“, so Heimbucher zur Muna in Langlau. Er ging davon aus, dass bei rund 20 Prozent der Fläche Handlungsbedarf bestehe. In den meisten Fällen gehe es um eine Sicherung, nur bei den massiver belasteten Sprengtrichtern um eine Sanierung. Die Kosten für die Maßnahmen bezifferte er auf etwa 600.000 bis 800.000 Euro.


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Auch die im Rahmen des Masterplans von Center Parcs vorgestellte Untersuchung hatte ergeben, dass die Schadstoffbelastungen für eine Fläche mit dieser Vorgeschichte vergleichsweise gering sei. Anders sehen die Ergebnisse in punkto Belastung mit militärischen Kampfmitteln aus. Nach einer Probeuntersuchung auf 7200 Quadratmetern sei von einer „flächendeckende Belastung mit ca. 280 kg Kampfmittelschrott und ca. 15 bis 18 scharfen Granaten pro Hektar“ zu rechnen, hatte das Nürnberger Fachbüro ENVI erklärt. Das Gelände sei zurecht eingezäunt, so Prof. Dr. Christian Eipper in der jüngsten Diskussion im Bezirkstag Mittelfranken.

Das allerdings schätzt man bei der Bürgerinitiative sowie dem BN anders ein. „Von irgendwelchen Gefahren für Leib und Leben beim Betreten kann da definitiv nicht die Rede sein“, zeigte sich der Vertreter des BN-Kreisverbands Karl-Heinz Schork überzeugt. Das folgerte er aus der Tatsache, dass er selbst das gesperrte Gelände seit einem runden Jahr regelmäßig betrete und nie etwas passiert sei.

Das ging dem mit Kampfmitteln vertrauten Geowissenschaftler Heimbucher zu weit. „Bitte nicht verharmlosen“, appellierte er. Man müsse die Kampfmittelbelastung weiter untersuchen. „Unabhängig von der Nutzung ist es erforderlich, die Sprengmittel zu beseitigen.“ Diese würden mit der Zeit nicht ungefährlicher. Nicht nur die scharfen Granaten, sondern auch der Munitionsschrott sei problematisch. Es sei bedauerlich, dass auf dem Areal des Bundes bislang vergleichsweise wenig geschehen sei.

Karola Weigel-Krengel, Aktive der Bürgerinitiative, bezweifelte den Umfang der Kampfmittelbelastung, den das ENVI-Gutachten errechnet hatte. Es habe in der Vergangenheit mehrere Räumungen gegeben. Dabei seien bereits viel Munitionsreste aus dem Areal geholt worden. Mit Blick auf die Gutachten der Vergangenheit könnte man davon ausgehen, das größere Teile des Areals bis zu einer Tiefe von 30 Zentimeter kampfmittelfrei seien, so Weigel-Krengel.


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Allerdings wird in den von ihr zitierten Gutachten betont, dass weiter Untersuchungen nötig seien, weil die Räumungen in den 50er-Jahren nach dem Stand der damaligen Technik erledigt worden seien. Die aktuelle Envi-Stichprobe hatte das durchaus bestätigt. So tauchten mehrere Granaten auf, die noch auf dem Gelände gesprengt werden mussten.

Die BI-Aktivistin Karola Weigel-Krengel verwies darauf, dass nach dem Zweiten Weltkrieg 100 Menschen auf dem Areal gelebt hätten und nie etwas passiert sei. Auch würde seit vielen Jahren auf dem Gelände Forstwirtschaft betrieben, bei der es keine Probleme gegeben habe.

Gemeinsam war den Vertretern von BI und BN die Position, dass der Wald nicht wegen der auf dem Gelände befindlichen Belastungen gerodet werden müsse. Die Sanierung der Bodenbelastungen sei mit einigen kleineren Eingriffen zu machen, erklärte Fachmann Heimbucher. Ob das auch für eine Entsorgung der Kampfmittel gelten würde, ist fraglich. Allerdings betonte Karl-Heinz Schork, dass eine Räumung überhaupt erst durch eine neue Nutzung als Feriepark nötig würde. Bliebe das Gelände weiter für die Öffentlichkeit gesperrt könnten die Sprengmittel wohl im Boden bleiben.

Asbest allgemeines Problem

Man habe den Eindruck, „dass die Vorbereitung einer bebaubaren Fläche hier als notwendige Altlastensanierung deklariert werden soll“, sagte Mathias Herrmann, 2. Vorstand der Bürgerinitiative. „Aber wir sagen: Jede unnötige Zerstörung von Boden und Ökologie eines derart wertvollen und zusammenhängenden Waldgebietes verbietet sich in Zeiten von Artenschwund und Klimakrise von selbst.“

Ein weiteres Thema der Online-Konferenz war die Asbest-Belastung in und um die Gebäude. „Das kommt leider in fast allen Gebäuden der 60er- und 70er-Jahre vor“, stellte Heimbucher fest. Deswegen sei die Gefahr nicht zu verharmlosen, weil es durch die Verwitterung von Dachplatten zur Freisetzung von krebserregenden Fasern führen könne und diese auch verwehrt werden könnten. Aber das sei ein allgemeines Problem, weil auf vielen Dächern noch Asbestplatten lägen. Und für die gebe es in Deutschland auch weiter keine Pflicht, sie zu entsorgen, solange sie noch intakt seien, stellte Karola Weigel-Krengel fest.


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