Selbstversuch im Stand-up-Paddeln

8.8.2015, 08:00 Uhr
Selbstversuch im Stand-up-Paddeln

© Michael Müller

Beim SUP verbrennt man angeblich nicht nur unzählige Kalorien, sondern trainiert auch alle großen Muskelpartien und kann jede Menge Spaß haben. Kein Wunder, dass die Trendsportart schon vor einiger Zeit über den Großen Teich zu uns geschwappt ist.

Anders als beim Surfen sind Wind oder Wellen dafür nicht notwendig. „Alles, was man dazu braucht, sind ein Board, ein Paddel und irgendein Gewässer“, erklärt mir ein braungebrannter Typ in einem Video, das ich auf YouTube gefunden habe.

Echtes Surf-Feeling

Er ist SUP-Profi und befindet sich gerade auf Tahiti. Der Ort, an dem das Stand-up-Paddeln vor langer Zeit von einheimischen Fischern erfunden wurde, bevor es im Surfmekka Hawaii an Bekanntheit gewann. Der Typ sitzt auf seinem Board in türkisfarbenem Wasser, während um ihn herum Rochen und kleine Haie schwimmen und erzählt, was ihn am Stand-up-Paddeln fasziniert.

Plötzlich überkommt mich dieses Surf-Feeling, von dem er die ganze Zeit redet, und ich möchte auch unbedingt auf so einem Brett stehen. Noch am selben Tag melde ich mich für einen Anfängerkurs an. Eine Woche später geht es los. Statt Rochen und glasklarem Wasser erwarten mich zwar lediglich ein paar Wasserläufer und die trübe Rednitz, aber jeder fängt schließlich irgendwo mal an.

Meine ersten Paddel-Versuche wage ich bei den „Boardnerds“ in Mühlhof, im Süden von Nürnberg. Seit gut eineinhalb Jahren bieten die Jungs, Sommer wie Winter, Kurse und Touren an, verleihen ihre Boards und haben sogar ihren eigenen Shop — und sind dabei längst nicht mehr die Ausnahme.

Erfolgserlebnis garantiert

Nahezu überall, wo es Wasser gibt — wie am Wöhrder See oder Rothsee — kann man sich Bretter und Zubehör ausleihen. Die einzige Voraussetzung sind relativ gute Schwimmkenntnisse. Ansonsten kann das unabhängig vom Alter jeder ausprobieren, der keine Angst vor Wasser hat. Schnelle Erfolgserlebnisse sind angeblich inklusive, da Stand-up-Paddeln als leicht erlernbar gilt. Davon will ich mich persönlich überzeugen.

Doch bevor es aufs Wasser geht, muss jeder erst einmal in Badesachen, Sportklamotten oder in einen Neoprenanzug schlüpfen. Aus optischen Gründen entscheide ich mich gegen letzteres. Anschließend sucht Jens, unser Paddel-Trainer, für jeden das passende Board und Paddel heraus, und schon stolpere ich mit meiner Gruppe und dem Brett unter meinem Arm in Richtung Ufer.

Selbstversuch im Stand-up-Paddeln

© Michael Müller

Sonderlich schwer ist das fast zwei Meter lange Ding zum Glück nicht, da die SUP-Boards mittlerweile fast alle aufblasbar sind. Dort angekommen, gibt uns Jens erst einmal eine kleine Einführung im Trockenen. Er zeigt uns, wie wir das Paddel halten müssen, wie wir wenden, und wie wir auf unserem Brett richtig aufstehen.

„Wichtig ist, dass ihr mit beiden Füßen parallel auf dem Brett steht. Sonst kann es schnell sein, dass ihr ins Wasser fliegt“, mahnt er grinsend. Auf Nachfrage, wie viele denn so im Fluss landen, erfahre ich, dass „von zehn Leuten meistens zwei vom Board fallen.“ Wir sind zu fünft. Also geht laut Statistik einer baden. Ich mustere die anderen Teilnehmer und bereue zutiefst, dass ich mich gegen den Neopren entschieden habe. Zu spät. Schon schnappt sich Jens mein Brett, legt es ins Wasser und hält es fest, damit ich mich daraufknien kann. Mit einem mulmigen Gefühl paddele ich auf wackeligen Knien und auf einem noch wackeligeren Brett los — entgegen der Strömung. „150 Meter stromabwärts befindet sich ein Wehr“, ruft Jens. Diese Tatsache versetzt mich kurzzeitig ein wenig in Panik. Nach ein paar Metern beruhige ich mich wieder und richte mich langsam auf. Meine Beine zittern — aber ich stehe. Ein wunderbares Gefühl.

Selbstversuch im Stand-up-Paddeln

© Michael Müller

Plötzlich macht es „Plumps“ neben mir. Ich stelle mit Genugtuung fest, dass ich nicht als Erste die Wassertemperatur unfreiwillig testen muss. Nach einiger Zeit klappt sogar das Wenden.

Entspannung pur

Endlich kann ich mich umsehen: Überall wuchern grüne Pflanzen am Flussufer, und Bäume hängen ihr Blätterkleid in den Fluss. Ich fühle mich fast ein bisschen, als würde ich durch einen Dschungel paddeln. Mein Kopf ist komplett leer, selten war ich so entspannt.

Vielleicht auch deshalb, weil ich krampfhaft versuche, nicht ins Wasser zu fallen. Schon zweimal bin ich mit einem aus meiner Gruppen kollidiert. Passiert ist nichts.

Am liebsten würde ich nie wieder von meinem Board steigen. Doch leider vergehen die eineinhalb Stunden auf dem Wasser wie im Flug. Als ich wieder festen Boden unter meinen Füßen spüre, merke ich, dass meine Arme und mein Gesicht ein wenig schmerzen. Ersteres kommt vom Paddeln und letzteres von meinem Dauergrinsen. Das war garantiert nicht das letzte Mal, dass ich auf einem Stand-up-Paddel-Board stand.

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