1:1! Starker Club kann sich gegen Bayern nicht belohnen

28.4.2019, 20:59 Uhr
Der Elfmeter von Tim Leibold hätte den Sieg bedeuten können - der Club-Flügelflitzer setzte den Strafstoß aber an den Pfosten.

© Sportfoto Zink / DaMa Der Elfmeter von Tim Leibold hätte den Sieg bedeuten können - der Club-Flügelflitzer setzte den Strafstoß aber an den Pfosten.

Am Samstag hatte sich der Abgrund noch weiter aufgetan – ausnahmsweise einmal ganz ohne Zutun des 1. FC Nürnberg. Mit Hannover 96, dem VfB Stuttgart und dem FC Schalke 04 hatte da die gesammelte Konkurrenz im Abstiegskampf ihre Bundesligaspiele gewonnen. Um nicht fast schon alle Hoffnung zu verlieren, sollte es der Club den Kontrahenten am Sonntag deshalb besser gleichtun. Kleines Problem an der Angelegenheit: Im Max-Morlock-Stadion stellte sich der FC Bayern München in all seiner Pracht vor.

Viel war davon allerdings dann nicht zu sehen: Ein famos kämpfender 1. FC Nürnberg sah nach dem Führungstreffer von Matheus Pereira in der 48. Minute lange so aus, als könne ihm die Sensation gelingen, musste nach dem Ausgleichtreffer durch Serge Gnabry in der 75. Minute beim 1:1 (0:0) aber mit einem Punkt zufrieden sein. Dabei war ein Sieg bis zum Ende möglich: In der 90. Minute schoss Tim Leibold einen Elfmeter an den Pfosten. Die 50.000 Zuschauer feierten nach Abpfiff ihren Club trotzdem.

Mathenia erneut überragend

"Ein Wunder", so hatte es im Vorfeld Kapitän Hanno Behrens ausgeführt, hätten sie schon gebraucht gegen den Tabellenführer. Beauftragt mit dieser Aufgabe wurden von Trainer Boris Schommers jene Spieler, die in letzter Zeit zwar keine größeren Wunder geschafft hatten, den Club aber immerhin wieder einigermaßen wettbewerbsfähig aussehen hatten lassen. Zum vierten Mal in Serie ließ Schommers dieselbe Startelf auflaufen. Gar nicht erst im Kader war Virgil Misidjan. Schommers Begründung: Er hat nicht so trainiert, "wie ich mir das vorgestellt habe."

Die Startelf hingegen tat das, was man von ihr erwarten durfte: Aus einer massierten Deckung versuchte sich der Club an Nadelstichen gegen den überlebensgroßen Favoriten. Das mit den Nadelstichen gelang zwar zunächst nicht, immerhin aber merkte man den Münchnern an, dass sie auf diese Art des Spiels wenig Lust haben. 23 Minuten dauerte es, ehe es für das von Christian Mathenia gehütete Club-Tor gefährlich wurde. Einen Freistoß von David Alaba lenkte der seit Wochen formstarke Mathenia an die Latte.

Auch Ulreich muss retten

Es war diese erste Halbzeit ein weiterer Beleg für die defensiven Fortschritte unter Schommers. Der hatte vorab beim Fernsehsender Sky in Aussicht gestellt, dass es bald eine klärende Mitteilung seine Zukunft betreffend geben wird.

Dass die Nürnberger Gegenwart an diesem Sonntagabend nett sein könnte, davon zeugten die nächsten Minuten seiner Mannschaft. Immer häufiger traute sich der Club nach vorne: Pereira schoss aus 16 Metern vorbei (35.), eine Minute später nutzte Eduard Löwen beinahe einen Fehler von Sven Ulreich – der Münchner Torwart musste mit einer wagemutigen Grätsche das 1:0 für die Gastgeber verhindern.

Pereira trifft, Gnabry auch

Zur Pause stand es 0:0 – der Club durfte und wollte es als Auszeichnung begreifen. Es war ihnen vor allem: Motivation. Drei Minuten waren nach der Unterbrechung absolviert, als sich Sebastian Kerk und Tim Leibold über die linke Seite nach vorne kombinierten – Kerks Hereingabe fand Eduard Löwen, der mit seinem Schuss noch an Ulreich scheiterte, den Abpraller aber beförderte Pererira ins lange Eck. Der Club führte tatsächlich 1:0.

Vier Minuten später hätte es sogar 2:0 stehen, am Ende eines 3:1-Konters aber wurde Löwen noch gestoppt. Die Reaktion der Münchner ließ erstaunlich lange auf sich warten. Erst als schon eine Stunde absolviert war, tauchte Leon Goretzka vor Christian Mathenia auf, Mathenia klärte zur Ecke. So ähnlich sah das dann nach 69 Minuten wieder aus, als Mathenia einen Freistoß von James an die Latte lenkte.

Der Club litt nun, Entlastung fand praktisch nicht statt. Einen Vorwurf wollte den Nürnbergern daraus niemand konstruieren, dass es dumm ausgehen könnte, ahnten dennoch alle. Nach 75 Minuten passierte dann, was wohl passieren muss: Nach einer Hereingabe von Coman wollte der starke Robert Bauer klären, traf aber nur Gnabry, der wiederum über Mathenia hinweg den Ausgleich erzielte. Dann kam Leibolds Aufctritt in der 90. Minute, nach seinem Pfostentreffer vom Elfmeterpunkt machte sich erst Stille breit, dann überwog bald der Stolz. Der Club hatte sich einen Punkt gegen den kommenden Meister erkämpft. Für den Klassenverbleib dürfte das trotzdem zu wenig sein. Es sei denn, es gelingt ihnen ein Wunder – dass das passieren könnte, diesen Glauben hat der Sonntagnachmittag wachsen lassen.

1. FC Nürnberg: Mathenia - Bauer (88. Ilicevic), Mühl, Ewerton, Leibold - Erras - Löwen (82. Margreitter), Behrens - Matheus Pereira, Kerk - Ishak (72. Tillman)

FC Bayern München: Ulreich - Kimmich, Süle, Hummels, Alaba - Thiago, Javi Martinez (57. James, 72. Davies) - Goretzka, Müller (46. Gnabry), Coman - Lewandowski

Tore: 1:0 Pereira (48.), 1:1 Gnabry (75.) | Besondere Vorkommnisse: Leibold verschießt Foulelfmeter (90.+1) | Gelbe Karten: Ewerton - Davies | Schiedsrichter: Stieler (Hamburg) | Zuschauer: 50.000 (ausverkauft).

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