"Fridays for Future" weltweit: Auch in Nürnberg wurde gestreikt

15.3.2019, 12:23 Uhr
Bis vor zum Hauptbahnhof zogen die Demonstranten zum Motto #FridaysForFuture am Freitag in Nürnberg.

© Stefanie Göbel Bis vor zum Hauptbahnhof zogen die Demonstranten zum Motto #FridaysForFuture am Freitag in Nürnberg.

"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" skandieren die Schüler in strömendem Regen vor der Nürnberger Lorenzkirche. Die Veranstalter, darunter die Jugendliche Miriam Süttmann, sind euphorisch: "Wir haben die Demo für 2000 Personen angemeldet, es könnten sogar noch mehr werden - trotz des schlechten Wetters", sagt die 17-jährige Maria-Ward-Schülerin. Die Polizei hat 2300 Teilnehmer gezählt. In Erlangen 800 und in Weißenburg, Ansbach und Herzogenaurach zwischen 200 und 400.

Regenschirm an Regenschirm reihen sich die meist jungen Teilnehmer der Demonstration, dazwischen sieht man selbst gebastelte Plakate mit deutschen und englischen Sprüchen: "Kohle in die Bildung statt in den Ofen" steht etwa auf einem Transparent, "Wer wenn nicht wir, wann wenn nicht jetzt" auf einem anderen. "Our future is getting hotter than young Leonardo di Caprio", "Rettet Olaf, the snow must go on" oder "Wenn die Welt eine Bank wäre, hättet ihr sie längst gerettet" - bei der Gestaltung der Plakate beweisen die Schüler viel Kreativität.


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"Meine Tochter hat gestern noch vier Stunden im Wohnzimmer gebastelt", meint Nicole Adler aus Nürnberg, die auch zur Demo gekommen ist. Mit anderen Eltern aus der Stadt hat sie eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, um die streikenden Schüler zu unterstützen. #parentsforfuture wird auch immer beliebter. Nur über eine Sache ist die Mutter stinksauer: "Ihre Lehrerin hat meine Tochter nicht gehen lassen, als sie nach der dritten Stunde zur Demo los wollte." Am schlimmsten sei, dass ihre Tochter diese Lehrerin gestern noch darüber informiert hatte. "In der Pause ist sie dann gegangen."

Demozug bis zum Bahnhof

Die Schulen gehen sehr unterschiedlich mit den schwänzenden Schülern um. "Rechtlich gesehen sei es ein Verstoß gegen die Schuldordnung, aber die Schulen hätten Handlungsspielraum", sagt etwa Bernd Nees, der stellvertretende Schulleiter des Nürnberger Labenwolf-Gymnasiums. Er befürchtet, dass sehr viele seiner Schüler heute zur Demo gegangen sind. Einige jüngere Schüler hätten von ihren Eltern sogar Befreiungen bekommen, "nur für Demos gelten die nicht". 

"Verweise zu verteilen, macht aber keinen Sinn. Wir überlegen, die politische Pause außerhalb des Unterrichts für das Thema zu nutzen. Da sollen Schüler über die Vor- und Nachteile diskutieren", sagt er. 


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An der Lorenzkirche hüpfen und schreien sich derweil die Schüler warm, das hilft auch gegen die Kälte und den Regen. Sie singen eine selbst geschriebene Version des Songs "Bella Ciao", außerdem gibt es zwei Reden - die von Hanna ist auf Englisch. Denn der Streik heute soll einen internationalen Charakter bekommen. Dann setzt sich die Masse in Bewegung, der Demozug geht über die Lorenzer Straße, über den Ring bis zum Bahnhof und zurück in die Innenstadt bis zum Weißen Turm.

 "Nun sind alle aufgewacht"

Während die Schüler mit ihren Plakaten und Sprechgesängen die Straße entlang laufen, mischen sich immer mehr junge Leute darunter. Denn in Nürnberg streiken einige Schüler aus dem Umland mit, zum Beispiel aus Lauf, Pegnitz und Fürth. Drei zwölfjährige Mädchen vom Schliemann-Gymnasium Fürth sind dabei. "Wir sind nach der dritten Stunde gegangen, wie die halbe Schule. Wir finden es wichtig", meinen sie und freuen sich: "Aber wir bekommen keine Verweise!"


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Unterstützung bekommen die Jugendlichen auch von Erwachsenen, die sich mit ihren Kinderwägen unter die Demonstranten mischen oder von Großeltern. Renate Scholz ist extra aus Lauf mit dem Zug gekommen, um mit ihrem selbst gebastelten Plakat mitzustreiken. "Ich stand schon am 25. Januar auf dem Laufer Marktpkatz und habe die Aktion unterstützt", sagt die 78-Jährige. Sie habe aber nichts dagegen, wenn die Demos jetzt am Samstag stattfinden würden. "Nun sind alle aufgewacht, das Interesse ist da. Ich stehe weiterhin hinter den Schülern."

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