King of Thrill ist zurück
Stephen King ist zurück - und mit ihm eine bekannte Hauptfigur: „Kein Zurück“
11.06.2025, 06:00 Uhr
Holly Gibney ist für Stephen King-Fans keine unbekannte Figur. Ihren ersten Auftritt hatte sie an der Seite von Bill Hodges in „Mr. Mercedes“, zuletzt trat sie in „Holly“ auf. Die Privatdetektivin hat eine besondere Beobachtungs- und Kombinationsgabe, um die sie auch ihre Freunde bei der Polizei beneiden. Gleichzeitig leidet Holly aber auch unter einem Minderwertigkeitskomplex, wodurch Holly oft unsicher wirkt und ihrem eigenen Urteil wenig traut. Das wird sie auch in „Kein Zurück“ vor Probleme stellen.
„Kein Zurück“: Ein besonderer Fall für Holly Gibney
„Schuld und Sühne“ wäre ein ebenfalls passender Titel für „Kein Zurück“ gewesen, wenn dieser Titel nicht schon besetzt wäre. Denn diese Motive sind zentral für den Täter der „Stellvertretermorde“, mit denen sich Holly und die Polizei im neuen Buch von Stephen King auseinandersetzen. Aber der Reihe nach.
Eigentlich hat Holly mit dem Fall gar nichts zu tun. In ihrer Arbeit als Privatdetektivin ist sie gerade mit Versicherungsangelegenheiten beschäftigt. Da kommt ihr ihre Freundin Isabelle „Izzy“ Jaynes, Detective bei der Polizei gerade recht. Denn die Arbeit für Versicherungen empfindet Holly nicht gerade als spannend. Izzys Boss hat gerade einen seltsamen Brief erhalten, in dem „Bill Wilson“ offensichtlich ein Pseudonym, behauptet, er werde den Tod eines Unschuldigen rächen, indem er 13 Unschuldige und einen Schuldigen töten wird. „Dies ist ein Akt der Sühne“.
Zunächst ist sich die Polizei nicht sicher, ob es sich um eine echte Drohung handelt oder um einen schlechten Scherz. Inoffiziell zieht Izzy Holly zu Rate. Als das erste Opfer auftaucht, einen Zettel mit einem Namen in der Hand, wird die Drohung konkret und die Jagd beginnt.
Zumindest für Izzy. Denn Holly hat einen anderen Auftrag erhalten. Eine feministische Aktivistin ist auf einer Lesereise, um ihr neues Buch zu bewerben. Kate McKay hat eine klare politische Botschaft, die nicht jedem gefällt. Allen voran religiöse Fanatiker zählen zu ihren Kritikern. Als ihre Assistentin, Corrie, dann auf offener Straße angegriffen wird, wird klar: Sie brauchen Personenschutz. Das gehört zwar nicht zu Holly Gibneys Kerngeschäft, aber dennoch nicht sie den Auftrag an und reist fortan mit den beiden von Stadt zu Stadt und von Show zu Show. Das ist auch mehr als nötig, denn für den Angriff ist ein geheimnisvolles Zwillingspaar verantwortlich, das Kate und Corrie auf den Fersen ist und die Aktivistin zum Schweigen bringen will.
Die Polizei steckt in den Ermittlungen fest, die Zuständigkeiten wechseln, als die Mordserie auch im Umland Tatorte bekommt. Holly versucht zu helfen, muss aber gleichzeitig ihren Auftrag als Personenschützerin gewissenhaft durchführen. Kann Holly beide Fälle unter einen Hut bringen? Und hängen die Fälle am Ende sogar zusammen?
„Kein Zurück“: Spannung durch Perspektive
Die Spannung in „Kein Zurück“ entsteht nicht etwa durch Twists und Überraschungen, obwohl diese natürlich nicht fehlen. Tatsächlich begleiten wir von Anfang an den Täter der „Stellvertretermorde“, Trig und erfahren so über seine Motive und sein Vorgehen.
Genauso verhält es sich mit dem Zwillingspaar Chris und Chrissy, die hinter Kate McKay her sind. Immer wieder erfahren wir, was in den Köpfen der Antagonisten dieses Thrillers vorgeht. So sind wir als Leser der Polizei und Holly meist einen Schritt voraus und können beobachten, wie sie die Spuren finden müssen und dabei eins und eins zusammenzählen.
Dieser ständige Perspektivenwechsel ist es, der „Kein Zurück“ seinen Thrill, seine Spannung verleiht. Im letzten Drittel des Buchs nimmt die Handlung zudem rasant an Fahrt auf, die Ermittlerinnen können sich langsam aus dem Brei der seltsamen Spuren befreien, gleichzeitig gehen Trig und die Stalker aufs Ganze.
„Kein Zurück“ ist ein Thriller voller Spannung, die sich langsam aufbaut und am Ende in einem spektakulären Finish entlädt.
Besonders zu erwähnen ist auch, dass Stephen King, der selbst trockener Alkoholiker ist, einen besonders authentischen Einblick in die Welt der anonymen Alkoholiker und Suchtdynamiken gibt.
„Kein Zurück“
von Stephen King
- übersetzt von Bernhard Kleinschmidt
- 640 Seiten
- ISBN: 978-3-453-27434-1
- Heyne
- 28 Euro (Buch und Kindle-Book bei Amazon)
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