Herausforderung für die neue Präsidentin

13.10.2014, 17:22 Uhr
Herausforderung für die neue Präsidentin

© EHN

Prof. Barbara Städtler-Mach ist die Amtsnachfolgerin von Prof. Hans-Joachim Puch, der in den Ruhestand gegangen ist. Am Donnerstag, 16. Oktober, findet die offizielle Amtsübergabe statt.

Strukturreform - an einer großen Uni kann das bedeuten: Wir dampfen die Zahl der Fakultäten ein. An der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EHN) hat es bedeutet: Wir lösen die Fakultäten ganz auf!

Seit 1. Oktober gibt es nur noch die EHN als Ganzes mit zehn Bachelor- und drei Master-Studiengängen in den Bereichen Sozialwissenschaften, Gesundheit und Pflege, Religionspädagogik, Bildungsarbeit und Diakonik.

Klar gab es vielfältige Widerstände gegen den Umbau – sowohl innerhalb der Hochschule selbst als auch in der Evangelischen Landeskirche als deren Trägerin. Seit drei Jahren hatte eine Lenkungsgruppe an dem neuen Konzept gearbeitet. Letztlich wurde es im Senat der EHN bei nur einer Gegenstimme und ein paar Enthaltungen beschlossen und von der Landessynode abgesegnet.

Keine Fakultäten mehr – der scheidende Präsident Prof. Hans-Joachim Puch betrachtet diese Strukturreform als sein Vermächtnis an die EHN. „Diese Veränderung war notwendig, weil wir eine kleine Hochschule sind, in der Fakultäten keinen Sinn machen“, meint er.

Dazu kommt: „Mit der neuen Struktur wird eine neue Führungskultur möglich“, sagt Puch. „Beim Umgang mit den knappen Ressourcen und angesichts des steigenden Wettbewerbs können schneller Entscheidungen getroffen werden.“

Zu führen und zu entscheiden – das ist künftig die Aufgabe einer vierköpfigen Hochschulleitung: Dazu gehören der Verwaltungschef Kurt Füglein, die beiden Vizepräsidenten Prof. Joachim König sowie Prof. Michael Kuch und vor allem die neue Präsidentin Prof. Barbara Städtler-Mach.

Für sie ist die Strukturreform der EHN zunächst einmal „eine große Herausforderung, der ich mich zu stellen habe“. Soll heißen: Das Konzept mitzutragen und im Senat für die Änderung der Grundordnung zu stimmen, ist eine Sache. Die konkrete Umsetzung im Alltag ist eine ganz andere.

Das vordringliche Ziel der neuen Präsidentin lautet daher: „Die Studierenden sollen in ihrem Studienalltag nichts von der Abschaffung der Fakultäten merken“ – die Erstsemester sowieso nicht, weil sie es gar nicht anders kennen, und die anderen Studierenden auch nicht, weil sie es nicht unmittelbar betrifft.

Denn für einen reibungslosen Ablauf des Studiums sollen neue Studiengangskonferenzen, Studienkommissionen und Fachgruppen sorgen, die alle fächerübergreifend besetzt sind. Davon erhoffen sich Puch und Städtler-Mach „weniger Bürokratie, viel mehr inhaltliche Arbeit und eine dynamische Entwicklung“ – die letztlich das Lehrangebot weiter verbessern soll.

Denn zentral sei die Frage: Was sollen unsere Studierenden hier lernen? „Wir wollen nicht nur fachliches Wissen vermitteln, sondern vor allem die Persönlichkeit jedes Einzelnen fördern“, sagt Barbara Städtler-Mach, „dazu ist uns der enge persönliche Kontakt mit den Studierenden sehr wichtig.“

Ein weiteres Ziel: die Schärfung des Profils. Das bedeutet zum Beispiel bei Forschungsthemen: „Wir werden sicher nicht jedem Trend hinterherlaufen, sondern uns genau überlegen, was zu uns passt und worauf wir uns konzentrieren wollen“, erklärt die neue Präsidentin.

„Die Freiheit des Denkens“ will sie pflegen. Und sie definiert einen gewissen Anspruch: „Ein Absolvent, der von dieser Hochschule kommt, der kann auch wirklich was!“

 

Extra-Infos:

Die Evangelischen Hochschule (EHN) wurde 1995 mit der Fusion der drei kirchlichen Fachhochschulbereiche Sozialwesen (in Nürnberg), Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit (in München) sowie Pflegemanagement (Neuendettelsau) gegründet. 1998 erfolgte die räumliche Zusammenlegung der drei Fakultäten in der Bärenschanzstraße 4 in Nürnberg. Heute hat die EHN insgesamt 1431 Studierende (davon 420 Erstsemester), 44 Professoren und 44 Mitarbeiter.

 

Prof. Hans-Joachim Puch war seit Herbst 1996 Präsident der Evangelischen Hochschule Nürnberg. „Es erfüllt mich mit tiefer Dankbarkeit“, sagt er, „dass ich in diesem Amt die Chance hatte, zu gestalten“. Wegen seiner reichen Erfahrungen in der Hochschulpolitik wurde er in den Hochschulentwicklungsrat der Landeskirche in Sachsen berufen, wo es drei Evangelische Hochschulen gibt. Puch spielt begeistert Tennis und verriet anlässlich seines Ruhestandes ein weiteres, bisher eher verborgenes Hobby: Moderne Kunst, die er sich vor allem in Ausstellungen zu Gemüte führt.

 

Prof. Barbara Städtler-Mach ist Pfarrerin, Diplom-Diakoniewissenschaftlerin und Professorin für Theologie und Ethik. Nach dem Studium in Neuendettelsau, Erlangen und Heidelberg wurde sie dort 1992 promoviert. Nach Tätigkeiten als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Heidelberg und als Klinikseelsorgerin am Klinikum Hallerwiese in Nürnberg, wurde sie 1996 Gründungsdekanin des Fachbereichs Pflegemanagement an der damaligen Evangelischen Fachhochschule Nürnberg. 2002 erfolgte die Habilitation an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau für das Fach Praktische Theologie. Seit 2009 war sie Vizepräsidentin der Evangelischen Hochschule Nürnberg

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